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Pflanzen Pflanzen: Schönheit mit «Ohren»

Von Helga Panten 21.07.2005, 08:20
Als Schnittblume ist sie beliebt: Die Inkalilie findet häufig Verwendung in Sträußen und Gebinden. Aber auch in Töpfen und Kübeln sowie ausgepflanzt im Garten macht sie eine gute Figur. (Foto: dpa)
Als Schnittblume ist sie beliebt: Die Inkalilie findet häufig Verwendung in Sträußen und Gebinden. Aber auch in Töpfen und Kübeln sowie ausgepflanzt im Garten macht sie eine gute Figur. (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Als Schnittblume ist sie beliebt: Das ganze Jahrhindurch findet die Inkalilie, botanisch Alstroemeria genannt, ihrenWeg in Sträuße und Gebinde. Doch sie kann viel mehr: In Töpfen undKübeln und sogar ausgepflanzt im Garten macht sie eine ausgezeichneteFigur. Einen Hauch von Exotik bringt jede Inkalilie in den Garten.Mit warmen Farben, aber auch mit Pastelltönen - immer betont durchStrich- und Punktmuster - setzt sie sich in Szene.

Den wahren Reiz der Inkalilien-Blüten macht eine kleine Abweichungvon der Norm aus, die das Auge irritiert: Pflanzenfreunde sind vonLilien regelmäßig aufgebaute Blüten gewohnt, alle sechs Blütenblätterstehen gleichmäßig um die Mitte herum. Bei der Inkalilie erfüllen nurdrei breite, ungesprenkelte, äußere Blütenblätter diese Erwartung.

Die zwei lebhaft gezeichneten inneren Blütenblätter tanzen dagegenaus der Reihe: Wie Ohren recken sie sich vor das oberste äußere Blattund verschmelzen optisch mit ihm zu einem leuchtenden Signalfleck -Insekten sollen darauf fliegen. Aber auch die Blicke des Betrachterswenden sich diesem Schauspiel zu, das manchmal bis zu 30 Blüten proStängel inszenieren.

Im eigenen Garten lässt man es am besten von den vergleichsweisefrostharten Vertretern der Inkalilien aufführen: Alstroemeria aurea -früher Alstroemeria aurantica genannt - ist eine davon. Sie überstehtTemperaturen bis minus 15 Grad. Im milden Weinbauklima wächst siezuverlässig. Aber auch dort sollte sie im Winter sicherheitshalbereine dicke Packung aus Laub oder Stroh bekommen.

In einigen Gärtnereien finden sich die Alstroemeria-aurea-Sorten'Orange King' in Orange und 'Lutea' in warmem Gelb. Beide erreichenetwa 80 Zentimeter Höhe und passen gut zu anderen Sommerblühern wieMädchenauge (Coreopsis), Sonnenauge (Heliopsis), Staudensalbei(Salvia nemorosa) und Katzenminze (Nepeta).

Mit 50 Zentimetern Höhe ein wenig kompakter wachsen die ähnlichfrosttoleranten Alstroemeria-ligtu-Hybriden. Sie blühen in Rosa-,Lachs- und Gelbtönen. Sorten gibt es von ihnen nicht, stattdessenwerden sie nach Farben angeboten. Am besten wählt man deshalb unterblühenden Pflanzen aus, um den gewünschten Farbton zu erwischen.

Wohl fühlen Garten-Inkalilien sich an einem lichtschattigen Platz.Aber auch mit sonnigen Standorten kommen sie gut zurecht. Allerdingsmüssen sie dort in den ersten drei Wochen nach dem Pflanzen besondersgut mit Feuchtigkeit versorgt werden. Später helfen die fleischigenWurzeln, in denen sie Wasser und Nährstoffe speichern können, auchetwas trockenere Phasen zu überstehen.

Im ersten Jahr fällt die Blüte in der Regel verhalten aus. Aber jebesser eine Inkalilie eingewachsen ist, desto üppiger blüht sie. Dasgilt vor allem dann, wenn die verblühten Stängel nicht abgeschnitten,sondern ähnlich wie bei Alpenveilchen mit kräftiger Drehbewegung ausder Pflanze gezupft werden. Auf diese Weise wird die Knolle zurBildung neuer Triebe stimuliert.

Je länger Inkalilien im Garten wachsen, desto mehr darf sich derGärtner auf Überraschungen einstellen: Stimmt der Standort, neigendie Gewächse dazu, sich durch unterirdische Ausläufer auszubreiten.In England bezeichnet man sie daher als «invasive species», also alsWucherer. Hier zu Lande besteht diese Gefahr angesichts der wenigermilden Klimaverhältnisse nicht. Wo im Winter nicht mit Laub oderStroh abgedeckt wird, erledigt sich das «Problem» von alleine.

Neben den Sorten für den Garten ist die Auswahl bei den Topf- undKübelsorten zuletzt deutlich größer geworden. «Princess Lilies» heißteine Serie, die nur 40 Zentimeter hoch wird und inzwischen 17 Sortenumfasst. Die pastellrosafarbene 'Princess Margaret" gehört ebenso wiedie tiefviolette 'Anouska'. Im Jahr 2006 sollen die «Prinzessinnen»durch 'Inca'-Alstroemerien ergänzt werden. Auch sie wachsen kompaktund mit einer Farbpalette, die von kräftigem Purpur über leuchtendesOrange und Rot bis zu Pastellgelb reicht.

Wachsen Inkalilien im Topf oder Kübel, sind ihre Wurzeln im Wintervon den Seiten her mitunter massiver Kälte ausgesetzt. Daher werdensie mit Beginn der kalten Jahreszeit am besten an einen frostfreien,kühlen Ort gestellt. Dort legen sie eine Ruhephase ein. Ein hellerPlatz bekommt ihnen am besten. Müssen sie mit einem dunklen Vorliebnehmen, sterben die oberirdischen Triebe ab. Die Knolle treibt zwarauch dann im Frühjahr wieder aus, die Entwicklung ist aber gegenüberden grün durch den Winter gegangenen Exemplaren ein wenig verzögert.

Ist der Winter vorbei, beginnt mit den steigenden Temperaturenaufs Neue das Wachstum der Triebe. Dann ist höchste Wachsamkeitgeboten: Inkalilien gefallen nicht nur Pflanzenfreunden, Schneckensind ebenfalls Alstroemerien-Liebhaber. Je zarter die Triebe sind,desto besser schmecken sie den lästigen Raspelzungen.