Problemfall Schwiegermutter: Freundlichkeit hilft
Herxheim/Augsburg/dpa. - Keine Frage, Mutti ist die Beste. Das weiß jedes Kind - und in vielen Fällen leider auch die Schwiegermutter. Das allerdings wird für so manche Frau zu einer harten Bewährungsprobe ihrer Beziehung.
«Frauen und ihre Schwiegermütter sind häufig ein heikles Thema», sagt die Psychologin Felicitas Heyne aus Herxheim in Rheinland-Pfalz. In der Regel ist die neue Frau an der Seite des heiß geliebten Sohnes nicht gut genug. Auf jeden Fall weiß Mutti am besten, was gut für ihn ist.
«Auch wenn es unbewusst ist, treten die beiden Frauen in einen Konkurrenzkampf», sagt Heyne. «Schließlich war die Mutter die erste Frau, zu der der Sohn eine Beziehung hatte», ergänzt die Paarberaterin Claudia Viganske aus Köln. Da entstehen schnell Rivalitäten. Zudem biete die neue Frau eine Projektionsfläche: «Die Schwiegermutter leidet in vielen Fällen darunter, dass sie selbst nicht mehr so jung ist wie die Schwiegertochter und nicht mehr die wichtigste Frau im Leben des Sohnes», sagt die Buchautorin Ruth Gall aus Augsburg.
Felicitas Heyne hat für ihr Buch «Hassgeliebte Schwiegermütter» die Spezies in fünf Kategorien eingeteilt: Von der Meckerziege über das Klammeräffchen bis hin zur Intrigenziegen. Dabei zeigt die Paartherapeutin nicht nur die Probleme auf, sondern auch Wege, das Verhältnis zu verbessern oder erst gar nicht so desaströs werden zu lassen. Denn in den seltensten Fällen ist die «böse Schwiegermutter» tatsächlich aus Boshaftigkeit so wie sie ist.
«Schon beim ersten Kennenlernen sollte die junge Frau akzeptieren, dass die potenzielle Schwiegermutter einer anderen Generation angehört, oftmals mit anderen Werten», rät Heyne. Tolerante Zurückhaltung und auch mal für einen ungefragten Rat «Danke» sagen, sei gerade am Anfang ratsam. Gleichzeitig gelte es, die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben: «Man hat sich zwar den Mann ausgesucht, aber nicht die komplette Familie.» Manch eine müsse sich von der Idee verabschieden, dass nun eine neue Familie entsteht.
Bei nervigen Schwiegermüttern könne es auch helfen, diese mit Freundlichkeit zu erschlagen, rät Heyne und berichtet von einer Frau, die ihrer Schwiegermutter zum Geburtstag ihres Mannes Blumen geschickt hat mit dem Gruß «Danke für den tollen Mann». Zuvor hatte die Mutter keine Gelegenheit ausgelassen, ihrer Schwiegertochter zu sagen, was sie da für einen großartigen Menschen abbekommen habe. «Diese Geste hat die Schwiegermutter schier weichgekocht.»
Nach Ansicht der Expertinnen ist es aber auch wichtig, sich von Anfang an abzugrenzen. «Und wenn es gar nicht klappt mit der Schwiegermutter, muss man die Kontaktpflege ausschließlich dem Kind überlassen», rät Heyne. Grundsätzlich seien die Kinder und nicht die Schwiegerkinder in der Pflicht.
Im Kopf haben sollten Schwiegerkinder aber auch, dass die Ursache für die Probleme mit der Schwiegermutter nie nur bei ihr zu suchen sind. «Mal an der Beziehung zwischen ihr und dem Kind, mal eben auch an der oder dem neuen Partner.»
Literatur: Ruth Gall: Wege aus der Schwiegermutter-Falle, Junfermann, ISBN-13: 978-3-87387-678-1, 16,90 Euro; Felicitas Heye: Hassgeliebte Schwiegermutter, mvg, ISBN-13: 978-363-606-399-1, 15,90 Euro
Großes Konfliktpotenzial bergen die Enkelkinder, weiß die Paarberaterin Claudia Viganske aus Köln. Manche Omas wollten dem Enkel sehr nahe sein und neigten mitunter zu unangebrachten Einmischungen und Grenzüberschreitungen. «Viele Frauen sind ihren eigenen Müttern auch näher, so dass die Schwiegermutter da schnell außen vor bleibt», sagt die Psychologin. Gleichzeitig seien die jungen Familie oftmals finanziell auf die Großeltern angewiesen oder bräuchten einen Babysitter. «Da gilt es dann abzuwägen, was man in Anspruch nimmt und wie viel Nähe und Einmischung man zulässt.»