Gefährliche Krankheitserreger Gefährliche Krankheitserreger: Studie belegt wo im Flieger die meisten Keime lauern

Jena - 4,1 Milliarden Flugreisende wurden 2017 weltweit befördert. Kein anderes Verkehrsmittel überbrückt in kurzer Zeit so große Distanzen zwischen Ländern und Kontinenten. Verbunden werden damit aber auch Regionen mit gutem Gesundheitswesen mit Gebieten, in denen Seuchen oder gefährliche Infektionskrankheiten nicht selten sind. Grund genug sich einmal mit den Bakterien, Keimen und Krankheitserregern in Flugzeugen zu beschäftigen, fanden Forscher der Friedrich-Schiller-Universität in Jena (FSU). Denn: „Materialoberflächen in Flugzeugkabinen sind ein einzigartiger Lebensraum für Mikroben“, sagt Prof. Jandt vom Otto-Schott-Institut für Materialforschung.
Manche Keime überleben sogar mehrere Tage in den Flugzeugen
In der ersten systematischen Übersichtsarbeit über Krankheitserreger auf Materialien in Flugzeugen werteten die Forscher 800 Einzelarbeiten aus. Sie wiesen nach, dass die Oberflächen in Flugzeugen von verschiedenen Arten potenziell gefährlicher Mikroorganismen besiedelt werden, die Infektionskrankheiten auslösen können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin „Travel Medicine und Infectious Disease“.
Infektiöse Hotspots in den Maschinen sollen Klapptische, Armlehnen, Sitzbezüge, Türgriffe und Toilettenspültasten sein.
So seien in einer Studie auf fast 70 Prozent der Sitztaschen Grippeviren gefunden worden, die dort bis zu drei Tage lang überlebt hatten. Auf Armlehnen konnten vier Tage lang Ehec-Keime nachgewiesen werden, die Durchfall auslösen können. Auf Klapptischen noch drei Tage. Antibiotika-resistente Staphylokokken hafteten sogar bis zu acht Tage an verschiedenen Stellen im Flugzeug.
Am meisten kontaminiert sind poröse Oberflächen und Plätze am Gang
Besonders im Visier der Forscher: alte Flugzeuge. Diese seien aus „mikrobiologischen Gründen“ nicht zu empfehlen, so die Wissenschaftler. Werde Kunststoff mit den Jahren porös, oder weist irgendwann Kratzer und Schrammen auf, können sich in den Vertiefungen Keime vermehren, die bei der Reinigung nicht mehr entfernt werden.
Das Problem im Alltag: Passagiere haben keinen Einfluss darauf, in welchem Zustand die Kabine und der Flieger sind. Der einzige Faktor, den man als Passagier beeinflussen kann, ist der Sitz. Durch die Platzwahl kann man die Infektionsgefahr minimieren: Simulationsstudien belegen, dass Sitze am Gang mehr Keime und Infektionsgefahren aufweisen als andere. Es wird angenommen, dass es an der Angewohnheit von Passagieren liegt, sich beim Gang durch das Flugzeug rechts und links an den Rückenlehnen abzustützen – und dabei eine Keimspur zu hinterlassen.
Hände regelmäßig waschen und nicht ins Gesicht fassen
Was können Passagiere also tun, um sich bestmöglich vor Keimen im Flieger zu schützen? Da es keine allgemeingültigen Regeln für die hygienische Ausstattung der Flieger gibt, können Passagiere sich nur an die gängigen Hygiene-Empfehlungen halten: Regelmäßig die Hände waschen und sich möglichst nicht ins Gesicht fassen. Beim Boarding, auch wenn es schwer ist, möglichst Abstand zu anderen Reisenden halten. (sar)