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Trickbetrüger Trickbetrüger: Wie Taschendiebe in Rom Touristen abzocken

Von Julia Hollnagel 09.09.2014, 13:32
Trickdiebe schlagen in Rom häufig zu.
Trickdiebe schlagen in Rom häufig zu. Daniel Naupold/ dpa Lizenz

Dicht aneinandergedrängt schieben sich die Menschenmassen in die Metro-Station an der Spanischen Treppe in Rom. Der Geruch nach Schweiß und Sonnencreme liegt in der Luft. Die Sprachen: ein bunter Mix. Die Stadt am Tiber ist eine Touristenhochburg, Millionen zahlungskräftige Besucher bevölkern sie jedes Jahr - das perfekte Jagdrevier für Taschendiebe.

Bei der Polizei gehen jährlich alleine für die Hauptstadt Zehntausende Anzeigen ein, das Touristikportal TripAdvisor stuft Rom nach Barcelona als die europäische Stadt mit der größten Gefahr durch Taschendiebe ein.

Kriminelle haben viele Strategien

Die Strategien der Kriminellen sind vielseitig. Die Gruppen haben Perfektion darin erlangt, Touristen und Einheimische um ihre Wertgegenstände zu bringen. Längst wird einem die Handtasche oder das Mobiltelefon nicht mehr einfach aus der Hand gerissen. Die neue Generation der Taschendiebe geht deutlich subtiler und vor allem organisierter vor. Gerade das macht es den Behörden schwer, etwas gegen die Diebstähle zu unternehmen und die Täter zu stoppen.

Jugendliche beklauen Ehepaar im Zug

Der Italiener Sergio und seine Frau Paola waren in Rom, um Angehörige zu besuchen, vor allem den kleinen Neffen, berichteten sie der italienischen Tageszeitung „La Stampa“. Am Hauptbahnhof müssen sie umsteigen. Neben ihnen steht eine Gruppe Jugendlicher, erinnert sich Paola. Als der Zug einfährt, drängeln sich die Minderjährigen in den Wagen. Sie lärmen und schubsen. Als sich die Türen schließen, hält einer den Fuß dazwischen. Alle schlüpfen hinaus. Paola greift instinktiv nach ihrer Tasche, die offen ist. Ihr Portemonnaie fehlt. „Drinnen waren 70 Euro“, berichtet die Rentnerin, „das war das Geschenk für meinen Neffen.“ Die Schuldigen sind längst entkommen. Eine Chance, das Diebesgut wiederzubekommen, gibt es nicht.

Auf der nächsten Seite: Warum die Polizei so machtlos ist und was die Italienische Bahn gegen Trickbetrüger tut.

Britische Behörden geben Warnung heraus

Die Situation hat sich in Rom so weit verschärft, dass auch die britischen Behörden eine Warnung vor Taschendieben für die Stadt herausgegeben haben. Doch nicht nur in der Stadt am Tiber sind die Banden auf der Pirsch, stets auf der Suche nach unachtsamen Reisenden. An allen großen Bahnhöfen besteht Gefahr, selbst in den Zügen, die die Metropolen Italiens miteinander verbinden.

Polizei ist gegen Diebe machtlos

Jedes Vorgehen der Polizei scheint zwecklos. „Seit Jahresbeginn gab es allein an der Stazione Termini 2500 Anzeigen und Hunderte Festnahmen“, berichtete ein Sicherheitsbeamter der Tageszeitung „Il Fatto Quotidiano“. „Aber sie sind alle unnütz, die Diebe werden sofort wieder freigelassen. Es gibt kein System, sie zu bestrafen“, erklärt er verbittert. Die fälligen Geldstrafen oder ein kurzer Freiheitsentzug halten die Taschendiebe nicht - oder nur kurzfristig - vom Stehlen ab.

Italienische Bahn will Reisende aufrütteln

So bleibt der italienischen Bahn nichts anderes übrig, als ihre Kunden zu warnen. Unter dem Leitspruch „Pass auf, mach den Unterschied“, starteten die Ferrovie italiane vor kurzem eine neue Initiative gegen Taschendiebe und Trickbetrüger. Videos, Flugblätter in acht Sprachen und Hinweisschilder sind die wesentlichen Bestandteile dieses Programms. Ob es allerdings helfen wird, den Dieben ihr Jagdrevier zu nehmen, ist fragwürdig. Franco Fiumara, Direktor des Betriebsschutzes der italienischen Bahn, ist jedoch überzeugt: „Aufzupassen garantiert eine unbeschwerte Reise.“ (dpa)

Touristen gehen am Trevi-Brunnen vorbei - das perfekte Jagdrevier für Taschendiebe.
Touristen gehen am Trevi-Brunnen vorbei - das perfekte Jagdrevier für Taschendiebe.
Angelo Carconi/ dpa Lizenz