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Neue Wohnung Neue Wohnung: Chaos, Kisten und Kartons

Von Melanie Brandl 23.03.2004, 18:50
Umzüge erfordern eine gute Organisation. (Foto: dpa)
Umzüge erfordern eine gute Organisation. (Foto: dpa) Mascha Brichta

Nürnberg/Berlin/dpa. - Spätestens am Tag des Umzugs liegen die Nerven blank: Seit Wochen stapeln sich überall Kisten und Kartons. Dinge, die man sucht, sind unauffindbar und ganze Schrankwände oft noch nicht abgebaut, wenn der Lastwagen vor der Tür steht.

Die alte und vielleicht sogar die neue Wohnung wollen renoviert werden, und zu allem Überfluss sind lästige Behördengänge, Ummeldungen und Adressänderungen fällig. Um dem Umzugschaos wenigstens einigermaßen Herr zu werden, gibt es nur ein Mittel: Ruhe bewahren und soviel wie möglich schon im Vorfeld organisieren.

«Der häufigste Fehler, den Leute beim Umziehen machen, ist, dass sie unterschätzen, was da alles dranhängt», weiß Thomas Kneißl von «A bis Z Umzüge Strohmann» in Nürnberg aus langjähriger Erfahrung. «Die wollen alles alleine schaffen und wundern sich dann, wenn es nicht klappt.» Natürlich könne man sich ruhig zumuten, seine Kisten selbst zu packen, fügt Klaus Zapf, Umzugsunternehmer aus Berlin, hinzu. «Aber je gründlicher man einen Umzug vorbereitet, je überlegter man an die Sache rangeht, desto besser geht sie einem von der Hand.»

Wann was erledigt werden sollte, steht in so genannten «Umzugs-Checklisten». Diese finden sich beispielsweise auf den Seiten der Stiftung Warentest aus Berlin. Hier erfährt der gestresste Umzugswillige, dass er Haltezonen für den LKW bei der örtlichen Polizei anmelden kann, Kisten nie zu voll packen darf, um mögliches Reißen der Kartons zu vermeiden, und persönliche Dinge möglichst separat und griffbereit verstauen sollte. Auch welcher Papierkram vom neuen Telefonanschluss bis zur Kündigung des Turnvereins der Kinder erledigt werden will, und worauf bei Wohnungsübergaben geachtet werden sollte, wird erklärt.

Zu den wichtigsten Punkten bei einem Umzug gehört es, genügend Helfer für den «Tag X» zu organisieren. Billiger als eine Spedition sind natürlich Freunde, die bereit sind, mit anzupacken. «Das kann sogar sehr schön sein und zum regelrechten Event ausarten», erzählt die Diplom-Psychologin Birgit Weißwange-Lehmann aus Berlin. Sie warnt aber zugleich: «Man sollte allerdings aufpassen, dass diese Freunde nicht überstrapaziert werden. Wenn die antraben und helfen und dafür nichts als ein Bierchen ernten, kann die Stimmung ganz schnell kippen.»

Bequemer, aber auch teurer ist die Arbeit mit Profis. Hier ist es ratsam, verschiedene Angebote von Speditionen zu vergleichen. Doch «billig allein reicht nicht», betont Thomas Kneißl. Sinnvoll sei es, verbindliche Festpreise auszuhandeln, am besten anhand einer detaillierten Inventarliste: «Sie können dann genau festlegen, was sie selbst schleppen wollen und welche Möbel wir übernehmen.»

Wichtig sei aber auch darauf zu achten, dass genügend Schutzmaterial für Böden und Wände von der Firma gestellt wird, ergänzt Klaus Zapf. «Nichts ist schlimmer, als wenn die Möbelpacker gehen und es sind Kratzer im Parkett oder Schrammen in der Tür. Das kann einem den Spaß an der neuen Wohnung ganz schön verderben.»

Normalerweise müssen Speditionen allerdings Schäden in Wohnung oder Hausflur, wenn sie sie selbst verursacht haben, auf eigene Kosten wieder beseitigen. Auch das Umzugsgut ist - sofern es zuvor ordentlich verpackt wurde - mit einer Summe von 620 Euro pro Kubikmeter versichert. Das decke den normalen Hausrat ab, doch für besonders wertvolle Gegenstände wie Antiquitäten oder Gemälde sind zusätzliche Versicherungen empfehlenswert, sagt Kneißl.

Gebucht werden sollte frühzeitig. «Zum Monatswechsel, besonders wenn dieser auf ein Wochenende fällt, wollen alle umziehen», warnt Angelika Jäger, Pressesprecherin der Deutschen Möbeltransport AG aus Hattersheim am Main. «Und da sind Speditionen oder auch nur Leihwagen schwer zu bekommen.»

Doch egal wie gut der Umzug nun organisiert ist und wie viele Helfer im Einsatz sind - das Abschiednehmen von der alten, gewohnten Umgebung kann einem keiner abnehmen. Und so kommt zu der mehr oder minder starken physischen Belastung beim Umzug häufig eine psychische hinzu, erklärt Weißwange-Lehmann. «So ein Ortswechsel macht fast immer auch Kummer. Und für diese Trauerarbeit sollte man sich Zeit nehmen: sich von Nachbarn verabschieden, Adressen verteilen, ein letztes Mal durch die leere Wohnung gehen oder vielleicht sogar eine 'Good-Bye-Party' feiern. Das kann den Neuanfang enorm erleichtern.»

Vor allem aber sollte man das Umziehen an sich positiv sehen, rät die Psychologin. «Das ist wie eine Entschlackung: Ich sortiere aus, welche Möbelstücke ich liebe, welche Briefe ich mitschleppe, welche Pötte, Bücher, Klamotten ich nicht mehr brauche. Man wirft eine Menge Ballast ab.» Und so bedeutet ein Umzug eben nicht nur eine Menge Stress und Belastung, sondern ist vor allem eine große Chance

Stiftung Warentest im Internet: www.warentest.de