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«Park der Gärten»: Fühlen und Anfassen erlaubt

Von Vera Jansen 04.08.2008, 12:44

Bad Zwischenahn/dpa. - Blühende Zierpflanzen, verschiedene Kräuter, Gehölze, Bäume, Sträucher und dazwischen kleine Oasen zum Verweilen - im «Park der Gärten» im niedersächsischen Bad Zwischenahn werden alle Sinne angesprochen.

«Hier ist Tasten erlaubt, sogar erwünscht», sagt Parkleiter Bernhard Kühne. Auch die Rasenflächen dürfen betreten werden. Liegestühle und Sitzgruppen stehen für den Besucher bereit. «Man darf hier auch Picknick machen.» Mehr als 40 verschiedene Themengärten sind auf dem 14 Hektar Parkgelände angelegt. «Vom Zeitgeist im Garten bis zur Kulturgeschichte ist alles vertreten», sagt Kühne.

Auch ein 700 Quadratmeter großer Blindengarten mit hochgelegten Beeten und Erklärungen in Braille-Schrift gehört dazu. Eine Attraktion nicht nur für Sehbehinderte ist der Blindenbrunnen, der über Sensortasten in Bronzefiguren verschiedene Wasserfontänen in die Höhe schießt oder gurgelnde Geräusche von sich gibt. Während Blinde mit Hilfe der Braille-Schrift Erklärungen bekommen, müssen Sehende die Sensorpunkte suchen. «Es geht kaum jemand vorbei, der nicht Kontakt mit ihm aufnimmt», weiß Kühne. «Der Brunnen macht sich auch selbst bemerkbar und fängt an zu stöhnen oder zischen.»

Der Park entstand zur Landesgartenschau 2002 auf einem alten Militärgelände. Das war damals ein Flugplatz für Raketenflieger und es mussten zunächst viele Altlasten entsorgt werden. Im März 2003 öffnete als Nachfolger der Park der Gärten. Seitdem werden rund 100 000 Besucher pro Jahr gezählt. In diesem Jahr rechnet Kühne mit einem deutlichen Plus. «Wir sind mit der Hälfte der Saison ausgesprochen zufrieden.» Der Park sei ein Glücksfall für die Region und werde immer mehr zu einer touristischen Säule.

Der stellvertretende Bürgermeister von Bad Zwischenahn, Rolf Oeljeschläger, bestätigt diese Einschätzung. Der Park habe überregionalen Charakter bekommen und sei bei Touristen fester Besuchsbestandteil geworden, sagt Oeljeschläger. «Jetzt, wo er da ist, kann man sich nicht vorstellen, dass es ohne ihn ging.» Er selbst habe ein Jahreskarte. «Sogar meine Kinder kommen mit.» Der Park schreibe zwar keine schwarzen Zahlen, «aber dann müssen sich eben mehrere die rosa Zahlen teilen», meint der Politiker.

Das Jahresbudget beträgt laut Kühne eine Million Euro. Davon tragen die Gesellschafter - die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Landkreis Ammerland und die Gemeinde Bad Zwischenahn - rund 300 000 Euro. Der Rest müsse mit dem Verkauf von Eintrittskarten finanziert werden, sagt Kühne. «Wir sind eine kostendeckende Einrichtung.»

15 Mitarbeiter sind mit der Pflege der Anlagen beschäftigt, zu der auch eine Fläche der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau gehört. «Wir haben 8500 verschiedene, etikettierte Pflanzen im Park und damit eine der größten Pflanzensammlungen in Deutschland», sagt Chef-Gärtner Björn Ehsen. Und jede Saison gibt es für den Besucher Neues zu entdecken. In diesem Jahr ist es beispielsweise der «Mediterrane Garten» mit einem plätschernden Brunnen und den typischen mediterranen Pflanzen wie Lavendel, Katzenminze und Silberraute. «Neben dem Trend wollen wir auch die Umsetzung zeigen», sagt Kühne.

Die einzelnen, jeweils etwa 400 Quadratmeter großen Themengärten sind an Garten- und Landschaftbaubetriebe der Region verpachtet. Sie wählen das Thema und richten die «Parzelle» entsprechend her. Die Pflege übernehmen die Mitarbeiter des Parks. Für freiwerdende Flächen gebe es genug Interessenten, versichert Ehsen. «Das Ammerland ist das Zentrum des Gartenbaus in Niedersachsen und wir sind das Schaufenster des Gartenbaus.»

Internet: www.park-der-gaerten.de