Neuer Trend Neuer Trend: Durstlöscher ohne Kalorien
Hamburg/dpa. - «Heiße Liebe» oder «Gute Laune»: Ob Kräuter- und Früchtetees ihren jeweiligen Namen entsprechend tatsächlich Beziehungen befeuern oder zu Heiterkeit verhelfen können, sei dahingestellt. Auf jeden Fall werden die Durstlöscher immer beliebter.
Nach Angaben von Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn sind die koffein- und kalorienfreien Kräuter- und Früchtetees eine ideale Möglichkeit, um den täglichen Flüssigkeitsbedarf abzudecken.
Marco Sinram, Verkoster beim Teehandelshaus Gebrüder Wollenhaupt in Reinbek bei Hamburg, hat es jeden Tag mit Drogen zu tun. Doch seine Drogen riechen nach Kamille oder Pfefferminze, Süßholzwurzel oder Zitronenmyrte. Der Begriff bezeichnet, nach dem niederländischen Wort «droog» für «trocken», ursprünglich getrocknete Pflanzenteile. Deshalb werden Kräuter- und Früchtetees bis heute Teedrogen genannt.
Streng genommen sind die Aufgussgetränke gar kein Tee, sondern so genannte teeähnliche Erzeugnisse. «Echter» Tee stammt ausschließlich aus Blättern, Blattknospen und zarten Stielen des Teestrauchs Camelia sinensis. Die Durstlöscher aus Früchten und Kräutern basieren dagegen nicht nur auf vielerlei Pflanzen, sondern auch auf unterschiedlichen Pflanzenteilen. Experten wie Sinram unterscheiden zwischen Kraut-, Blatt-, Wurzel-, Rinden-, Blüten-, Früchte-, Samen- oder Holzdrogen.
Jährlich werden in Deutschland mehr als elf Milliarden Tassen Kräuter- und Früchtetee getrunken, sagt Monika Beutgen von der Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee in Hamburg. Unangefochtener Aufsteiger ist Rooibos-Tee. Die Buschweidenart, zu deutsch Rotbusch, gedeiht nur im milden Seeklima der Kap-Region Südafrikas. Dort wird die ursprünglich wild wachsende Pflanze in Plantagen kultiviert und industriell verarbeitet.
Nur wenige der Kräuter und Früchte für die beliebten Aufgüsse werden noch wild gesammelt. Der Großteil des Rohmaterials kommt aus Plantagen in Südamerika, Nordafrika sowie Süd- und Osteuropa. Frisch würziger Pfefferminztee oder mild aromatischer Melissetee können ihren Ursprung aber auch in Deutschland haben. So werden bei der Firma Völpel in Königsmoos in Oberbayern nach Aussage von Inhaber Dagobert Völpel Mitcham-Minze, Kamille und andere Gewächse aus eigenem Anbau in jeweils zwölf verschiedenen Temperaturstufen schonend getrocknet, um die ätherischen Öle nicht zu zerstören.
«Es gibt hunderte von Möglichkeiten, getrocknete Früchte, Blütenblätter, Gewürze und Kräuter zu mischen», sagt Marco Sinram. Zunehmend gefragt seien säurearme, milde Früchtetee-Mischungen. «Viele Verbraucher haben Probleme mit den Fruchtsäuren.» Trocken und luftdicht in einer Dose verpackt sowie fern von starken Gewürzen gelagert, hält sich Tee je nach Sorte mindestens 24 Monate lang. Als Faustregel für die Dosierung gilt pro Tasse ein Teelöffel oder ein Aufgussbeutel. «Nur durch die Zubereitung mit sprudelnd kochendem Wasser wird eine mögliche Gefährdung durch Keime, auch krankheitserregende, völlig ausgeschlossen», betont Monika Beutgen. Denn Kräuter- und Früchtetees seien weitgehend unbehandelte Naturprodukte. Je nach Sorte sollten sie fünf bis zehn Minuten und länger ziehen, empfiehlt Oliver Rogozenski vom Sylter Teekontor in Keitum auf Sylt.