1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Reisen
  6. >
  7. Passagiere irritiert: Passagiere irritiert: Pilot macht ein Nickerchen in der Business-Class - ist das okay?

Passagiere irritiert Passagiere irritiert: Pilot macht ein Nickerchen in der Business-Class - ist das okay?

10.05.2017, 14:43
Auszeit in der Business Class: Ein Pilot hat auf einem Flug von Islamabad nach London ein Nickerchen gemacht.
Auszeit in der Business Class: Ein Pilot hat auf einem Flug von Islamabad nach London ein Nickerchen gemacht. Twitter/Independent/Screenshot

Ein Passagier auf dem Flug PK-785 von Pakistan nach London war mehr als geschockt, als er in der Business Class den schlafenden Piloten entdeckte. Sollte der nicht gerade die Maschine fliegen?

Der pakistanischen Tageszeitung „Dawn“ zufolge erschrak der Passagier sich so sehr, dass er schrie. Daraufhin habe er den schlafenden Mann in Kapitänsuniform fotografiert, um sich zu beschweren. Der Passagier habe sich während des Flugs am 26. April nicht mehr sicher gefühlt, obwohl ihm versichert worden sei, dass zu dem Zeitpunkt des Piloten-Nickerchens zwei andere Crew-Mitglieder im Cockpit waren, schreibt das pakistanische Medium.

Senior-Pilot hält Nickerchen

Außer dem schlafenden Senior-Piloten Amir Akhtar Hashmi waren noch zwei Erste Offiziere an Bord der Maschine von Pakistan International Airlines, die in Islamabad gestartet war. Einer der beiden Offiziere war allerdings noch in der Ausbildung.

Das Brisante an dem Fall: Senior-Pilot Hashmi ist „Piloten-Ausbilder“ und sollte den Ersten Offizier in Ausbildung während des Flugs betreuen und schulen. „Anstatt seine Pflicht zu erfüllen“, heißt es in dem Bericht der pakistanischen Tageszeitung, habe der Senior-Pilot aber ein Nickerchen gehalten.

Erster Offizier in Ausbilung fliegt Maschine mit 305 Passagieren

Der Senior-Pilot habe den Ersten Offizier in Ausbildung die Maschine mit 305 Passagieren an Bord fliegen lassen, während der andere Erste Offizier ihn dabei im Cockpit überwacht habe. Der Ausbilder habe sich unterdessen in der Passagier-Kabine mit einer Decke zugedeckt und zweieinhalb Stunden geschlafen.

Die pakistanische Airline PIA hat den Senior-Pilot nach „Druck von oben“, so steht es in dem Dawn-Bericht, nun suspendiert. Aber war das gerechtfertigt? Hat der Passagier sich zu Recht Sorgen gemacht?

„Ab einer gewissen Strecke müssen die Piloten sogar eine Pause machen“

Jörg Handwerg von der deutschen Piloten-Vereinigung Cockpit geht nach der jetzigen Informationslage davon aus, dass der Senior-Pilot die Sicherheit der Passagiere nicht gefährdet hat.

„Ab einer gewissen Streckenlänge müssen die Piloten sogar eine Pause machen“, erklärt Handwerg auf Anfrage. Das sei zumindest für europäische Fluggesellschaften in den EU-Vorschriften zu Flugdienst- und Ruhezeiten festgelegt.

Bei Langstreckenflügen seien immer drei Piloten an Bord

Bei Langstreckenflügen seien immer drei Piloten an Bord. Es müssten aber nicht immer alle drei Piloten gleichzeitig im Cockpit sein, sondern lediglich zwei. Auch wenn ein Ausbilder mitfliege, sei es in Ordnung, wenn dieser sich während eines langen Fluges ausruhe, um für Start und Landung fit zu sein.

Denn: „Piloten in Ausbildung, die auf Langstreckenflügen fliegen dürfen, sind in der Regel schon sehr gut geschult und verfügen über Vorerfahrung auf anderen Flugzeugen.“ Wenn ein Ausbilder an Bord sei, gehe es insbesondere darum, darauf zu achten, dass der Pilot in Ausbildung mit den „operationellen Besonderheiten“, die von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich sein können, vertraut gemacht werde. Ein Nickerchen eines Ausbilders während eines Fluges müsse also nicht sicherheitskritisch sein.

Zweieinhalb Stunden Pause während eines neunstündigen Fluges

Nicht zu vergessen sei, dass sich Piloten auch vor und nach einem Flug vorbereiten, so Handwerg, dass ihre tatsächliche Arbeitszeit also länger sei als der eigentliche Flug. „Bei einem Flug von Frankfurt nach Peking, der etwa achteinhalb bis neun Stunden dauert, machen die Piloten in der Regel abwechselnd eine Pause von etwa zweieinhalb Stunden, um für Start und Landung ausgeruht zu sein“, erläutert das Cockpit-Vorstandsmitglied.

„Im Fall der pakistanischen Airline hat der Pilot anscheinend keine andere Rückzugsmöglichkeit gehabt, als auf die Business Class auszuweichen, um sich auszuruhen. Ob das Unternehmen dies so vorgesehen hat, ist deshalb fraglich.“ Bei europäischen Airlines gebe es oft abgetrennte Ruheräume für die Besatzung. (rer)