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Naturpark Güstrow: Auge in Auge mit dem Wolf

Von Janette Heidenreich 24.06.2009, 13:43

Güstrow/dpa. - Güstrow  - Noch spielen die beiden Bärenbrüder Fred und Frode ahnungslos in ihrem Gehege im Natur- und Umweltpark Güstrow. Doch schon bald werden sie die Hauptdarsteller in einem europaweit einmaligen Projekt sein.

Im Park wird am 25. Juni die 1,2 Millionen Euro teure «Raubtier-WG» eröffnet. Auf dem sechs Hektar großen Gelände wird sich künftig das Rudel aus neun Wölfen zeitweise das Gehege mit den Bären und dann mit vier Luchsen teilen. Doch das wird noch etwas dauern. «Man kann die Raubtiere nicht einfach wie Kühe in einem Gehege zusammentreiben», sagt Parkchef Klaus Tuscher. Der Umzug dauert mindestens vier Tage, um Stress zu vermeiden.

Alle Tiere sollen sich zunächst an ihre neue Umgebung gewöhnen. Bis zum 4. Juli zur Feier des 50. Geburtstages des Naturparks sollen erste Begegnungen ermöglicht werden. Zuerst dürfen die Wölfe das neue Gehege beschnuppern, dann die Luchse: «Ich bin gespannt, ob die Luchsdame mit ihren Kleinen alleine umzieht, bei den großen Gehegen darf es kein Treiben geben, das mögen die Tiere überhaupt nicht.» Sonst bestehe die Gefahr, dass die Tiere gleich in die Bäume stiegen. Die gemeinsame Haltung in den Gehegen solle immer zeitweise erfolgen. An eine ganz große Raubtier-WG mit allen Tieren ist zunächst nicht gedacht. Wildkatzen werden zwar auch auf dem Areal gehalten, werden aber nie mit den anderen Raubtieren in Kontakt kommen.

Einzigartig an der Anlage seien die Größe der Gehege und die sogenannten Biotop-Fenster mit naturnahen Ausschnitten. Dies sind Bereiche, wo sich der Besucher sein Wissen erarbeiten muss, erklärt Tuscher. «Bei uns bekommt man nicht alles mundgerecht präsentiert wie in einem Zoo. Es ist gewollt, dass der Besucher über das Baumhaus klettert.» Auge in Auge sind die Besucher mit den Tieren, wenn sie in die Wolfshöhle hineingekrochen sind, allerdings geschützt durch eine Scheibe.

An solchen Stellen sollen die Besucherströme ausgedünnt werden. Gemeinsamer Treffpunkt ist der Palisadenhof, der wie ein slawisches Dorf aussieht: Außen mit Gittermatten verkleidet soll es den Kommunikationspunkt bilden. «Auf der einen Seite ist der Wolf, auf der anderen der Luchs», sagt Tuscher.

An solchen Kommunikationspunkten will der Park seinem zweiten Standbein Umweltbildung gerecht werden. Immerhin sind rund zehn Prozent der jährlich 150 000 Besucher Schulklassen. «Wir wollen auf die vielen kleinen Dinge hinweisen, die rechts und links des Weges liegen», erzählt Tuscher. Kurze Hinweise, keine endlos langen Tafeln. So gibt es im Umweltbildungszentrum eine mannshohe große Schnecke. Wenn ein Kind sie entdeckt, merkt es, dass die Schnecke am Kopf Sandpapier hat, dort sitzt ihre Raspelzunge. Überall im Park sind Dinge zum Anfassen, Riechen und Hören. «Unser Prinzip ist das Stapelprinzip, also immer wieder eine Info draufsatteln», sagt Tuscher. Insgesamt sind 14 thematische Bildungsangebote integriert.

«Die Attraktivität des Parkes wird mit der Raubtier-WG weiter gestärkt» sagt der Güstrower Landrat Lutz da Cunha (SPD). Der Park sei ein weit über die Region hinaus bekanntes und beliebtes Ziel für Einheimische und Touristen. Der Ausbau wurde mit Geldern aus dem Konjunkturpaket II unterstützt. Für den Park besonders wichtig ist zudem, dass vom Radweg Berlin-Kopenhagen eine Abzweigung gebaut wird.

Natur- und Umweltpark Güstrow: www.nup-guestrow.de (dpa)