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Nebenjob Nebenjob: Jugendliche in der Gastronomie

Von Constantin von Cossel 24.05.2006, 14:04
Alle Hände voll zu tun: Ein Job in der Kneipe ist oft einfach zu bekommen, aber kein Zuckerschlecken. (Foto: dpa)
Alle Hände voll zu tun: Ein Job in der Kneipe ist oft einfach zu bekommen, aber kein Zuckerschlecken. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Hamburg/Bremen/dpa. - Ob als Kellner oder als Barkeeper -viele Schüler und Studenten arbeiten nebenbei in der Gastronomie. DerJob erfordert nicht nur Kenntnisse im Bierzapfen. Oft wird bis in diefrühen Morgenstunden gearbeitet. Das volle Tablett muss zu denjeweiligen Tischen transportiert werden, kein Gast darf zu kurzkommen. Schließlich erzählen Fremde an der Bar ihre Probleme - dasind gutes Zuhören und Verständnis gefragt.

Die 19-jährige Insa aus Bremen arbeitet als Servicekraft in einemCafé. Der Abiturientin macht die Arbeit Spaß. Sie verdient regulär6,50 Euro die Stunde «Aber mit Trinkgeld sind es in der Regel 8Euro.» Wegen des Abiturs könne sie nicht mehr ganz so viel arbeiten,erzählt die Bremerin, aber vorher waren es bis zu 30 Stunden imMonat. Den Job hat sie über einen Freundin gefunden. «DasArbeitsklima bei uns ist sehr entspannt», sagt die 19-jährige. Oftist sie einzige Servicekraft im Café. «Dann gibt es aber Leute, diemir ihr komplettes Leben erzählen.»

Noch anspruchsvoller ist der Job des Barkeepers. Zwar ist keinespezielle Ausbildung nötig, sagt Andrea Pirwitz, Geschäftsführerinder Deutschen Barkeeper-Union in Hamburg. «Mathematik gut beherrschenund 200 Rezepte im Kopf haben» nennt Pirwitz zwei Voraussetzungen.Außerdem sollten mindestens englische Sprachkenntnisse vorhandensein, damit auch ausländische Gäste nicht zu kurz kommen.

Mittlerweile gibt es sogar spezielle Schulen, die eine«Barkeeper-Ausbildung» anbieten. Die Barschule in Rostock bietet vomGrundkurs, über Barzauberei und American Bartender bis hin zumBarmeister verschiedene Ausbildungen an. «Das Ziel der Meisten seies, Barmeister zu werden», erläutert Antje Gühlken, Dozentin an derBarschule Rostock. Die Ausbildung zum Barmeister ist mit fünf Wochendie längste, setzt allerdings eine Ausbildung zum Restaurant- oderHotelfachmann voraus.

Viele Jugendliche und besonders Studenten arbeiten aber auch füreinen Catering-Service. Voraussetzung sei Erfahrung imServicebereich, sagt Wolfgang Finken, Bundesgeschäftsführer vom PartyService Bund Deutschland in Syke. «Servicekräfte ohne Ausbildung,werden auf den kleineren Veranstaltungen eingesetzt.» Die Löhnevariieren zwischen fünf und 20 Euro, je nach Qualifikation dereinzelnen Personen an. Zudem gibt es eine Altersgrenze. «Wir stellenerst ab 18 aufwärts ein».

Viele Events finden am Wochenende statt, deshalb ist das Angebotauch attraktiv für Nebenjobber, sagt Farid Michael Schöning vomCatering-Servive Aramark in Neu Isenburg (Hessen). Auch er legt Wertdarauf, dass die Servicekräfte schon Erfahrungen haben. Daneben gebees ein Weiterbildungsprogramm. Bei Aramark arbeiten allePersonengruppen: «Vom Schüler über den Rentner bis zum Nebenjobber»,so Schöning. Die Zusammensetzung ist dabei international.Auch über das Internet werden inzwischen zahlreiche Nebenjobs inder Gastronomie angeboten, zum Beispiel unter www.hotel-career.de.Vom Servicemitarbeiter im Berliner Café bis hin zum Kellner auf denKanaren können dort rund 3400 Stellenangebote eingesehen werden. AlsEinsatzort können neben diversen Ländern auch Kreuzfahrtschiffeausgewählt werden. Außerdem werden außer den normalen Kellnerjobsauch Saisonjobs in Ferienclubs weltweit angeboten.Es dürfen allerdings nicht alle Jugendlichen arbeiten, wie siewollen. Ab dem 15. Geburtstag darf acht Stunden am Tag und maximal 40Stunden die Woche gearbeitet werden. Allerdings gib es in bestimmtenBereichen Ausnahmen. Im Gastronomiebereich darf ab dem 16. Lebensjahrbis 22.00 Uhr gearbeitet werden. Erst ab dem 18. Lebensjahr gilt dasJugendarbeitsschutzgesetz nicht mehr. Ob Ferienjob oder Nebenbeschäftigung im Studium - es gibt laut denExperten genug Angebote. Oft reicht ein gepflegtes Äußeres und einefreundliche Art. Die 19-jährige Insa aus Bremen hat allerdingsbeschlossen, mit dem Kellnern nach dem Abi aufzuhören und sich aufandere Dinge zu konzentrieren. «Vielleicht fange ich zum Studiumwieder an.» Doch eins ist sicher - in ihrem Café wird wieder ein Jobfrei.