Laub, Jauche oder Komposthaufen Laub, Jauche oder Komposthaufen: Den passenden Dünger finden

Halle (Saale) - Von der Natur lernen, ist die beste Option, sich über das eigene Düngeverhalten bewusstzuwerden, erklärt Armin Matzke, Mitglied beim Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG). Denn in einem Wald beispielsweise fällt das Laub herunter, vermodert und dient so als natürlicher Dünger.
Komposthaufen
Deswegen empfiehlt Matzke jedem Gärtner, unbedingt den eigenen Komposthaufen als Düngelieferant zu nutzen. „Das ist die Sparbüchse des Kleingärtners.“ Alles, was an Gartenabfällen, Verschnitt und Laub anfällt, sollte auf einem Kompost entsorgt werden. Doch die Abfälle dürfen nicht einfach nur übereinandergeschüttet werden. Hobbygärtner sollten das anfallende Laub zerkleinern und mit bereits gesammelten Resten aus dem Sommer mischen, erklärt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Bonn. Zu dem Haufen kommen drei Prozent fertiger Kompost hinzu. Er enthält alle wichtigen Organismen zur Zersetzung und bringt die Verrottung in Gang. Außerdem sollten je Kubikmeter etwa zehn Kilogramm Gesteinsmehl und fünf Kilogramm Algenkalk (Algomin) oder Hüttenkalk beigemischt werden. Das Gesteinsmehl unterbindet die Geruchsbildung und gibt dem Kompost Mineralien. Kalk bindet bei der Umsetzung organische Säuren.
Beet- und Balkonpflanzen brauchen direkt nach dem Einpflanzen Nährstoffe. Aber auch ein Nachschub nach einigen Wochen ist wichtig, wie der Zentralverband Gartenbau erläutert. Wer keinen Langzeitdünger verwendet, der über einen längeren Zeitraum Nährstoffe abgibt, sollte Flüssigdünger einsetzen. Das wiederholen Hobbygärtner den Sommer über am besten einmal im Monat. Der Anteil Phosphat fördert die Blütenbildung der Beet- und Balkonpflanzen. Salzschäden lassen sich vermeiden, wenn die empfohlene Konzentration im Gießwasser stimmt. Der Zentralverband rät davon ab, den Dünger auf den trockenen Wurzelballen zu geben. Besser den Flüssigdünger zum Wasser in die Gießkanne schütten.
Ein guter Kompost braucht vor allem viel Wärme und Feuchtigkeit, um zu verrotten. Doch leider ist beides zugleich an heißen Sommertagen nicht möglich. Deshalb empfiehlt Thomas Wagner vom BDG, den Kompost in der Sonne aufzustellen, damit die Mikroorganismen aktiv sind. Im Sommer dann mit einem Harkenstiel von oben Löcher in den Haufen bohren und dann mit einer Brause bewässern. Damit wird er gleichmäßig feucht. Zudem hat die hohe Feuchtigkeit noch Vorteile: Kleinstlebewesen fühlen sich wohl und das Wasser beugt möglichen Bränden vor.
Den Kompost dann setzen lassen und im darauffolgenden Jahr wird das Gemisch gesiebt. Armin Matzke empfiehlt ein Kilo Kompost auf einen Quadratmeter Beet auszustreuen, danach das Ganze ein bisschen einzuharken und wirken zu lassen. Zusätzlicher Dünger ist nicht notwendig. Denn die Menge an Kompost enthält vergleichbare Nährstoffgehalte wie 100 Gramm Mehrnährstoffdünger. Kompost steigert auch die biologische Aktivität durch seine große Vielzahl an Mikroorganismen. Er erhöht den Humusgehalt des Bodens und verbessert dessen Struktur.
Laub
Für die meisten sind die heruntergefallenen Blätter nur lästig und nervig. Dabei erweist sich das Laub als wertvoller Rohstoff für Pflanzen. Deswegen muss auch nicht jedes Blatt vom Boden entfernt werden. Unter Gehölzen und Hecken liegend, versorgt das Laub durch seine Zersetzung den Boden um die Nadelhölzer mit Nährstoffen. Zusätzlich bieten die herabgefallenen Blätter den Pflanzen an bitterkalten Tagen ein wenig Schutz.
Fällt das Laub allerdings auf eine Rasenfläche, so sollte es restlos weggeräumt werden. Denn unter den sich zersetzenden, feuchten Blättern vergilben oder faulen die Grashalme. Einen Tipp hat Klaus Müller Beck von der Deutschen Rasengesellschaft: Liegt nur wenig Laub auf dem Rasen, können die Blätter mitgemäht und mit dem Rasenschnitt kompostiert werden.
Doch irgendwann ist auch auf dem Kompost kein Platz mehr für das Laub. Dann bringen Hobbygärtner ihre Abfälle am besten zu einer kommunalen Kompostieranlage oder lagern die Blätter in Jutesäcken zwischen.
Jauche
Ebenfalls biologisch und ohne jegliche Zusätze künstlicher Dünger- und Pflanzenschutzmittel ist die Jauche. Selbsthergestellt wird sie aus Brennnessel, Beinwell, Knoblauch, Zwiebel oder Ackerschachtelhalm. Diese Kräutermittel unterstützen das natürliche Bodenleben und schonen nützliche Insekten - so wird das ökologische Gleichgewicht beibehalten, erläutert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Zusätzlich sind solche selbst gemachten Mittel wie Jauche auch förderlich für das Pflanzenwachstum. Brenneseljauche beispielsweise ist gut für Obst- und Blühpflanzen sowie Gemüse wie Gurken, Kohl, Porree, Tomaten und Zucchini. Außerdem hält ihr Geruch lästige Läuse und Spinnmilben fern.
Und so stellen Sie Jauche selbst her: Zuerst sollte das Pflanzenmaterial möglichst klein geschnitten werden. Schichten Sie es in einem offenen Gefäß bis zu 15 Zentimeter unter den Rand auf. Das Ganze dann mit kaltem Wasser ansetzen. Aber nicht wesentlich höher als die Pflanzenschicht einfüllen. So kommt genügend Sauerstoff daran. Jetzt beginnt die Masse, sich zu zersetzen. Dafür ist aber vor allem auch Sauerstoff nötig, den Hobbygärtner durch Umrühren herbeiführen, am besten zwei- bis dreimal täglich. Nach den ersten zwei Tagen sollte die Jauche zu brodeln beginnen. Und nach knapp zwei Wochen ist sie auch schon fertig. Je sonniger der Standort ist, an dem Sie die Jauche herstellen, desto kürzer wird die Herstellungszeit, beginnt die Jauche zu brodeln. Gegen die Geruchsbelästigung empfiehlt sich die Verwendung von etwas Steinmehl oder einigen Esslöffeln Humofix, ein pulverisiertes Kräutergemisch.
Allerdings gibt es auch starkzehrende Pflanzen, die etwas mehr Aufwendung und Nährstoffe brauchen. Kohlsorten beispielsweise sollten mit Spezialmitteln aus dem Fachhandel gedüngt werden. Doch ansonsten schwört Armin Matzke mehr auf organische Naturdünger und rät dazu, die mineralischen eher außen vor zu lassen. Zu den Naturdüngern gehört auch Tiermist. Als Geheimtipp der Kleingärtner empfiehlt Matzke, Kaninchenmist für Tomatenpflanzen zu nehmen. „Damit haben einige unserer Gärtner Riesentomaten ernten können.“
Zeitpunkt
Gedüngt werden sollte aber nicht direkt an der Pflanze, sondern im sogenannten Traufbereich. Somit ist garantiert, dass die Nährstoffe den Wurzelbereich erreichen.
Die beste Düngezeit für organische Mittel ist im Herbst. Spezialdünger kann auch öfter angewandt werden, dafür muss die jeweilige Empfehlung auf den Präparaten beachtet werden. Denn die Pflanzen nehmen nur die Nährstoffe auf, die sie wirklich benötigen. Daher sollte sparsam gedüngt werden. Doch auch ein überdüngter Boden kann sich wieder regenerieren, versichert Matzke. Er braucht dafür eben nur Zeit. Wer wissen möchte, auf welchem Düngestand der eigene Boden ist, kann dies mit Hilfe eines Bodenprüfers und der Analyse im Labor durchführen lassen. Kostengünstiger geht es natürlich mit Probestreifen zum Bestimmen des Düngegrades, die es in den meisten Fachgeschäften zu kaufen gibt.
Balkon
Bei den Pflanzen im Kübel sollte dennoch in erster Linie spezieller Dünger für Balkonpflanzen verwendet werden, rät auch Armin Matzke. Denn die Bedingungen im kleinen Lebensraum Topf sind andere als in einem großen Garten. Düngt der Hobbygärtner hier mit Mist beispielsweise, kann es schneller zur Überdüngung kommen. Zudem wäre die Geruchsbelästigung in Wohngebieten für die Nachbarn nicht wünschenswert. Ebenso locken Biodünger, in denen Schafswolle oder Guana enthalten sind, Marder und Katzen auf die Balkone, erklärt Gärtnermeister Frank Meinhardt aus Niemberg. Wer vorab einen Langzeitdünger in das Substrat der Pflanzen mischt, spart einen Arbeitsschritt. Die Nährstoffe werden dann langsam über acht bis zwölf Wochen an die Pflanze abgegeben. (mz)