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Dänemark Dänemark: Die Südsee des Nordens

Von petra reinken 26.07.2012, 16:39

Halle (Saale)/MZ. - Dänemark ist streckenweise ein stetiges Auf und Ab, scheinbar endlos reiht sich ein Hügel an den nächsten. Wer die ganze natürliche Vielfalt der dänischen Südsee mit dem Drahtesel hautnah erleben will, dem sei Insel-Hopping empfohlen. Mit einer Kombination aus Fahrrad und Fähre lässt sich in gut einer Woche die Inselwelt von Als über Ærø, Langeland und Lolland bis nach Falster und Møn erkunden.

Ærø bietet das vielleicht schönste Ambiente: An der Ostseite der kleinen Insel entlang führt der Ostseeradweg von Søby nach Marstall. Immer wieder müssen sich Radurlauber die Hügel hinaufkämpfen - wohl dem, der wenig Gepäck dabei hat. Und immer wieder belohnen längere Abfahrten bis hinunter zum Meer die Radler mit einem befreienden Blick auf die weite See. Autos sind kaum unterwegs, Radler können die Geschwindigkeit voll ausnutzen, zumindest bis zur nächsten Kurve. Die Straßenränder zieren kleine bäuerliche Häuschen, oft liebevoll renoviert.

Einen Halt in Ærøskøbing sollten sich die Radreisenden unbedingt gönnen. Dieses Städtchen ist wie aus der Zeit gefallen: Kopfsteinpflasterwege führen durch den Ort mit kleinen, oft unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäuschen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Selbst Supermarkt und Post verstecken sich hinter gepflegten Fassaden, so dass Reisebuchautoren sich zur Bezeichnung "Märchenstadt" hinreißen lassen. Die Museen Ærøskøbings erzählen von den Jahrhunderten als Kaufmanns- und Handelsstadt.

Bevor auf Lolland endlich Fahren im Flachland angesagt ist, wartet auf dem Weg von Ærø dorthin noch das stetige Auf und Ab von Langeland. Hier geht es durch einsame Wälder und vorbei an zahlreichen historischen Hünengräbern. Es lohnt sich, nicht die kürzeste Route zum Fährhafen Spodsbjerg zu nehmen, sondern auf der Ostseeroute zu bleiben und einen Abstecher nach Tranekær zu machen. Eindrucksvoll wirkt dort das gleichnamige Schloss, das leuchtend rot auf einem Hügel thront. Da in Privatbesitz, ist es nicht zugänglich. Empfehlenswert ist jedoch ein Spaziergang durch den Schlossgarten mit seinem hohen Bestand an alten Bäumen und 14 Werken internationaler Künstler. Die Fährfahrt von Spodsbjerg nach Tars auf Lolland dauert rund 45 Minuten. Dort gelandet, kommen die Besucher an den Spuren der Familie Reventlow kaum vorbei. Mehr als 200 Jahre besaß das Geschlecht der Reventlows Güter auf Lolland. Christian Ditlev Reventlow (1748 bis 1827) war ein Reformer, der wesentlich dazu beitrug, die Lebensverhältnisse der Bauern zu verbessern. In Pederstrup befand sich der Herrensitz der Familie, das heutige Reventlow-Museum.

Eine halbe Tagesetappe entfernt, begegnet den Radlern ein weiterer Reventlow - oder zumindest dessen Besitztum: eine Brauerei. Zuvor bewältigen die Reisenden die Lolländischen Alpen bei Birket und längere, wenig idyllische Strecken an Bundesstraßen von Bandholm über Maribo nach Sakskøbing.

Wie eine Oase wirkt da die Krenkerup-Brauerei des Herrensitzes Krenkerup, der sich im Besitz eines Nachfahrens C.D. Reventlows b efindet. Im Besucherraum gibt es zahlreiche Sorten des erfrischenden Bieres, dazu eine Auswahl an Tapas und eine so erholsame Ruhe im Innenhof, dass es fast schwer fällt, wieder aufs Rad zu steigen.

Doch auch Falster und Møn tragen ihren Teil dazu bei, in der dänischen Südsee in kurzer Zeit die vielfältigsten Landschaften durchradeln zu können. Vom Touristenort Marielyst bis nach Stubbekøbing auf Falster beispielsweise führt der Radweg durch waldiges Gebiet immer am Meer entlang. Die Eichen, Buchen und Eschen wachsen bis an die Hänge. Menschen sind kaum unterwegs, Autos wirken wie Fremdkörper.

Møn ist mit einer Minifähre nach Bogø und von dort radelnd über eine Sundbrücke zu erreichen. Es beherbergt eines der schönsten Naturdenkmäler Dänemarks: Møn's Klint. Über 100 Meter hoch ragen weiße Kreidefelsen an der Ostseite der Insel in den Himmel.

Wer von der Idylle und der Radelei die Nase voll hat, erreicht nach einer Kurzetappe das südliche Seeland und nimmt von verschiedenen Städten aus den Zug nach Kopenhagen. Wenn dort nach anderthalb Stunden die Waggontüren aufgehen, explodiert das bunte Leben um einen herum. Die fehlenden Menschen auf den Inseln, hier scheinen sie alle versammelt.