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Mode Mode: Farbig, verspielt oder in Reptiloptik

Von Melanie Brandl 13.09.2005, 09:00
Gerafft und mit einer Brosche verziert, werden Taschen selbst zum Schmuckstück. (Foto: dpa)
Gerafft und mit einer Brosche verziert, werden Taschen selbst zum Schmuckstück. (Foto: dpa) Picard

Frankfurt/Main/dpa. - Eine Tasche mache den Look heute erst komplett, erklärt JuliaMönnich, Redakteurin der in Frankfurt erscheinenden Fachzeitschrift «Textilwirtschaft». «Sie werden zu richtigen Schmuckstücken. Wobei sie sich nicht mehr nur der Mode anpassen, sondern sie buchstäblich selbst transportieren.»

Akzente zu setzen sei mittlerweile die Hauptaufgabe von Taschen,fügt die Designerin Nina Bernert aus Wien hinzu. «Erst mit Taschen kann das modische Styling voll ausgelebt werden», bestätigt Antje Verhoeven-Helf von der Modemedia PR-Agentur in Düsseldorf, die vom nächsten Frühjahr an die neue Lederwarenmesse GLS International präsentieren wird. Deshalb seien diese Accessoires im Herbst so fantasiereich und schmückend wie nie zuvor.

Es darf funkeln und glitzern, es wird geziert, gerafft, gezogenund mit Pailletten, Perlen und Broschen gespielt. Dabei würden «alte» Materialien wie Brokat, Samt oder Gobelin häufig in neuen Formen oder Farben umgesetzt und dadurch wieder modern, erklärt Laure Bertrando vom Hersteller Picard aus Obertshausen bei Frankfurt. «Mut zu Extravaganz und Farbe ist angesagt!»

Trotzdem geht es nicht ganz so bunt zu wie im vergangenen Sommer. «Es gibt immer noch viele Farben, doch die sind ein bisschen gemäßigter als vorher», sagt Dörte Kelm, Designassistentin bei Bree in Isernhagen (Niedersachsen). Deshalb setzt Bree auf Naturtöne wie Olive, Schlamm, Caramel oder Sahne und auch abgemilderte Sommertöne wie Altrosa, Offwhite oder Petrol. Akzente werden dann über Maisgelb,Kürbis, ein warmes Grün oder leuchtendes Rot gesetzt. Auch bei Picard sei eine Tendenz zu helleren und pastelligen Farben auszumachen, bestätigt Bertrando.

Bei dem Lederwarenhersteller Celine aus Paris dominierenLapislazuliblau und Purple die neue Kollektion. Chanel aus Hamburg gibt sich bei der neuen Taschenlinie «New Mademoiselle» bewusst ein wenig zurückhaltender und setzt auf nur eine zusätzliche Farbe pro Saison: Neben dem Klassiker Schwarz sind die abgesteppten Ledertaschen in einem trendigen Grün auf dem Markt.

Doch nicht nur die Farbe lässt eine Tasche zum Eyecatcher werden. Auch ihre Oberfläche spielt eine große Rolle. Nieten undFellapplikationen lassen viel Raum für Spielereien und aufwendige Dekorationen. Gleiches gilt für Reptiloptiken wie Echse und Schlange, die bei edlen und teuren Modellen tatsächlich echt sind, häufig aber einfach ins Leder geprägt werden.

So wagt sich Fossil aus München mit seinen «Leo-Taschen» sogar auf Safari-Tour im Großstadtdschungel: Die einzelnen Modelle bestehen komplett aus Kunstfell mit Leopardenmuster und sind zusätzlich mit Nieten, Ösen und Überschlägen verziert.

«Neben diesen Trends setzt sich aber auch der Ethno-Look weiterfort», beobachtet Mönnich. Dabei sind die Stickereien und Ornamente, die teils an russische Traditionen erinnern, teils aber auch afrikanischen Mustern gleichen, nicht mehr ganz so bunt wie noch in der vergangenen Saison. «Auch hier dominieren tonige Stickereien in Erdfarben, Ocker oder Braunnuancen.»

Auffällig sind außerdem die Taschenformen. Klein und handlich ist allenfalls noch bei exquisiten Abendtäschchen gefragt, die mit Troddeln, Quasten, Federn und Perlen üppig geschmückt daher kommen. Der Rest falle eher in die Kategorie der «Big Bags», erzählt Designassistentin Kelm. Weiche Beutelformen, Matchsäcke und so genannte Weekender, in denen die Zahnbürste samt Schlafanzug verstaut werden kann, verbinden Funktion und Deko perfekt, sagt Mönnich. «Und zur Not passt auch mal ein Laptop rein.»

Dabei ist die Idee, sportlich-praktische Formen mit einem gewissen Chic zu kombinieren und damit Taschen zu schaffen, die den ganzen Tag und zu jedem Anlass passen, nicht neu, sagt Antje Campe-Thieling, Sprecherin bei Loewe in Hamburg. Die «Amazona Bag» von Loewe feiere in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag. «Ihr Erfolgsgeheimnis liegt unter anderem darin, dass sie schon immer enorm variabel war.»

Harte, konstruierte Formen wie die Bügeltaschen im 50er JahreStil, die noch vergangenen Winter «in» waren, werden hingegenseltener. Weich und geschmeidig sollen die ständigen Begleiter einer Frau heutzutage sein. Mit kleinen Extras wird für zusätzliche Eleganz gesorgt. Bei der «LadyStar Collection» von Montblanc aus Hamburg beispielsweise geschieht das durch einen kleinen sternförmigen Anhänger, der seitlich am Griff baumelt.

«Solche Anhänger, so genannte Charmes, sind Spielereien, die indiesem Herbst ganz besonders trendy sind», sagt Mönnich. Das hat auch der Accessoire-Hersteller Acczente aus Kaufbeuren (Allgäu) erkannt und bietet verschiedene Taschenanhänger aus Leder mit glitzernden Swarovski-Kristallen und Perlen an. «So lässt sich auch das geliebte Exemplar vom letzten Jahr noch einmal richtig aufpeppen», erklärt Sprecherin Marion Jenke. «Und günstiger als gleich eine ganz neue Tasche zu kaufen, ist es sowieso.»

Eine Tasche für den ganzen Tag: In «Big Bags» passen nicht nur das Laptop, sondern auch der Schlafanzug. (Foto: dpa)
Eine Tasche für den ganzen Tag: In «Big Bags» passen nicht nur das Laptop, sondern auch der Schlafanzug. (Foto: dpa)
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