Saubermänner mit Diplom: Putzkurs für Männer
Merzen/dpa. - Lieschen Frohne steht mitten in der großen Diele ihres Familien-Bauernhofs. Sie blickt zu Michael Röddinger und Richard Bongartz, die gerade sorgfältig das große Fenster des Raumes putzen.
«Ihr müsst das Tuch noch etwas anders halten», sagt Frohne. Dann dreht sich die 53 Jahre alte Frau um und beobachtet Eberhard Schenk, der mit einem Staubsauger Spinnweben von der Dielendecke entfernt. «Da oben sitzt noch eine kleine Spinne», ruft Frohne und zeigt auf das Tier. Drei Männer hören heute auf das Kommando der Hauswirtschaftsmeisterin: Sie sind Teilnehmer des Putzkurses auf dem Ferienhof Frohne in Merzen bei Osnabrück.
«Da kommt man ganz schön in Schwitzen», sagt der 55 Jahre alte Schenk und atmet tief durch. Langsam steigt der Dortmunder von der Leiter. «Aber ich habe mich ja freiwillig für diesen Kurs angemeldet», sagt er. Schenks Gattin ist sehbehindert und auf die Hilfe ihres Mannes angewiesen. «Für mich ist es selbstverständlich, dass man den Haushalt zu zweit erledigt.» Solche Worte hört Frohne gerne. Sie weiß, dass es viele Männer gibt, die ihrer Gattin gerne die komplette Hausarbeit überlassen. «Einige Männer können nur ihr Auto oder Motorrad putzen», sagt Frohne schmunzelnd.
Seit mehr als acht Jahren bildet sie Saubermänner aus. Den Crash-Kurs gibt es zum Preis von 36 Euro. Beim Empfang schenkt Frohne allen Teilnehmern einen hausgemachten Kräuterlikör ein. «Ich heiße Lieschen», sagt sie. Dann bindet Frohne den Männern blaue Schürzen um, auf denen in weißen Lettern «Die Putzteufel» steht. Sie kramt aus verschiedenen Eimern Putzmittel hervor und präsentiert sie den Teilnehmern - vom Scheuermittel bis zum Kalkreiniger. Dann kommandiert Frohne die Männer durch die Diele und das Bad.
Nicht alle Männer können sich mit ihrer neuen Rolle als Putzteufel sofort anfreunden. «Manchmal klagen Teilnehmer, dass ihnen vom Putzen der Arm schmerzt», berichtet Frohne. «Aber Ausreden lasse ich nicht gelten.» Manchmal ist die Putzlehrerin schockiert über das mangelhafte Wissen ihrer Schützlinge. «Hier war mal ein Teilnehmer, der nicht mal ein Tuch auswringen konnte», erinnert sie sich. «Und ein anderer Mann hat zum Reinigen des Badezimmers eine ganze Flasche Scheuermittel in die Toilette geschüttet.»
Doch diesmal schlagen sich die Saubermänner gut. «Ich sehe keinen einzigen Streifen mehr», sagt Frohne zu den Fensterputzern Michael Röddinger und Richard Bongartz. Diese quittieren das Lob ihrer Lehrerin mit einem zufriedenen Lächeln. Nach getaner Arbeit händigt Frohne allen drei Teilnehmern das von ihr ausgestellte Putzdiplom aus. «Das habt ihr Euch auch redlich verdient», sagt Frohne. Natürlich hofft sie, dass die Männer ihre Putztipps künftig beherzigen. «Mir hat der Kurs sehr geholfen», sagt Röddinger. Schmunzelnd stellt der 37-Jährige fest: «Ich befürchte nur, dass meine Frau mich jetzt noch mehr im Haushalt einspannen will.»
Putzkurs für Männer: www.ferienhof-frohne.de