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Maut-Gebühren Maut-Gebühren: Was Reisende bei der Fahrt in den Urlaub beachten müssen

Von Thomas Magenheim 16.06.2016, 11:23
Hinweis auf die „Pickerlpflicht“ in Österreich
Hinweis auf die „Pickerlpflicht“ in Österreich dpa

München - Deutschland steht vor der ersten Sommer-Reisewelle des Jahres: In einigen Bundesländern beginnen die Ferien schon in wenigen Tagen, in NRW dann Mitte Juli. Wer mit dem Auto verreist, kämpft nicht nur mit Staus, sondern auch mit einem europaweit wachsenden Mautdschungel, warnt der ADAC. Dafür sorge vor allem der Trend zu elektronischer Mauterfassung, aber auch der Umstand, dass es mit Ausnahme von Skandinavien in Europa keine länderübergreifenden Erfassungs- und Abrechnungssysteme gebe, sagt Club-Expertin Martina Wagner.

Autoreisende stehen so an jeder Grenze vor neuen Problemen. Wer fixe Reiserouten habe, sei gut beraten, sich im Internet oder im Automobilclub vorab über seine Strecke zu informieren, weil die Regeln überall anders sind.

Wer beispielsweise mit einem Wohnanhänger unterwegs ist, braucht dafür in Österreich keine zweite Vignette, in der Schweiz schon, in Italien abhängig von der Anzahl der Achsen oder in Frankreich abhängig von der Fahrzeughöhe, erklärt Wagner. Weil Vignetten auch elektronisch kontrolliert werden, sei es wichtig, sie an der richtigen Stelle anzubringen. Sonst flattert nach dem Urlaub leicht ein Knöllchen ins Haus.

In Urlaubsländern wie Frankreich, Italien oder Spanien, wo eine streckenabhängige Maut erhoben wird, sei für Autoreisende nicht immer sofort klar, auf welcher Spur sie sich einreihen müssen. Durchfahren könne man am Ende zwar immer, müsse dann aber oft auf komplizierten Umwegen nachzahlen. Keine gute Idee ist es, das nicht zu tun, weil an Mauthäuschen meistens gefilmt wird und italienische Mautbetreiber auch noch Jahre später offene Rechnungen per Inkassobüros eintreiben, warnt ADAC-Jurist Stefan Königer. Inklusive Gebühren könnten da aus zehn Euro Ursprungsbetrag leicht hundert Euro und mehr werden. Italien sei vor allem auch deshalb sehr problematisch, weil dortige Mautsysteme oft defekt seien und die Schranken offen. Auch dann habe ein Autofahrer aber die Pflicht, ohne Aufforderung nachzuzahlen.

Es ist sogar schon vorgekommen, dass das Personal an italienischen Mautstellen gestreikt und Fahrende durchgewunken hat, weiß der ADAC. Die Kamera, die Autokennzeichen erfasst, blieb aber aktiv. Auch in solchen Fällen sei ein Tourist verpflichtet, die Mautgebühr nachzuzahlen. Über 100 Anfragen wegen Problemen mit italienischen Mautsystemen erreichen den ADAC jede Woche – so viel wie aus sonst keinem Land. Quittungen und Belege aller Art lange aufheben, ist deshalb sinnvoll – auch in anderen Ländern. „Es gibt kein Entrinnen“, warnt Jurist Königer. Bußgelder für nicht bezahlte Maut können übrigens recht happig sein – bis zu 800 Euro zum Beispiel in Slowenien.

Digitale Mautsysteme machen es kompliziert

Richtig kompliziert wird alles aber erst durch digitale Mautsysteme, die es beispielsweise in Ungarn oder der Slowakei gibt, sagt ADAC-Expertin Diana Dahm. Dafür müssten Urlauber sich auf alle Fälle vorab mit ihrem Autokennzeichen online registrieren und dabei aufpassen, das eigene Nummernschild auch richtig ohne Zahlendreher einzutragen. Elektronische Mauterfassung per Transponder gibt es in Ländern wie Frankreich, Spanien oder Kroatien. Diese Geräte können sich Touristen mieten oder kaufen. Die Rechnung für gefahrene Strecken kommt dann erst gesammelt nach dem Urlaubsende.

Das Nonplusultra in puncto Komplexität sind erste vollautomatisierte Mautstellen ohne Personal mit eigener Vorabregistrierung und ausschließlich Kreditkartenzahlung.

„Dahin geht die Reise“, fürchtet Expertin Wagner. Elektronische Abrechnungssysteme aller Art seien überall im Kommen. Wer mehrere europäische Länder auf dem Weg zu seinem Urlaubsziel per Auto durchquert, habe es deshalb immer schwerer. „Es ist vorab Planung nötig, die Verantwortung liegt beim Reisenden.“

Dass es auch anders geht, zeigt im Übrigen Skandinavien. Alle vier Länder hätten ein einziges System der elektronischen Mauterfassung vereinbart, obwohl es dort dutzende Streckenbetreiber gibt, lobt der ADAC. Auf EU-Ebene gebe es dazu bislang nicht einmal einen Ansatz.