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Schoko-Aroma und ein Hauch Vanille: Malt Whisky für Genießer

Von Andreas Heimann 29.02.2008, 08:37

Hamburg/dpa. - Whisky-Leidenschaft fängt bei der Nase an. Denn vor dem Trinken wird geschnuppert. Gerade wenn es nicht um die Billig-Marken geht, sondern um die Königsklasse, den schottischen Single Malt Whisky, kann schon das ein Moment voller Überraschungen sein.

Mal lässt sich ein Hauch von Vanille erahnen, mal riecht es nach Beerenfrüchten oder nach Banane, nach Holzfeuer oder Seeluft. Kaum jemand weiß das besser als Rachel Barrie. Ob in einem Whisky Aromen von Schokolade oder grünem Pfeffer enthalten sind, entdeckt die 38-jährige Schottin mit ihrer feinen Nase schon vor dem ersten Schluck. Das hat ihr einen Job als Whisky Blender bei Glenmorangie eingetragen - als erster Frau in Schottland. Die Destillerie gehört zu den berühmtesten Produzenten von Single Malt Whisky.

Ein Single Malt kommt immer aus einer ganz bestimmten Destillerie - anders als der Blended Scotch, bei dem verschiedene Whiskys verschnitten, also munter gemischt werden. «Ein Single Malt ist nicht unbedingt besser, aber unbedingt interessanter», sagt Kersten Wetenkamp, Experte für Hochprozentiges beim Fachmagazin «Feinschmecker» in Hamburg.

Jürgen Deibel, Whisky-Consultant aus Hannover, kann das bestätigen: Kein Malt sei wie der andere. Jede Destillerie unterscheide sich im Detail - schon in der Form der Brennkessel. Auch sie hat Einfluss auf den Geschmack, ebenso wie die Dauer der Lagerung in Eichenfässern. Die Unterschiede zwischen einzelnen Malt Whiskys seien viel größer als zum Beispiel bei Cognac oder Grappa, sagt Kersten Wetenkamp. «Deswegen ist Whisky auch viel spannender.»

Wie der Whisky schmeckt, hängt von vielen Faktoren ab. Die Herstellung des Alkohols ist prinzipiell immer gleich, Unterschiede im Detail gibt es aber viele. «Schottischer Whisky wird zweifach gebrannt, irischer Whiskey dreimal», erklärt Enrico Wilhelm, Bar-Chef im Hotel «Atlantic» in Hamburg. Der irische sei deshalb etwas milder und süßer. Auch das kleine «e» macht beim Thema Whisky einen großen Unterschied: Whisky aus Schottland schreibt sich grundsätzlich ohne «e», in Irland dagegen gibt es Whiskey - ebenso wie in Nordamerika.

Aber auch innerhalb Schottlands gibt es zwischen den Regionen große Unterschiede bei den Malt Whiskys: «Für Einsteiger eignen sich besonders solche aus den Lowlands im schottischen Süden», sagt Wilhelm. Diese Whiskys seien leicht und mild. «Leicht bis mittelkräftig» seien Whiskys aus der Speyside-Region längs des Flüsschen Spey. Eher für Fortgeschrittene sind Malts wie der kräftige Talisker von der Isle of Skye oder Lagavulin von der Whisky-Insel Islay, wo sich auf kleinem Raum gleich ein halbes Dutzend viel gerühmter Destillerien drängen - von Ardbeg bis Bruichladdich. Charakteristisch für sie ist ihr ausgeprägt «torfiger» Geschmack.

In der Bar des «Atlantic» haben Gäste die Wahl zwischen 80 Whiskys. Neben Single Malts gibt es auch amerikanischen Bourbon und Blended Scotch. Letzterer werde vor allem für Cocktails verwendet. Malt Whiskys trinkt man dagegen grundsätzlich pur - sonst ließen sich die vielen Geschmacksnuancen kaum bemerken. Und für Whisky-Kenner gibt es kaum eine grausamere Vorstellung, als dass jemand einen Malt mit Cola mixen könnte.

Verschwendung wäre das auch, weil Malt Whiskys schnell mehrere hundert, manchmal sogar mehrere tausend Euro pro Flasche kosten können. «Beim Reifen im Fass nimmt der Whisky Aromen aus dem Holz an», erklärt Wetenkamp. Und nach 25 Jahren Lagerung kann der Geschmack völlig anders sein als nach 15 Jahren.