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Mannequins Mannequins: Durch dünn zu dick

25.03.2002, 13:51

Düsseldorf/dpa. - «Die Trends in der Modewelt wechseln», erklärt Werner Kleinfeld,Chef des Künstlerdienstes in Düsseldorf. Seine Agentur schickt unteranderem Models auf die bedeutende Modemesse CPD in Düsseldorf. Auchauf der jüngsten Schau im Februar seien in erster Liniedurchtrainierte Figuren gefragt gewesen. Nur bei den Top-Models inder Haute Couture seien weltweit noch Frauen mit einem Gardemaß von1,80 Meter und Kleidergröße 34 zu sehen.

«Seit drei Jahren geht der Trend wieder zu mehr Weiblichkeit»,sagt auch Julia Todorow, Chefin der Berliner Top-Agentur Type-FaceGmbH. Dies sei nicht zuletzt internationalen Debatten über Magersuchtund Drogen zu verdanken. «Die Leute haben sich auch sattgesehen anden spindeldürren Modellen», sagte die Leiterin des Unternehmens, dasmit der Vermittlung von Models und Schauspielern jährlich einenUmsatz von 1,5 Millionen Euro macht.

Ein berühmtes Beispiel für ein molliges Model ist nach AngabenTodorows die Französin Sophie Dahl, die in London lebt. Sie sei vornicht allzu langer Zeit noch selbstbewusst mit Größe 44 und 46 in derModeszene gewandelt und zur Zeit mit Größe 40 absolut angesagt.«Vollbusigkeit und Mütterlichkeit werden in Kriegszeiten bevorzugt,wirken beruhigend», glaubt Julia Todorow, «und wir leben inunsicheren Zeiten.»

Die Gesundheit als Schönheitsideal spiele in diesen Tagen außerdemeine große Rolle. Gesund wirkten eben nicht gerade hagere Gestalten,so Todorow. «Als Agentur muss man sich der großen Verantwortung fürseine Mitarbeiter bewusst sein und darf sie nicht in Magersucht undTabletten treiben.»

Das englische Model Sarah Thomas beklagte erst kürzlich das«schmutzige Geschäft» auf dem Laufsteg. Pausenlose Hungerkurentrieben die junge Frau, die als 15-Jährige von Karl Lagerfeld undRalph Lauren entdeckt worden war, an den Rand eines Zusammenbruches.«Es gab extremen Druck, dünn zu sein.» Zahlreiche Krankheitenbegleiteten die Karriere des 1,80 Meter großen Ex-Models, das nun einErnährungsberater-Diplom macht.

«Es gibt noch immer Models, die sehr asketisch leben», sagt dasFotomodel Alexandra, die unter anderem beim DüsseldorferKünstlerdienst unter Vertrag ist. Die junge Frau aus Herten beiRecklinghausen ist mit Konfektionsgröße 38 bis 40 bei einer Größe von1,76 Meter erfolgreich. Hungerkuren lehnt das brünette Model rigorosab. «Ich habe eigentlich immer einen Schoko-Riegel in der Tasche.»

Natürlich achte auch sie mit Vollwerternährung auf ihre Figur,sagt die 29-Jährige, die unter anderem für Firmen wie Betty Barclayüber den Laufsteg geht. «Aber schließlich strahlt man vor allem voninnen heraus etwas aus und der Endverbraucher möchte sich mit demProdukt identifizieren.» Und wer könne das schon bei Mode-Vorbildernmit Figuren der Größen 36 oder gar 34?