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Möbel restaurieren Möbel restaurieren: Ein Fachmann ist nicht leicht zu finden

02.01.2002, 09:29

Hamburg/gms. - «Laien können schwer feststellen, welchen kunsthistorischen Wertein altes Möbelstück hat», sagt Ralf Buchholz, Werkstattleiter amInstitut für Restaurierung an der Fachhochschule Hildesheim undSprecher der Möbelrestauratoren beim Verband der Restauratoren (VDR)in Bonn. Ob das Möbelstück erhalten werden könne, sei vomNicht-Fachmann ebenfalls kaum zu beurteilen. Ein kompetenterRestaurator berate und helfe hierbei. Da jedoch die BerufsbezeichnungRestaurator bis heute nicht geschützt sei, lasse sich ein guterRestaurator nicht immer einfach finden.

«Das Wiederherstellen von Möbeln gehört traditionell zumBerufsfeld des Tischler-Handwerks», sagt Peter Wilms-Posen,Geschäftsführer der Tischler-Innung in Berlin. Nicht jeder Tischlerhabe allerdings die Fachkenntnisse, um wertvolle alte Möbel zurestaurieren. Speziell für das Wiederherstellen alter Möbel gebe esdeshalb eine Zusatzausbildung. Diese Tischler führten laut Buchholzauf Meisterebene die Bezeichnung Restauratoren im Handwerk.

Restaurierungsarbeiten an Möbeln werden auch von Restauratoren mitHochschulabschluss ausgeführt. Nach Angaben von Buchholz gibt esdiese Hochschulausbildung seit etwa 15 Jahren. NebenDiplom-Restauratoren gebe es auch noch ältere Kollegen ohneHochschulbildung mit viel Berufserfahrung, die nach den Grundsätzendes Verbands der Restauratoren arbeiten.

«Der Unterschied zwischen einem Restaurator im Handwerk und einemmit Diplom ist, dass Restauratoren im Handwerk ihren Schwerpunktstärker in der Praxis haben», sagt Manfred Sturm-Larondelle,geprüfter Restaurator im Handwerk aus Berlin. «BeiDiplom-Restauratoren wird neben der handwerklichen auch aufkünstlerische und wissenschaftliche Ausbildung Wert gelegt», sagtBuchholz.

Vor der Vergabe eines Auftrages sollte man sich bei mehrerenRestauratoren oder in Museen intensiv beraten lassen, rät Buchholz.Auf keinen Fall sollte man sich auf ein Einzelgutachten verlassen.Auch Sturm-Larondelle empfiehlt, den Restaurator vor Beginn derArbeit nach Referenzen zu fragen und sich in der Werkstatt umzusehen.«Denn der Umgang mit historischen Materialien setzt entsprechendeKenntnisse zum Beispiel alter Polituren voraus», weiß der Experte.Benutze man moderne Materialien wie Weißleim oder moderne Lacke,könnten diese die Ursache für spätere, nicht mehr gut zu machendeSchäden an einem Möbelstück sein.

Ein Problem sind für manche Besitzer alter Möbel dieRestaurierungskosten. «Zuweilen kommen Kunden zu mir, die ein altesMöbelstück geerbt haben, aber momentan nicht genügend Geld besitzen,um es restaurieren zu lassen», sagt Harald Miles, Tischler undRestaurator aus Hasslach (Bayern). Damit in diesen Fällen das Möbelnicht durch unsachgemäße do-it-yourself-Restaurierungen geschädigtwerden, bieten er und auch die Deutsche Heimwerker Akademie inLeonberg (Baden-Württemberg) Wochenendkurse an. In diesenRestaurierungskursen kann ein Möbelbesitzer dann unter fachkundigerAnleitung sein persönliches Möbelstück selbst restaurieren.

Beim Restaurieren von Antiquitäten kann man einiges falsch machen.Selbst wenn man Fachliteratur gelesen habe, sei ein Kurs «unbedingtratsam», meint Miles, der ein Buch über «Möbel restaurieren»geschrieben hat. «Aber auch nach einem Kurs sollte sich ein Laienicht unbedingt an Barock- oder Biedermeiermöbel wagen», warnt derExperte. «Da macht man wahrscheinlich mehr kaputt, als man mit demSelbermachen spart.»

Buchholz rät sogar grundsätzlich davon ab, Möbel in Eigenregie zurestaurieren. Unwiederbringliche Werte könnten durch unsachgemäßesArbeiten zerstört werden: «Historisch wertvolle Möbel gehören nur indie Hände eines ausgebildeten oder erfahrenen Restaurators.»

Informationen: Verband Deutscher Restauratoren (Tel.:O228/243 7366), Deutsche Heimwerker Akademie (Tel.: 07152/97 82 00)