Erzgebirge Erzgebirge: «Gut Holz!» in Holzhau
Halle (Saale)/MZ. - Oh je, jetzt geht es plötzlich scharf bergab, zudem noch in einem engen Rechtsschwenk. Verflixt, ist das noch Langlauf?! Aber zum Kneifen ist es zu spät. Die Bretter gewinnen bereits an Fahrt. Jetzt hilft nur noch die Backenbremse, wenn es gar zu schnell wird. Also mutig entschlossen den linken Ski spitzwinkelig neben der Spur mitstottern lassen - vielleicht geht's ja gut. "Gut Holz", grient ein Paar neben der Spur, das seine Bretter lieber abgeschnallt hat. Doch zu früh gefreut! Der Neuschnee der letzten Nacht hat die Loipe etwas abgestumpft. Zwar etwas breitbeinig, doch immerhin stehenden Fußes nehmen wir die Kurve. Geschafft!
"Gut Holz" - so grüßten sich vermutlich über Jahrhunderte auch die Männer von Holzhau. Denn die meisten von ihnen waren Holzfäller, die vom unersättlichen Hunger der Stollen und Hütten im nahen Freiberg ihre Familien ernährten. Selbst die Gründung des heutigen Erholungsortes anno 1534 geht auf Holzeinschläger zurück.
Doch es blieb genug Wald übrig. Die Loipen, die in 800 Metern Höhe an der Holzhauer Fischerbaude starten, führen großteils durch dichten, im Winter weiß gepuderten Tann. Verlaufen ist dabei schwer möglich. Sowohl die Floßgraben-Loipe, die über 13 Kilometer bis nahe an die tschechische Grenze führt, als auch die nur halb so lange Loipe über Hangweg und Schwarzen Buschweg in Richtung Torfhaus sind idiotensicher beschildert - und zudem jeden Morgen gut gespurt. Wer zeitig genug aufbricht, findet auch noch Platz auf dem Parkplatz neben der Fischerbaude. Andernfalls muss man halt etwas länger laufen. An - zumeist gebührenpflichtigen - Abstellmöglichkeiten mangelt es in Holzhau indes kaum. Zwei weitere Loipen beginnen ohnehin zentraler im Ort, so am Bahnhof bzw. an der Kalkstraße.
Mehr als dereinst der Holzeinschlag bringt den Holzhauern nun der Wintersport ein. "Wir sind ja auch einer der schneesichersten Orte in Sachsen", beteuert man im Fremdenverkehrsamt. So tummelten sich zunehmend auch Ausflügler aus dem Halle-Leipziger Raum auf den hiesigen Loipen und Pisten. Über die A 14 schafft man das von Halle in etwa zwei Stunden. Damit ist die Region im beschaulichen Tal der Freiberger Mulde sicher kein Geheimtipp mehr und doch erstaunlich wenig massentouristisch vereinnahmt. Das Gute an Holzhau ist, dass man hier praktisch alles findet: Langlauf, Abfahrt, Skateboarden, sanfte Rodelberge, selbst Pferdeschlittenfahrten im Schnee. So kann man in Familie morgens gemeinsam anreisen, verteilt sich dann nach Gusto im weißen Wintersportreich und trifft sich abends, bevor es wieder heim geht, in der zuvor verabredeten Baude.
Es ist schon erstaunlich, welch eine Infrastruktur sich die kleine Erzgebirgsgemeinde im letzten Jahrzehnt geschaffen hat: drei Schlepplifte mit jeweils bis zu 700 Meter Abfahrtspiste, eine Flutlichtanlage für Nachtabfahrten mit Musik, einen Babylift, gespurte Loipen bis 80 Kilometer Länge, ein Langlaufzentrum mit mehreren Kilometern beleuchteter Nachtloipe, eine Stockeisbahn, zwei Rodelhänge, zudem Ausleihstationen und zwei Ski-Schulen. Längst ist die Region auch an die große Osterzgebirgsloipe und die deutsch-tschechische Skimagistrale "Erzgebirge-Krusne Hory" angeschlossen. Überdies lockt Holzhau seine Winterausflügler zu Motorschlittensafaris, Après-Ski-Feten in einer Partyscheune, nächtlichen Fackelwanderungen und Höhenfeuern. Neu sind auch eine Reihe Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Öde Betonbauten gibt es nicht im Ortsbild.
Die ersten Schneeflocken dieses Winters fielen in Holzhau übrigens am 19. Oktober. Derzeit spricht man von einem Jahrtausendwinter, der ins Haus steht. Schon Ende November nahm ein Ski-und Wanderbus seinen planmäßigen Pendelverkehr zwischen dem Brauereimuseum Rechenberg und dem Hotel "Lugsteinhof" in Zinnwald auf. Gleich viermal hält er in Holzhau, verbindet Parkplätze und Loipen, so dass müde Skiwanderer das letzte Stück abkürzen können.
Fremdenverkehrsamt Holzhau, Rechenberg-Bienenmühle und Clausnitz: An der Schanze 1, 09623 Rechenberg-Bienenmühle, Tel: 037327 / 83 30 98