Macarena und Co. Macarena und Co.: Lieder, die uns ewig an den Urlaub erinnern

Tanzen im Dschungel, Kater am Hotelpool, Mitmachen in der Mini-Disco: Die schönsten Erinnerungen unserer Redaktion an unvergessliche musikalische Urlaubsmomente.
Katharina Klöber
Nicht mit jedem Urlaub verbinde ich Musik. Aber wenn ich an Nepal denke, kommt mir immer ein ganz spezieller Song in den Kopf, ein Song, der eigentlich gar nicht zu dem Land passt. Das war 2007, mein Geburtstag. An dem Tag machten wir eine Trekking-Tour durch den Dschungel, ein erlebnisreicher Tag im Chitwan Nationalpark: Wir wanderten auf schmalen Pfaden durch dichtes Gestrüpp, schipperten im Kanu über einen Fluss, beobachteten auf einem Baumast sitzend Panzernashörner und bestaunten Tiger-Kratzspuren an einer Baumrinde.
Am Ende des Tages erreichten wir eine kleine Hütte, die als Nachtquartier dienen sollte. Nach den vielen Eindrücken freute ich mich vor allem auf: Schlafen. Doch als ich in die Hütte trat, geschah Unerwartetes. Drinnen stand unser Tourguide, ein Inder, mit einer Torte und strahlte. Er hatte den Kuchen anscheinend heimlich im Voraus bestellt und per Jeep bis zu diesem abgelegenen Ort bringen lassen.
Während ich mich noch fragte, woher er mein Geburtsdatum kannte, wurde ich schon dazu gedrängt, endlich die Kerzen auszupusten. Nachdem die Tortenstücke verteilt worden waren, stieg in der Hütte mit allen Backpackern und Einheimischen, die gerade anwesend waren, spontan eine Party.
Aus den Lautsprechern erschallte – Achtung, festhalten – der simpel-eingängige Hit „Macarena“ der spanischen Band Los del Rio. Für die Inder und Nepalesen schien der Song von 1994 gerade mega-angesagt zu sein. Dass der Hit damals schon 13 Jahre alt war – who cares? Wir tanzten so ausgelassen, als wäre das Lied gerade erst im Dschungel angekommen.
René Kohlenberg
Sommer 2005: Ich war jung, wild und ... ähm, rastlos – unser Urlaubsziel konnte daher nur Mallorca heißen. Zusammen mit meinen Freunden Benni und Steffen ging es für fünf Tage nach Cala Ratjada, einem Partyörtchen an der Westküste der spanischen Mittelmeer-Insel. Wie erwartet, geizte dieser Urlaub zwar mit Tageslicht, sparte dafür aber nicht mit Stroboskop-Blitzen und Laserlicht. So fröhlich und ausgelassen die Nächte waren, so schwierig fiel uns folglich der Start in den nicht mehr ganz so frischen Tag.
Nach dem Frühstück für Champions – Zigarette und Kaffee – führten uns unsere müden Beine über die Straße hinauf zum hoteleigenen Pool. Dieser Pool war, da die meisten Hotelgäste gar nicht wussten, dass es ihn gab, oder weil sie lieber an den Strand gingen, meist sehr leer. Oftmals waren wir drei die einzigen verlorenen Seelen. Trotz oder wegen unsers durchaus mitgenommen Äußeren fand der Poolbetreiber großen Gefallen an uns. Und scheinbar um uns einen Gefallen zu tun, drehte er die Musik voll auf und lächelte uns an. Dabei wollten wir doch dort einfach nur entspannen, dösen und Kräfte für die nächste Nacht sammeln.
Und zumindest gefühlt hatte dieser Pool-Betreiber nur einen Song: „Gasolina“ von Daddy Yankee mit. Ein Lied voller Rhythmus, Bass und Stumpfsinn. Den Kater im Kopf, das Bier in der Leber und dieses unsägliche Lied in den Ohren – furchtbar. Es hätte so schön sein können. Diesen Sommer, genau zehn Jahre nach unserem Malle-Trip, fliegen wir drei wieder auf die Insel. Diesmal geht es – schließlich ist man älter und reifer geworden – nicht nach Cala Ratjada… nein, an den Ballermann. Ich freue mich riesig, aber ich habe schon jetzt Angst vor dem Hotelpool...„A ella le gusta la gasolina“
Julia Todorinc
Nein, ganz frisch ist diese Urlaubserinnerung nicht. Trotzdem habe ich dieses Lied damals wirklich zum ersten Mal gehört – und höre es seitdem auf Geburtstagspartys, Karnevalsfeiern und in Clubs. Die Rede ist von „Y.M.C.A.“ von den Village People.
Ob ich den Song mag? Nein, eigentlich überhaupt nicht! Aber damals, irgendwann Mitte der 90er Jahre wurde er jeden Abend in der Mini-Disco eines Hotels auf Menorca gespielt. Damals (ich war gerade zehn Jahre alt) fand ich das Lied einfach nur großartig und den dazugehörigen Tanz einfach nur sensationell. Dass dieser Song 1978 von einem Cowboy, einem Indianer, einem Polizisten, einem Bauarbeiter und einem Soldaten eingesungen wurde, ahnte ich damals noch nicht. Und wahrscheinlich hätte es mich auch nicht sonderlich gestört.
Warum sich diese Mini-Disco-Erfahrung so in mein Gedächtnis gebrannt hat? Vielleicht, weil es die einzige Zeit in meinem Leben gewesen ist, in der ich freiwillig als Erste eine Tanzfläche gestürmt habe. Ich kann nämlich eigentlich gar nicht tanzen. Aber das Schöne an „Y.M.C.A.“ ist ja, dass man eigentlich gar nicht tanzen können muss. Fehlerfreies Buchstabieren reicht ja völlig aus – und das kann ich bis heute. Nur das Tanzparkett steuere ich nicht mehr so zielstrebig an, wenn der Song erklingt. Trotzdem ist sie jedes Mal wieder da, die Erinnerung an den Menorca-Urlaub und an die Vorfreude auf die Mini-Disco.
Nächste Seite: Amy MacDonalds, 2raumwohnung und Red Hot Chili Peppers.
Isa Löchner
Alles stehen und liegen lassen, dem Uni-Alltag entfliehen und einen Kurztrip an die niederländische Nordseeküste machen: Dazu entschloss ich mich vor rund sieben Jahren spontan mit einer Freundin. Als wir bei strahlendem Sonnenschein auf die Autobahn fuhren, meine Freundin Musik anmachte und Amy MacDonalds Song „This is the Life“ aus den Lautsprechern dröhnte, war einfach alles perfekt: Wir hatten endlich Urlaub – auch wenn wir erst zehn Fahrminuten von meiner Wohnung entfernt waren. Wir konnten alles hinter uns lassen – Unistress, WG-Chaos, Klausuren. Wir hatten das ideale Wochenende vor uns: Sonne, Strand und Fla.
Voller Vorfreude summten wir im Auto mit:„And you're singing the song thinking this is the life. And you wake up in the morning and your head feels twice the size. Where you’re gonna go? Where you’re gonna go? Where you’re gonna sleep tonight?”
Bis heute leben die Bilder dieses Kurzurlaubs bei uns wieder auf, wenn das Lied im Radio läuft: Die Übernachtung im Geräteschuppen einer freundlichen alten Dame, die uns Obdach anbot, da wir keine Unterkunft mehr finden konnten, verbrannte Haut nach zu viel Sonne – das wohl schönste verlängerte Wochenende aller Zeiten.
Gesa Schölgens
„36 Grad / Und es wird noch heißer / Mach den Beat nie wieder leiser / 36 Grad - Kein Ventilator / Das Leben kommt mir gar nicht hart vor“ – zugegeben, der Songtext ist etwas schlicht, aber gerade deshalb passt „36 Grad“ von 2raumwohnung so gut zum Sommer. Wenn man vor lauter Hitze nicht mehr richtig denken kann, im Bikini im Sand brät und ab und zu einen kalten Cocktail an der Strandbar schlürft – dieses Gefühl fängt das Lied perfekt ein.
Genau deshalb wurde es mein Sommerhit 2012, beim Pauschalurlaub mit einer Freundin in Griechenland, Kriopigi. Von einer Krise war dort vor Ort nichts zu spüren, wir lebten in einer Art Touristenblase, wanderten durch Olivenhaine, fotografierten den Sonnenuntergang oder schwammen im Meer. Abends beim Cocktail an der Strandbar lief dann „36 Grad“ rauf und runter. Dieses unbeschwerte, leichte Sommerleben, das verbinde ich noch heute mit dem Song.
Rebecca Erken
Wir schreiben das Jahr 2000. Eine Klippe auf der Insel Malta, vielleicht vier Meter hoch über dem Meer, mit vielen Vorsprüngen. Zwei Schülerinnen stehen darauf und schauen hinunter. Sie beobachten, wie die Wellen gegen den Felsen schlagen, als hätten sie noch nie das Meer gesehen. Eine von beiden bin ich.
Es ist der Höhepunkt eines Abenteuer-Urlaubs, der als Sprach-Aufenthalt getarnt war. Damals war der Sommer für mich noch sechs Wochen lang. Zwar war ich schon mehrfach ohne meine Eltern und Geschwister weggewesen, aber es war das erste Mal, dass ich alleine so eine weite Reise machte und das zweite Mal, dass ich in ein Flugzeug stieg.
Wir starteten kurz nachdem die Single „Californication“ von den Red Hot Hot Chili Peppers ausgekoppelt wurde. Das Lied klang in meinen Ohren nach Sommer, aber eben auch irgendwie anders und neu, es ist ein Stück zwischen Funk und Rock, das den Verfall der westlichen Welt anprangert.
Ich hatte das gleichnamige Album der kalifornischen Band und wir spielten das Lied in unserer verdreckten Unterkunft in Maltas Hauptstadt Valletta rauf und runter. Wir hatten es im Ohr, als wir durch Vallettas Gassen schlenderten, als wir mit einem Boot in eine Bucht fuhren, in der das Wasser so klar und leuchtend Türkis war, wie ich es danach nie wieder gesehen habe.
Und eben auch, als wir auf dieser Klippe standen. Wir sind dann gleichzeitig gesprungen, einfach abgetaucht in das türkisfarbene Mittelmeer. Heute würde ich mich das nicht mehr trauen. Aber wenn ich das Lied höre, habe ich zumindest noch eine Ahnung von Abenteuer.