«Landgasthof Gieckau» «Landgasthof Gieckau»: Deftiges in Landidylle
Halle (Saale)/MZ. - Gelegen im Tal der Nautschke, einem Nebenflüsschen der Wethau, bietet er Spielplatz, Streichelzoo und Tobemöglichkeiten für Kinder, einen schönen Biergarten für Erwachsene.
Weil das Wetter aber nicht nach Biergarten und Spielplatz ist, steuern wir doch lieber den Gastraum im restaurierten prächtigen Fachwerkhaus aus dem Jahr 1726 an. Dort setzt sich das ländliche Ambiente fort: Die Räume sind dekoriert mit allerlei bäuerlichem Gerät, die Einrichtung wirkt rustikal-gemütlich, aber nicht überladen. Rustikal kommt auch die umfangreiche Speisekarte daher. Bauernfrühstück, Sauerbraten oder Eisbein - Liebhaber der deftigen Küche sind hier richtig.
Auf Wunsch glutenfrei
So ist es seit 1995, als das ehemalige Wohnhaus eines Bauernhofes saniert und als Restaurant eröffnet wurde. Nebengebäude und Ställe waren dagegen so baufällig, dass sie abgerissen werden mussten. "Wir sind ein Landgasthof, da erwarten die Leute Rustikales", sagt Betreiber Rainer Werner. Erfreulicherweise bietet die Karte aber auch eine Reihe vegetarischer Speisen - und einen besonderen Service dazu: Die meisten Gerichte sind als glutenfrei oder glutenfrei auf Wunsch gekennzeichnet. Ab und an hätten Gäste danach gefragt, sagt Werner. Und irgendwann habe ihn ein guter Freund, der selbst auf glutenfreies Essen angewiesen sei, darauf angesprochen: "Macht das doch einfach mal, das ist doch kein großer Aufwand." Gesagt, getan.
Vor zehn Jahren hat Werner das Haus gepachtet, in dem er vorher als Geschäftsführer arbeitete. "Ich bin hier so reingewachsen." Der 46-Jährige ist Seiteneinsteiger, gelernter Baufacharbeiter, Berufskraftfahrer und - passend zum hiesigen Weinanbaugebiet - Winzer. Kochen, sagt er, könne er zwar auch, den Ton aber geben sechs angestellte Köche an. "Ich mache auch gerne mal ein Praktikum in meiner Küche."
Aus der kommt jetzt eine Kleinigkeit, um die Wartezeit aufs Essen zu verkürzen - hausgemachtes Bauernschmalz mit frischen Weißbrot. Köstlich! So köstlich, dass es schwer fällt, Brotkorb und Schmalztöpfchen nicht zu leeren. Schließlich soll noch Platz bleiben für Vorspeise und Hauptgang. Zunächst wird auf der einen Seite des Tisches ein kleiner Salat serviert, gegenüber eine Zwiebelsuppe mit Croûtons und Käse. Das Süppchen überzeugt, es ist angenehm ausgewogen, nicht zu kräftig, nicht zu lasch. Beim Salat unterläuft der freundlichen und aufmerksamen Kellnerin der einzige Fauxpas: Sie fragt nicht nach dem gewünschten Dressing, obwohl die Karte eigens die Möglichkeit der Wahl zwischen Joghurt-, Kräuter- und French-Soße bietet. Das Joghurt-Dressing, das wir bekommen, schmeckt leider nicht wie selbst zubereitet.
Die Hauptgerichte machen das schnell vergessen. Wir entscheiden uns für Rehkeulenbraten mit Rahmsteinpilzen und Rosenkohl, dazu Klöße Thüringer Art sowie Gieckauer Schweinebraten in der Kräuterkruste mit Apfelrotkohl und - was sonst - Klößen. Die schmecken so, dass man sich schon im nahen Thüringen wähnt - fluffig, aber mit Biss, und nicht zu schwer. Der Kräutermantel verleiht dem Gericht eine würzig-frische Note. Der Rehbraten dagegen kommt etwas arg trocken daher.
Hiesige Gewächse
Da hilft - neben der köstlichen dunklen Soße - am besten ein Schluck Wein. Weil es auch zu dunklem Fleisch nicht mehr unbedingt ein Roter sein muss, fällt die Wahl auf den "Kranichwein", einen Müller-Thurgau vom Weingut Frölich-Hake aus Naumburg. Er erweist sich als solider Tischwein, der leider etwas zu warm serviert wird. Die Weinkarte wird dominiert von Gewächsen aus der Saale-Unstrut-Region. "Das ist gewollt", sagt Rainer Werner, "wer uns besucht, soll auch einen Wein von hier trinken, keinen aus Rheinhessen."
Preislich bewegen wir uns mit unserem Essen im Mittelfeld. Wer will, kann mit 4,90 Euro für eine Ofenkartoffel einsteigen, das teuerste Gericht auf der Karte ist ein Rinderfilet für 24,90 Euro. Das Filet bezieht Werner aus Argentinien. "Die Qualität ist einfach besser", sagt er, "das schlägt sich natürlich im Preis nieder." Qualität, sagt er, sei ihm wichtig, und zwar "gleichbleibend hoch das ganze Jahr über". Deshalb wird im Landgasthof Gieckau nicht nur mit frischer Ware gearbeitet, vor allem beim Gemüse greift Werner auch auf Tiefgekühltes zurück. "Frisches Gemüse zu verarbeiten", sagt der 46-Jährige, "das funktioniert nur dann gut, wenn Sie vielleicht fünf Essen am Tag haben." In Gieckau ist es wesentlich mehr. Und die ohnehin umfangreiche Karte wird auch noch regelmäßig ergänzt. Etwa um Schnitzel- oder Eisbeinwochen. Oder um diverse Spare-Ribs-Variationen.
Mittlerweile ist es Zeit für das Dessert geworden. Die Wahl fällt nicht schwer: Eine Mousse aus weißer Schokolade mit Sauerkirschen in Form eines Törtchens zaubert uns in ihrer fruchtig-frischen Kombination dann doch noch den Sommer herbei, zumindest auf den Tisch. So sind wir am Ende nicht nur satt, sondern auch überaus zufrieden. Und nehmen uns vor wiederzukommen. Vielleicht auch mal für länger. Der Landgasthof Gieckau bietet auch zwei Appartements an.
Landgasthof Gieckau
Adresse: 06618 Gieckau, Gasse 6
Telefon: 034445 - 21338
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 24 Uhr - Küche bis 23 Uhr
Hauptgerichte ab 4,90 Euro bis 24,90 Euro,
offene Weine zwischen 3,50 Euro und 4,90 Euro,
teuerster Flaschenwein 17,90 Euro
E-mail: [email protected]