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Pro und Contra Pro und Contra: Sind Mütter die besseren Kolleginnen?

06.07.2015, 14:01
Sie sind der Joey Ramone unter den Kollegen!
Sie sind der Joey Ramone unter den Kollegen! imago/Future stock&people

Kommt man beim Flurgespräch, während der Mittagspause oder am Kaffeeautomaten auf das Thema Mütter als Kolleginnen zu sprechen, sind die Meinungen gespalten.

Ein Text im Internet erhitze kürzlich die Gemüter: Marion Hackl betreibt in „Mütter als Kollegen? Mehr Fluch als Segen!“ ein unterhaltsames und ironisches Mütter-Kollegen-Bashing. Unsere Kolleginnen Julia Todorinc und Ida Luise Krenzlin haben sich darüber Gedanken gemacht.

Mütter sind die besseren Kolleginnen

von Ida Luise Krenzlin

Mütter sind eine große Bereicherung für jedes Team. Stressresistent meistern sie jede Krise. Während die kinderlosen Kolleginnen und Kollegen einen Nervenzusammenbruch bekommen, weil irgendetwas schief geht, droht schief zu gehen oder bereits schief gegangen ist (Kritik von wichtigem Kunden, Farbdrucker kurz vor der Präsentation kaputt, unfreundliche Mail aus anderer Abteilung) und sich mit diesem Nervenzusammenbruch durch den Tag jammern (und allen Kollegen dabei auf die Nerven gehen), reagieren Mütter-Kolleginnen patent, lösungsorientiert und dabei besonnen.

Keine Krise kann sie schrecken, denn kleine und große Katastrophen kennen sie aus dem Effeff. Das Wissen, jedes Problem unter den widrigsten Umständen, trotz Zeitmangel, fehlender Ressourcen und an den unmöglichsten Orten lösen zu können, macht sie einfach zu Top-Kollegen.

Sie rocken täglich ihre Arbeitsagenda runter

Mütter als Kolleginnen sind wahnsinnig effektiv. Was andere Mitarbeiter in acht Stunden schaffen, schaffen sie locker in vier, und wenn sie sich etwas Zeit lassen immer noch in sechs Stunden. Hat schon einmal jemand eine Mutterkollegin auf Facebook, Ebay oder Amazon surfen sehen? Weil ihre Zeit immer zu knapp ist, haben sie es (schmerzhaft) lernen müssen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Mit der Power eines Punkband-Frontsängers rocken Mütterkollegen jeden Tag ihre Arbeitsagenda runter. Abgehakt, weiter, abgehakt, weiter, abgehakt, weiter. Das setzt natürlich Organisationsvermögen voraus und das, sorry liebe kinderlose Kollegen, haben wir wie niemand anderes. Beim Thema Softskills macht Mütterkollegen niemand etwas vor! Ganz zu Schweigen von Humor, Verständnis, Durchsetzungskraft, Sinn für Situationskomik...

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Warum Mütter eigentlich gar keine Chance haben

von Julia Todorinc

Nein, ich habe mich nicht darum gerissen, den Contra-Kommentar zu diesem Thema zu schreiben. Man sagt und schreibt einfach nichts Schlechtes über berufstätige Mütter. Schon gar nicht, wenn man von einer geboren und großgezogen wurde (so wie ich). Und mir fällt es auch wirklich schwer.

Ich habe während meiner beruflichen Laufbahn mit einigen Müttern zusammen gearbeitet. Und so viel kann ich neidlos sagen: Von einer alleinerziehenden, selbstständigen Journalistin, die in Vollzeit arbeitet, kann sich so mancher gestresste Top-Manager noch eine ordentliche Scheibe abschneiden.

Ich hatte auch nie ein Problem damit, an Weihnachten zu arbeiten, damit die Mütter im Kollegenkreis bei ihren Familien sein konnten. Geschenkt! Ich finde, das ist irgendwie selbstverständlich.

Pünktlich Feierabend, wünschen wir uns das nicht alle?

Aber ganz, ganz ehrlich: Da wären ja noch die Herbstferien, Sommerferien, Osterferien. Und es gibt sie eben auch, die Frauen, die ihren Mutterstatus wie einen Persil-Schein einsetzen: „Ich muss wirklich pünktlich Schluss machen, ich habe ein Kind, das auf mich wartet.“ Wer möchte jetzt der Buh-Mann sein, der sagt: „Sorry, das ist heute leider völlig unmöglich.“? Ich jedenfalls nicht. Obwohl ich ganz genau weiß, dass der Kleine schon 15 Jahre alt ist.

Kinderlose Kollegen, die um Punkt 17 Uhr den Stift fallen lassen, stempeln wir gerne als unmotiviert und ein bisschen faul ab – also ich tue das zumindest. Aber sollten nicht entweder alle ein Recht auf einen pünktlichen Feierabend haben – oder eben gar keiner von uns?

Andere Frage: Haben Sie schon mal eine berufstätige Mutter für ein zeitkritisches, arbeitsintensives Projekt vorgeschlagen, wenn auch kinderlose Männer zur Wahl stehen? Natürlich gibt es Frauen, die das locker hinbekommen würden. Aber wie viele Vorgesetzte lassen es wirklich darauf ankommen?

Und genau hier liegt wahrscheinlich das Problem: Selbst die engagierteste und organisierteste Mutter kann oft gar nicht die gleiche Leistung bringen wie ihre kinderlosen Kollegen, weil sie gar nicht erst die Gelegenheit dazu bekommt.

Zugegeben (jetzt bin ich wieder gemein), es gibt sicherlich auch einige Mütter, die das gar nicht so schlimm finden.

Ob jetzt die Power-Mütter oder die Persil-Schein-Mamis in der Überzahl sind, das will ich gar nicht beurteilen. Aber ich glaube, wenn wir behaupten, dass Mütter am Arbeitsplatz grundsätzlich beliebter sind als Kinderlose, machen wir uns was vor.

Die Mutterkollegin, Powerfrau oder Drückebergerin?
Die Mutterkollegin, Powerfrau oder Drückebergerin?
imago/blickwinkel stock&people