Rhetorik im Beruf Rhetorik im Beruf: Gute Redner haben es leichter
Hamburg/Tübingen/dpa. - Allerdings gehtes nicht einfach darum, nett plaudern zu können. «Rhetorik fängt dannan, wenn man Menschen überzeugen möchte», sagt Joachim Knape,Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Rhetorik in Wissenschaftund Praxis in Tübingen. In jeder Art von Beruf, wo neue Ideen gefragtsind, wo etwas geändert oder verbessert werden muss, werde mit derKunst der Überzeugung gearbeitet.
«Wer gewinnend auftritt, erreicht im Berufsleben mehr, kann seineIdeen durchsetzen», erklärt Hatzius. Obwohl Redegewandtheit in vielenStellenanzeigen verlangt wird, werde sie an deutschen Schulen undUniversitäten kaum gefördert. Die Instrumentalisierung der Rhetorikin der Propaganda während des «Dritten Reiches» rufe in Deutschlandimmer noch die Angst hervor, manipuliert zu werden.
«Es gibt keine "böse Sprache" - nur "böse Sprecher"», sagt HeikoMell, Personalberater und Ratgeberautor in Rösrath bei Köln. DieRhetorik friste in Deutschland ein Schattendasein. «In England übendie Schüler in Debattier-Clubs das freie Vortragen, und anamerikanischen Highschools ist die Rhetorik eine anerkannteDisziplin.»
Wenn jemand rhetorisch geschickt ist, könne er eine mittelmäßigeIdee besser verkaufen, als jemand, der zwar eine bessere Idee hat,sie aber nicht vermitteln kann. «Das ist nicht gerecht, aber dasVerkaufen gehört zur Marktwirtschaft, und das müssen wirakzeptieren», sagt Mell. Und in der Marktwirtschaft müsse jederArbeitnehmer seine Arbeitskraft bestmöglich verkaufen.
Rhetorik könne teilweise in Kursen erlernt werden, erklärt Mell,zum großen Teil entscheide das Talent. Jemand, der keine rhetorischenGrundfähigkeiten besitze, sollte sich besser einen Job suchen, in dem nicht viel geredet wird. «Wer einen Kurs in Rhetorik besucht, hatnicht unbedingt einen Vorteil gegenüber einem begabten Redner.»Rhetorik sei weit mehr als eine Verkaufsschulung für Staubsaugervertreter.
Mit ihrer Hilfe könne jemand seine Interessen durchsetzen undSachverhalte besser darstellen – für Arbeitnehmer in leitendenFunktionen sei sie unentbehrlich. «Aber durch Redetechniken alleinwird keiner zum großen Redner», warnt Knape. Der Kern der Rhetoriksei es, authentisch zu sein. «Die Kunst der Rede wird heute immerwichtiger, weil "Führen durch Befehl und Gehorsam" abgelöst wirddurch "Führen durch Überzeugen".»
Literatur: Peter Ebeling: Rhetorik - der Weg zum Erfolg, HumboldVerlag, ISBN 3-7081-9856-5, 8,90 Euro; Heiko Mell: Spielregeln fürBeruf und Karriere. Erfolg als Mitarbeiter und Führungskraft,Springer-Verlag, ISBN: 3-540-23495-0, 19,95 Euro.