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Thailand  Thailand : Hotel der Dickhäuter

Von Bernd Kubisch 09.04.2013, 16:28
Alles Elefant: Zwei riesige Stoßzähne zieren den örtlichen Tempel.
Alles Elefant: Zwei riesige Stoßzähne zieren den örtlichen Tempel. dpa Lizenz

Halle/MZ. - Die Schulkinder in ihren Uniformen sind schon bei der Fahrt von Surin nach Ban Ta Klang begeistert. Der Busfahrer stoppt vor einem Buddha-Tempel. Mönche in safrangelben Gewändern schreiten zwischen zwei mächtigen Elefanten aus Stein durch das Eingangsportal die Stufen hoch. Doch in diesem Moment kommen die Originale: Zwei große Dickhäuter mit ihren Führern trotten an den steinernen Kolossen vorbei und die Landstraße weiter nach Ban Ta Klang. Noch drei Kilometer sind es dorthin. Im gemütlichen Elefantentempo sind das gut 30 Minuten. Der Weg führt vorbei an Reisfeldern und gackernden Hühnern.

Nach der Ankunft in Ban Ta Klang wird es lebhaft. Aus einem Bauernhof fährt ein Traktor, kurz danach stolziert ein riesiger Dickhäuter aus dem Gehöft auf die Dorfstraße. Auf ihm sitzt ein kleiner Junge, begleitet vom Mahout, dem Elefantenführer. Aus allen Richtungen marschieren nun Dickhäuter zum Elephant Village am Rand der Gemeinde. Vor allem ältere Tiere sowie Mütter mit Nachwuchs leben und schlafen mit ihren Mahouts in diesem Elefantenpark. Der bietet Mensch und Tier ausreichend Platz, hat auch ein Wäldchen, einen Tümpel und ein Elephant Study Center zur Fortbildung.

„Wir sind das größte Elefantendorf der Welt“, sagt Prakit Klangpattana nicht ohne Stolz. Der 52 Jahre alte Ortsvorsteher zählt auf: „Bei uns leben 190 Elefanten und 1 400 Menschen“. Einige Familien haben Gästezimmer. So bringt der Tourismus ein Zubrot. Eine Übernachtung im schlichten Zimmer mit drei reichlichen, immer frisch zubereiteten Mahlzeiten kostet knapp 20 Euro. Das Fahrrad vom Sohn gibt es oft gratis, ebenfalls die Motorradtour mit dem Vater in die Nachbardörfer. Wer abends ein paar Flaschen Bier und Cola für sich und die Familie zum Umtrunk auf der Terrasse kauft, wird gewiss gleich ein paar Nachbarn treffen.

Die meisten Bewohner hier gehören zur ethnischen Gruppe der Suay. Die gelten schon seit Jahrhunderten als Elefantenexperten. Früher waren sie auch Jäger und Zähmer. Heute halten sie Elefanten wie Freunde und Haustiere. Im Elephant Village ist gerade Fütterung. Ein Lastwagen liefert langes Schilfgras, das auch auf Feldern und in Gärten wächst. Manche Tiere tragen die ihnen zustehende Ration vom Abladeplatz selbst in ihr Haus. Dieses besteht aus vier Pfosten mit einem Schatten spendenden Dach und ein paar Büschen drumherum. Touristen spazieren zwischen Palmen, Laubbäumen, roten und weißen Bougainvillea über die Wege, lassen sich von Mahouts über Lebensweise der Tiere informieren.

Die Kinder sind am meisten von den Elefantenbabys fasziniert. „Wir sind nun über drei Stunden hier. Es ist wunderbar“, erzählt ein Vater aus Bangkok einem Paar aus Köln. Seine Familie hat schon Elefantenparks bei Pattaya gesehen, wo mehr Russen, Deutsche und Briten als Thais dicht gedrängt die Shows verfolgen. Aber das sei nur kurzweiliger Zirkus.

Immer mehr Besucher folgen nun einem Dutzend Elefanten, das Richtung Tribüne trottet. Auch aus dem kleinen Museum, von den Kiosken und Ruhebänken strömen die Gäste zur Schau mit malenden, tanzenden und Tore schießenden Dickhäutern. Die werden von manchen Parkbesuchern mit Bambusstückchen verköstigt.

Früher bevölkerten die Dickhäuter zu Zehntausenden die üppigen Wälder Thailands. Heute sind es noch einige Hundert. Die Rodungen nahmen den Tieren den Lebensraum, die Verbote zur Abholzung den Arbeitselefanten ihren Job, weil sie nichts mehr zum Stapeln und Tragen hatten. „Bei uns geht es den Tieren viel besser als früher in der Stadt“, sagt ein Mahout. Vor zwölf Jahren gab es etwa 100 Elefanten in Bangkok, die mit ihren Führern um Futter und Geld bettelten. Die Schlagzeilen über den Amoklauf eines Tieres, das sich durch Lärm und Betatschen drangsaliert fühlte, rief die Regierung auf den Plan. Die Dickhäuter mussten die Stadt verlassen. Viele sind nun in Ban Ta Klang zu Hause.

Elefantenexperte Prakit Klangpattana hat ein paar Wünsche: „Wir hoffen auf noch mehr Platz für die Tiere und zusätzliches eigenes Land für die Mahouts zum Futteranbau. Kommune, Staat, Sponsoren und Hilfsorganisationen tun viel, doch sind die finanziellen Mittel begrenzt.“ Urlauber seien immer willkommen, wenn sie wie bisher die Traditionen und Sitten der Bewohner respektieren. Von Surin und Bangkok bieten Reisebüros Touren nach Ban Ta Klang.

In November zieht es viele Mahouts nach Surin zum Elefantenauftrieb, eines der größten Dickhäuter-Festivals in Thailand. An einigen Plätzen ist dort zu sehen, wie sehr die Tiere verehrt werden. In einem Park stehen besonders große Elefantenstatuen mit Kriegern, die für ihr Königreich kämpften.