PC in der Werkstatt PC in der Werkstatt: Frist für die Reparatur setzen
Hamburg/Stuttgart/dpa. - Mit dem Schraubenzieher in den Innereien eines PC zu hantieren, ist nicht jedermanns Sache und auch nicht ganz ohne Risiko - für den Nutzer wie für den Computer. Der durchschnittliche PC-Besitzer ist deshalb gut beraten, seinen streikenden Rechner zur Reparatur zu geben. Doch wenn es schlecht läuft, droht in diesem Fall eine wochenlange Odyssee.
«Einem unerfahrenen Nutzer kann ich nur raten, bei einem guten Händler zu kaufen, der PCs nicht gleich einschickt, sondern lokal reparieren kann», rät Dirk Ohme, Software-Entwickler in Stuttgart. Allerdings kommen auch die Service-Mitarbeiter mancher PC-Hersteller ins Haus. Dazu gehören zum Beispiel Dell und Acer - vorausgesetzt es wurde beim Kauf gegen Aufpreis ein «Vor-Ort-Service» vereinbart.
«Besonders verschleißanfällige Teile sind die CPU-Lüfter, Netzteile, Festplatten und CD-Laufwerke», sagt Martina Nolte, Sozialpädagogin und Leiterin des Projekts «Mook wat PC» in Hamburg. In dem Verein sind Jugendliche damit beschäftigt, betagte PCs auf Schäden hin zu überprüfen und auf den optimalen Stand aufzurüsten.
Macht der Computer Probleme, sucht der Kunde oft auf der Rechnung oder im PC-Handbuch nach der Servicenummer des Herstellers und nimmt telefonisch Rücksprache. Doch hier hapert es schon: «Viele User können ein Problem nur mit Händen und Füßen beschreiben», sagt Bernd Böhm, Betreiber von Computer-Greenhorn in Köln. Dann ist ein ruhiger Techniker am anderen Ende der Leitung von großer Wichtigkeit.
Wenn das Problem am Telefon nicht zu lösen ist, kommt meist binnen ein oder zwei Werktagen ein vom Hersteller beauftragter Händler ins Haus, der den PC unter die Lupe nimmt. Nach der Inspektion geht es dann fix: «Das Ersatzteil wird am gleichen Tag per Express-Lieferung an den Service versandt, damit dieser am nächsten Morgen den Einsatz vor Ort beim Kunden vornehmen kann», erklärt Jens Härmand, Manager beim PC-Hersteller Acer Computer im Ahrensburg (Schleswig-Holstein).
Nicht ganz so schnell geht es dagegen, wenn der Kunde nach erstem telefonischem Kontakt seinen PC zum Hersteller schickt. Manchmal organisiert auch der Hersteller die Abholung. Der defekte PC muss zwar nicht in der Originalverpackung verschickt werden. Dies ist aber zu empfehlen, um Schäden beim Transport weitgehend auszuschließen.
Damit der Verbraucher von der Reparaturrechnung nicht unangenehm überrascht wird, sollte ein verbindlicher Kostenvoranschlag eingeholt werden, rät der Buchautor Jörg Schieb aus Meerbusch bei Düsseldorf. Auch sei es empfehlenswert, beim Versand an den Hersteller eine Kopie der Rechnung vom PC-Kauf beizulegen. Das Rechnungsoriginal sollte der Besitzer aber nie aus den Händen geben. Grundsätzlich gilt, dass der Händler oder Hersteller die Reparatur in angemessener Zeit vornehmen muss. In der Regel sollte sie binnen zwei Wochen erledigt sein.
Jedoch sieht die Realität mitunter anders aus: So kann sich die Sache über Wochen hinziehen. «Viele Kunden müssen ihren Geräten hinterher telefonieren - eine Zumutung», findet Schieb. Manche Hersteller wie Acer erledigen Reparaturen, die während der Garantiezeit anfallen, aber auch innerhalb von zwei Tagen. Später bei kostenpflichtigen Reparaturen dauert es dann fünf bis sechs Tage. Wer sein Gerät schnell wieder benötigt, sollte das bei Abgabe eines Gerätes deutlich machen. Der PC-Nutzer kann zum Beispiel argumentieren, dass er den PC für berufliche Zwecke benötigt. Sinnvoll ist es auch, eine Frist zu vereinbaren.
Während einer Reparatur hat der PC-Besitzer keinen Anspruch auf ein kostenloses Ersatzgerät. Jedoch gibt es Hersteller, die sich hier kulant zeigen: «Bei Dell erhalten Anwender bei Bedarf auch ein Ersatzgerät, was aber in der Regel nicht notwendig ist», sagt Stefan Bachmann, Services Brand Manager bei Dell in Langen (Hessen).
Am meisten Glück im Unglück haben Verbraucher, deren Computer während der gesetzlichen Garantiezeit von zwei Jahren repariert werden müssen. Doch nicht jeder Garantiefall werde auch an Sonn- und Feiertagen oder bei nachträglich installierter Hard- beziehungsweise Software bearbeitet, sagt Experte Bernd Böhm.
Ein wenig Trost spendet PC-Expertin Martina Nolte. Ihr zufolge sind PCs robuster als viele Nutzer vermuten: «Oft ist gar nicht die Hardware schadhaft, sondern es liegt ein Programm- oder Systemfehler vor.» Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von sieben bis acht Jahren macht aber auch der beste PC irgendwann endgültig schlapp. Viele Anwender versuchen dennoch, den Rechner mit allen Mitteln wieder flott zu kriegen. Meist wird dann viel Geld ausgegeben, statt einen neuen Computer zu kaufen. Und mancher Nutzer trauert auch dem ausgemusterten «Rechenknecht» noch nach, zum Beispiel auf virtuellen Grabsteinen auf dem Silizium-Friedhof unter http://www.silizid.de.