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Neuer Trend WWOOFing Neuer Trend WWOOFing: Im Urlaub Kühe melken

Von Rebecca Erken 20.11.2013, 16:24
Mahlzeit: Den Kontakt mit Tieren sollte man als WWOOFer nicht scheuen.
Mahlzeit: Den Kontakt mit Tieren sollte man als WWOOFer nicht scheuen. www.woofinternational.org Lizenz

Halle (Saale)/dmn/rer - Ställe ausmisten, Kühe melken, Hühner füttern: Für eine immer größer werdende Gruppe hört sich so der perfekte Urlaub an. WWOOFing heißt der neue Trend, bei dem Freiwillige auf Bio-Farmen aushelfen. Während der Pauschalurlauber den Drink am Pool genießt, der Backpacker das Abenteuer sucht und der Hipster durch gentrifizierte Viertel schlendert, schaltet der WWOOFer beim Kompostieren, Unkraut jäten oder Holz hacken ab.

Alles begann mit dem Ausflug einer Sekretärin

Alles begann mit der Idee der Londoner Sekretärin Sue Coppard, die im Herbst 1971 während eines Wochenendtrips ihre Schreibmaschine gegen eine Mistgabel tauschte – auf einem Bio-Hof in Emerson College, Sussex. Der Besuch auf dem Land kostete sie nichts: Für die Mitarbeit auf dem Hof gab es Kost und Logis umsonst. Coppard organisierte weitere Wochenenden mit interessierten Helfern und nach und nach wollten immer mehr Bio-Farmer Freiwillige aufnehmen.

Was als Ausflug einer Schreibkraft begann, löste eine Welle von Nachahmern aus. Das Netzwerk „WWOOF” - „Working Weekends on Organic Farms“ - war geboren. Heute nennt sich das Angebot Willing Workers on Organic Farms”, weil der Trip aufs Land oft länger dauert als nur ein Wochenende: in der Regel eine bis zwei Wochen, manchmal aber auch sechs Monate. Und während das Ziel der Landsehnsucht damals um die Ecke lag, arbeiten WWOOFer heute auf Farmen weltweit – von Argentinien über Kasachstan bis Zimbabwe.

Über 100 Länder mit WWOOF-Höfen

Insgesamt sind in über 100 Ländern WWOOF-Höfe angesiedelt. Die Sehnsucht nach dem Echten und Erdigen scheint groß zu sein: Weltweit nahmen etwa im Jahr 2010 nach Angaben von „WWOOf International“ 80014 freiwillige Landarbeiter  und 11899 Farmen teil. Das Konzept hat sich seit Sue Coppard nicht geändert: In der Regel arbeiten die WWOOFer vier bis sechs Stunden pro Tag, etwa fünf Tage die Woche auf einem Bio-Hof – und erhalten dafür die volle Verpflegung und die Unterkunft umsonst.

Für die Einsicht in die Datenbank der teilnehmenden Höfe eines Landes ist in der Regel eine Teilnahmegebühr zu bezahlen, die bis zu 56 Euro betragen kann. Vorher registriert man sich online für das Wunschland. Es gibt allerdings keine globale Liste. Man muss sich also zuerst auf ein Land festlegen oder für eine weitere Landesliste gegebenenfalls erneut die Anmeldegebühr zahlen. Einen Überblick über die WWOOF-Organisationen in den verschiedenen Ländern gibt die Seite www.wwoofinternational.org.

Gemüse anbauen in Chile

So kann man auf der Siempreverde-Farm im Süden von Chile in der Región de la Araucanía beim biologischen Anbau von Pflanzen, Obst und Gemüse helfen. Die Erzeugnisse werden im zur Farm gehörenden Bioladen im nahen Pucón verkauft.  WWOOFer kümmern sich hier insbesondere um die vielen Pflanzen in den Gartenanlagen und Gewächshäusern. In ihrer Freizeit können die Teilnehmer etwa den Villarica-Vulkan erklimmen oder eine Rafting-Tour über den Trancura-Fluss wagen.

Ziegen melken in Österreich

Wer für den Ausflug aufs Land allerdings gar nicht so weit verreisen will,  sollte sich zum Beispiel auf den Seiten von WWOOF Deutschland oder WWOOF Österreich umsehen. In der Hofkäserei Tscheliesnig in der Obersteiermark stellen WWOOFer selbst Ziegenkäse her. Dabei sorgen Freiwillige nicht nur für die Ziegen, misten die Ställe aus und melken die Tiere. Sie helfen auch beim Bau von Zäunen vor besonderer Kulisse, oben auf der Alm.

Die Organisatoren des Landlebens auf Zeit erhoffen sich eine weitere Verbreitung der biologischen und nachhaltigen Agrarwirtschaft. Die ländliche Nah-Erfahrung hätte Lebensstile verändert,  heißt es auf der Homepage von WWOOF International, so mancher habe seinen eigenen Bio-Hof eröffnet. Angela aus den USA hat sich auf der Seite verewigt und berichtet nach ihrer Rückkehr von ihrem ersten selbst gebackenen Brot und dem eigens angelegten Gemüsegarten – so holen sich die WWOOFer  ein Stückchen Landleben nach Hause.

Eine Auswahl an WWOOF-Farmen stellen wir Ihnen in der Bildergalerie vor.

Beflügelnde Gefühle: Im Urlaub die Mistgabel zu schwingen ist für den WWOOFer erfüllend.
Beflügelnde Gefühle: Im Urlaub die Mistgabel zu schwingen ist für den WWOOFer erfüllend.
WWOOFing in Australien: In über 100 Ländern gibt es mittlerweile WWOOF-Farmen.
WWOOFing in Australien: In über 100 Ländern gibt es mittlerweile WWOOF-Farmen.
Die erste Ernte: Wer auf dem Land aushilft, kann sich besonders an den Früchten seiner Arbeit erfreuen.
Die erste Ernte: Wer auf dem Land aushilft, kann sich besonders an den Früchten seiner Arbeit erfreuen.