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Korbblütler Korbblütler: Die unbekannte Vielfalt der Sonnenblumen

15.08.2002, 10:21

Bonn/dpa. - Sonnenblumen sind - obwohl sie auf in vielen Äckern, in Gärten undsogar auf Schuttflächen blühen - keine heimischen Pflanzen. Alle rund100 Arten stammen vom amerikanischen Kontinent. Die für unswichtigen, etwa die klassische Helianthus annus und die wenigerbekannten Staudensonnenblumen, haben ihren Ursprung in Nordamerika.

Die ersten von ihnen landeten 1596 in Europa. Vermutlich sind esbereits Kulturformen gewesen, die die Indianer wegen ihrer nahrhaftenSamen anbauten. In Europa begeisterten die Pflanzen zunächst durchihre schönen Sonnengesichter. Aber bald schon standen auch hier diefetthaltigen Samen im Vordergrund, aus denen das Sonnenblumenölgepresst wird. Doch auch die geschälten Stängel der jungen Pflanzensind essbar, und die Blütenböden lassen sich wie Artischockenzubereiten. Findige Köpfe entdeckten sogar, dass sich aus dem Markfeines Papier herstellen lässt.

Eine besondere Entdeckung war die knollenbildende Sonnenblume,Helianthus tuberosus. Sie wird auch als Topinambur, Erdartischockeoder Erdbirne bezeichnet. Aus ihren stärkereichen Knollen wirdSchnaps gebrannt. Meist wächst sie als Vieh- und Wildfutter, wofürsie eigentlich zu schade ist. Denn die rundlichen bis fingerförmigenKnollen schmecken gut - egal ob frittiert, gebraten oder gebacken.Vor allem für Diabetiker sind sie ein wahrer Schatz, denn stattStärke wie Kartoffeln enthalten sie das für Diabetiker verträglicheKohlenhydrat Inulin. Dieser Eigenschaft verdankt die Pflanze auch denNamen «Diabetikerkartoffel».

Dem Auge hat Topinambur allerdings nicht so viel zu bieten. VieleSorten blühen gar nicht, andere nur mit verhältnismäßig kleinenBlumen. Das ist bei den Gartensonnenblumen anders. Bei ihnen stehtdie Blüte oder zumindest die dekorative Gestalt im Vordergrund. DieSorte 'Pacino' ist dabei der Star unter den einjährigen Sonnenblumen.Sie wächst 30 Zentimeter hoch, und wenn sich die Hauptblüte an derSpitze mit kräftig gelben Strahlenblüten öffnet, dann warten nochviele Knospen darauf, dass auch sie an die Reihe kommen.

Im Zuge der Sonnenblumen-Begeisterung der vergangenen Jahre hatdie traditionelle Bauerngartenblume einen Wandel vollzogen. Zwar gibtes noch die alten hohen Sorten, die wie 'Abendsonne' und'Herbstschönheit' 2 Meter oder wie 'Henry Wilde' gar 2,5 Meter hochwerden. Aber ihnen haben die niedrigeren und vor allem die ganzkurzen Topf-Sorten eindeutig den Rang abgelaufen.

Die Miniaturausgaben, deren Blüten mit 10 bis 15 ZentimeterDurchmesser alles andere als Mini sind, entsprechen auch mit kurzemWuchs perfekt dem Bild einer Sonnenblume. Dank ihres verhaltenenWuchses findet sich für die goldgelb mit dunkler Scheibe strahlende'Big Smile', für die dicht gefüllte goldgelbe 'Teddybär' oder für'Sunspot' immer ein Platz.

Verändert haben sich auch die halbhohen Sorten. Hielten sich vorzehn Jahren noch unverzweigte und verzweigte Sorten in der Gunst derBlumenliebhaber die Waage, sind heute die unverzweigten die Ausnahme.Die Freude an den Pflanzen ist einfach größer, wenn sich statt einerBlume über einen längeren Zeitraum hinweg Blüte um Blüte öffnet.

Die Eintrieber haben kaum noch Chancen neben den prächtigenvielblütigen Büschen von 'Sonja', goldgelb mit dunkler Mitte, derorangegelben 'Soraya' oder von 'Floristan', bei der rotbrauneStrahlenblüten mit gelben Spitzen die dunklen Scheibe umstehen. Undauch bei den Schnittblumengärtnern stehen Mehrtrieber wie 'Ikarus'und 'Holyday' hoch im Kurs, von denen sich nicht nur ein Blütenstielschneiden lässt, sondern ein ganzer Sonnenblumenstrauß.