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Nicht nur Inhalt zählt: Präsentation gut planen

Von Nina C. Zimmermann 21.04.2008, 06:56

Berlin/München/dpa. - Wer nur seine Folien vorliest, hat schlechte Karten: Bei Präsentationen sollten Referenten darauf achten, dass sie ihre Botschaft interessant verpacken. Auf die Dramaturgie kommt es an.

Als Otmar Deubzer kürzlich in Asien einen Vortrag über den Umgang mit Elektronikschrott hielt, überraschte er seine Zuhörer mit einem Bild von Adolph Menzel. «Die Leute haben wahrscheinlich damit gerechnet, dass ich ihnen zu Beginn schlimme Beispiele aus Indien oder China vorführe», sagt der Umwelttechniker aus Berlin. Mit Menzels Gemälde «Eisenwalzwerk» von 1872 zeigte er dem Publikum, dass die Produktion auch in deutschen Fabriken nicht von Anfang an sicher und sauber war. So etwas weckt Aufmerksamkeit und Sympathie - so sollten Vorträge beginnen.

«Ein Redner sollte immer Dramaturg sein», sagt Bewerbungscoach Claudia Nöllke. «Wer eine gute Präsentation halten will, muss eine Botschaft haben und sie packend rüberbringen.» Die Berufsberaterin aus München rät deshalb: «Es sollte einen Einstieg geben, der neugierig macht, einen Höhepunkt, bei dem es der Redner krachen lässt, und einen überzeugenden Schluss, der den Leuten noch in den Ohren klingt, wenn sie längst zu Hause sind.»

Auf keinen Fall dürfe sich der Vortragende in Details verlieren. «In der Beschränkung liegt die Kunst», betont Nöllke. Gabriele Zienterra vom Institut für Rhetorik und Kommunikation in Bornheim bei Bonn empfiehlt, zunächst einige Fragen zu beantworten: Was will ich erreichen? Wem trage ich vor? Wie lange? «Es ist ein Unterschied, ob Sie nur informieren oder eine Entscheidung herbeiführen wollen», sagt Zienterra. «Entwickeln Sie aus dem Ziel Ihr strategisches Konzept.»

Steht die eigene Argumentationslinie fest, kann sich der Vortragende Gedanken über technische Hilfsmittel machen. «Er sollte sich fragen, ob es bestimmte Inhalte gibt, die noch überzeugender vermittelt werden können, zum Beispiel mit Flipcharts oder dem Computerprogramm Powerpoint», sagt der Düsseldorfer Managementtrainer Albert Thiele. Faustregel sei etwa alle zwei Minuten eine neue Folie.

Umwelttechniker Deubzer kann als regelmäßiger Konferenzteilnehmer ein Lied davon singen. Er beklagt, wie «textlastig» die meisten Powerpoint-Präsentationen seien, dass die Redner den Text vorläsen und zugleich auf das zeigten, was sie sagen. «Der Vortrag lebt doch davon, dass er vorgetragen wird.»

Bei einer guten Präsentation kommt es nicht nur auf den Inhalt an. Viele Redner achteten zwar auf die Struktur ihres Vortrags, sagt Gabriele Zienterra vom Institut für Rhetorik und Kommunikation. Die eigene Person und die Nähe der Zuhörer zum Thema werde dagegen vernachlässigt. Der Vortragende ist laut Thiele ein «Beziehungsmanager», der die Gefühle der Menschen vor ihm anspricht. «Die Persönlichkeit wirkt stärker als die rationalen Argumente.»

Wichtig ist, den Blickkontakt zum Publikum nicht über längere Zeit abbrechen zu lassen und gelegentlich Sprechpausen einzulegen. Bewerbungscoach Nöllke ergänzt, dass hektische oder sich ständig wiederholende Gesten wie Hände reiben, mit den Füßen wippen oder Brille zurechtrücken vermieden werden sollten. Besonders fatal ist es in Thieles Augen, «wenn jemand die Erwartungshaltung und das Vorwissen des Auditoriums missachtet».

Literatur: Emil Hierhold: Sicher präsentieren - wirksamer vortragen, Redline Wirtschaftsverlag, ISBN: 978-3-63601-244-9, 46 Euro; Claudia Nöllke: Präsentieren, Haufe, ISBN: 978-3-44807-864-0, 6,90 Euro; Josef W. Seifert: Visualisieren - Präsentieren - Moderieren, Gabal, ISBN: 978-389749-721-4, 15,90 Euro