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Liebe als Medizin Liebe als Medizin: Mit Küssen gesund bleiben

Von Rolf Froböse 06.07.2006, 13:53

Columbus/Ohio/MZ. - Streit schwächt

Als Resultat einer mehrjährigen Studie haben beide herausgefunden, dass die Qualität der Ehe die Gesundheit der Partner positiv beeinflusst. "Ist die Beziehung glücklich, so wirkt sich dies auch positiv auf den Gesundheitszustand der Partner aus", lautet ihr Resümee. Die These stützt sich auf Langzeitstudien der Stresshormonspiegel und des Wundheilungsprozesses an 90 verheirateten Paaren. Hierbei zeigte sich, dass sowohl Männer als auch Frauen auf die Qualität ihrer Beziehung über den Spiegel an Stresshormonen im Blut sowie über die Stärke der Immunfunktion reagieren. So beobachteten die Forscher, dass ein heftiger Streit das Immunsystem schwächt. Als Konsequenz verschlechtern sich Impfwirkung und Wundheilung.

Die Psychologen von der Wilkens University in Pennsylvania wiederum haben herausgefunden, dass Sex auch Erkältungen vorbeugt. So zeigt sich bei Menschen, die ein bis zwei Mal pro Woche Intimverkehr haben, ein höheres Immunglobulin-Level. Dieser Antikörper schützt wirksam vor Schnupfen und anderen Infektionen. Einer an der britischen Universität Bristol durchgeführten Langzeitstudie zufolge ist sexuelle Aktivität auch eine geeignete Prävention gegen Herzinfarkt. Darüber hinaus soll sich speziell bei Männern sexuelle Aktivität auch positiv auf die Gedächtnisleistung auswirken und das Schlaganfallrisiko reduzieren.

Ganz klar darf Sexualität auch als Form sportlicher Betätigung bezeichnet werden. So verbrennen bei einem halbstündigen Liebesspiel etwa 350 Kalorien, was einem rund 40-minütigen Jogging entspricht. "Sex ist der genussvollste Weg, um Kalorien zu verbrennen", brachte es Schauspieler Jack Nicholson einmal auf den Punkt.

Besser als Sport

Überaus positiv wirkt sich der beim Liebesakt ausgeschüttete Hormoncocktail aus, der nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen vielseitiger ist als der durch sportliche Hochleistungen provozierte Hormonschub. Während beim Sport vorwiegend Adrenalin ausgeschüttet wird, kommen beim Sexualakt auch das Kuschelhormon Oxytocin, das Antistresshormon Prolaktin sowie das Glückshormon Serotonin zur Entfaltung. Diese Kombination wirkt unter anderem vortrefflich als Schmerzmittel, da die opiumähnlichen Substanzen vor allem Gelenk- und Kopfschmerzen lindern können.

Hinzu kommt, dass der Botenstoff Dopamin jegliche Stressgefühle für rund zwei Stunden hinwegfegt. Zu diesem Ergebnis kommt der Neurologe James Couch von der Oklahoma-Universität. Couch empfiehlt deshalb Migränepatientinnen sogar Sex während eines Anfalls.

Last not least: Liebe macht auch schön. Dafür sorgt unter anderem das verstärkt ausgeschüttete Östrogen, welches die Regenerationsfähigkeit der Zellen verbessert und die Bildung von Kollagen fördert. Dadurch bleibt die Haut länger straff, elastisch und faltenfrei.

Immunabwehr gestärkt

"Auch Küssen ist gesund", meint Klaus Hartmann von der biomedparc GmbH. Seinen Angaben zufolge werden bei einem Kuss rund 40 000 Bakterien ausgetauscht, was sich positiv auf die Immunabwehr auswirke. Und: "Bei einem intensiven Kuss sind nicht nur die Zunge und die Lippen, sondern auch 34 unterschiedliche Gesichtsmuskeln beteiligt", so Hartmann. Das verleihe der Haut einen besonders straffen und jugendlichen Touch und beuge auf angenehme Weise Mimikfalten vor.

Buchtipp: Gabriele und Rolf Froböse, Lust und Liebe - alles nur Chemie?, Wiley-VCH Verlag, 24,90 Euro