Lebenseinstellung Lebenseinstellung: Alles Öko oder was?
München/dpa. - «Die Naturkosmetik ist längst kein Trend mehr, sondern hat sichals Lebenseinstellung etabliert», sagt Cornelia Schellenberg ausMünchen, Sprecherin des Bundesverbands Deutscher Industrie- undHandelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Naturergänzungs-und Körperpflegemittel (BDIH).
«Im Zuge des Megatrends Wellness tragen die Menschen mehrEigenverantwortung für ihre Gesundheit», bestätigt ElfriedeDambacher, Unternehmensberaterin in der Naturkosmetikbranche ausDortmund. Viele Kunden misstrauten mittlerweile den Versprechungender konventionellen Kosmetik, weil deren Produkte häufig nicht mehrso verträglich seien und Allergien auslösen könnten. «Wenn ichhingegen echte Naturkosmetik verwende, pflege ich mich mitSubstanzen, die weder mir, noch der Umwelt schaden», sagt Dambacher.
Längst griffen nicht mehr nur «Müslifresser» zu Bio-Produkten,fügt Cornelia Schellenberg hinzu: «Die Zielgruppe hat sich radikalverändert. Naturkosmetik verwendet der moderne umwelt- undnaturbewusste Mensch - Frauen genauso wie Männer.» Zu finden sind dieKosmetika auf pflanzlicher Basis daher nicht mehr ausschließlich inApotheken oder Reformhäusern, sondern auch in gut sortiertenDrogerien. Doch die Auswahl ist in den vergangenen Jahren enormgestiegen - und so steht der Kunde oft ratlos vor dem Regal.
Das Problem: Auch die konventionelle Kosmetik springt nur all zugern auf den Wellness-Trend auf und wirbt zunehmend mit Schlagwortenwie «bio», «pflanzlich» oder «natürlich», warnt Dambacher. Doch einpaar Tropfen Olivenöl machen noch lange kein Naturprodukt. «Dieallgemeine Pflanzenkosmetik verwendet sehr wohl noch immersynthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe.»
Damit sich der Kunde trotzdem zurecht findet im Dschungel derDuschgels, Bodylotions und Make-Ups, hat der BDIH vor einigen Jahrenein Biosiegel für Naturkosmetikprodukte entwickelt. Nur wer bei einemProdukt auf Mineralölbestandteile und synthetische Stoffe verzichtet,keine Tierversuche anwendet und ökologisch und sozial verträglichproduziert, bekommt das BDIH-Logo mit einem stilisierten Engel.
«Dadurch wird der Kauf eigentlich einfach», sagt Schellenberg.«Wenn ich dieses Zeichen sehe, brauche ich nicht mehr dasFachchinesisch auf der Liste der Bestandteile zu entziffern». DerKunde wisse sofort, dass er ein geprüftes Naturprodukt in den Händenhält, das weniger Allergien auslöst, die Regenerationskräfte der Hautmobilisiert und nebenbei die Umwelt schont.
Gerade frisch gebackene Eltern entdecken die Vorteile derNaturkosmetik für sich und ihre Kinder, sagt Silke Fliess, Sprecherinder Hersteller Logona und Santé in Salzhemmendorf (Niedersachsen).Doch die Naturkosmetik deckt mittlerweile mehr ab als Babyöl undBodymilch. Von der Haarpflege über Anti-Aging-Fluids bis hin zumSonnenschutz ist die gesamt Palette an Kosmetika vertreten.
«Bei Santé führen wir in diesem Jahr eine extra Serie für Männerein», erzählt Fliess. Sie enthält Rasierschaum, After Shave, Deo undGesichtsfluid. Auch Lavera in Wennigsen (Niedersachsen) setzt auf dasstarke Geschlecht und erweitert in diesem Frühjahr seine Herren-Serie«Men Care». Außerdem spielt der richtige Teint eine große Rolle:Neben einer Gesichtspflege mit Selbstbräunereffekt auf Bio-Basis hatLavera seine Palette an Sonnenpflegeprodukten erweitert.
Bei Weleda in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) war dasBirken-Cellulite-Öl der Renner des vergangenen Jahres, erzähltSprecherin Sonja Christine Dambach. Der Wirkstoff aus Birkenblättern,Aprikosenkern-, Weizenkeim- und Jojobaöl, Rosmarin und jetzt auchMäusedorn soll der Orangenhaut zu Leibe rücken, ohne gleich dieChemiekeule zu schwingen.
Doch Naturkosmetik heißt nicht nur Hautpflege. Der Hersteller Dr.Hauschka aus Bad Böll/Eckwälden (Baden-Württemberg) hatbeispielsweise seine Dekorativserie «Novum» pünktlich zum Frühjahrausgeweitet: Von neuen Lipglossfarben über passende Lipliner,Concealer oder Eyeliner finden Frauen alles, was sie brauchen - ganzfrei von synthetischen Farb- und Konservierungsstoffen.
Selbst das alte Vorurteil, Naturprodukte seien zwangsläufig vonkürzerer Haltbarkeit, gelte nicht mehr, sagt Schellenberg. «Inbestimmten Kombinationen wirken naturreine ätherische Öle wieKonservierungsstoffe.» Rund 30 Monate könne Naturkosmetika daherverwendet werden - und nach dieser Zeitspanne sind schließlich auchherkömmliche Lippenstifte, Cremes und Lotions reif für die Mülltonne.