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In Frankreich Kinderfotos bei Facebook: Eltern in Frankreich drohen 45.000 Euro Strafe oder Gefängnis

10.05.2016, 15:55
Schnappschüsse mit den Kindern sind schnell gemacht und auf Facebook hochgeladen.
Schnappschüsse mit den Kindern sind schnell gemacht und auf Facebook hochgeladen. imago stock&people

Ach, wie süß sie sind, die ersten eiernden Schritte unseres Kindes. Schnell zücken wir die Kamera. Drücken auf den Auslöser. Und fragen uns dann: Sollten wir das Video oder die Fotos in den sozialen Medien hochladen – oder nicht?

Die Meinungen zum Thema Kinderfotos bei Facebook gehen harsch auseinander. Einige Eltern argumentieren dafür, andere dagegen, wieder andere plädieren für einen Mittelweg aus Zeigen, aber Nicht-Erkennen.

In Deutschland muss jeder selbst entscheiden, wie viel er von seinem Privatleben öffentlich preisgibt – oder wie wenig. Bei unseren Nachbarn in Frankreich ist das anders. Dort drohen Eltern, die Fotos ihrer Kinder bei Facebook hochladen, Strafen von bis zu einem Jahr Gefängnis oder 45.000 Euro Schadenersatz! Dann nämlich, wenn die Kinder in das Publizieren der Bilder nicht eingewilligt haben.

In den nächsten Jahren könnte es zu Klagen kommen

Es ist die erste Generation, die mit Familien-Alben im Netz aufwächst, es gibt noch keinerlei Erfahrungswerte. Experten sagen voraus, dass es in den nächsten Jahren zu Klagen von Kindern gegen ihre Eltern kommen könnte, wenn diese aufgrund ihrer öffentlichen Familienbilder gemobbt oder gehänselt werden – oder sich schlichtweg in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen. Das kann das Bild vom Zweijährigen auf dem Töpfchen sein. Der schlafende Teenie im Auto mit offenem Mund, die Tränen nach dem Abstieg des Lieblings-Vereins. Bilder eben, die die Kinder und Jugendlichen selbst vermutlich niemals hochgeladen hätten. 

45.000 Euro! Könnte es in Deutschland auch zu solchen Strafen kommen? 

45.000 Euro! Könnte es in Deutschland auch zu solchen Strafen kommen, wenn Eltern Fotos ihrer Kinder gepostet haben? Medien-Anwalt Christian Solmecke gibt Entwarnung: „In Deutschland würde – wenn das Kind mit 15 beispielsweise gegen die Eltern vorgeht – nur ein Unterlassungsanspruch durchgesetzt werden. Eine Geldentschädigung wird hierzulande bei Persönlichkeitsrechtsverletzungen eher selten zugesprochen.“

Ab 14 dürfen Kinder mitentscheiden

Das heißt aber nicht, dass die Kinder keine Rechte haben, wenn ihnen die Postings der Eltern nicht behagen. Solmecke: „Ab dem 14. Lebensjahr können die Kinder von ihren Eltern verlangen, die Bilder wieder zu löschen.“ Es ist so: Bis zum 14. Lebensjahr entscheiden in Deutschland tatsächlich die Eltern, ab dann müssen die Kinder einwilligen, wenn die Eltern ein Foto veröffentlichen.

„Ein Töpfchenbild, das die Eltern hochladen, ist in Deutschland nicht rechtswidrig. Das ist es erst, wenn es jemand anders es ohne die Zustimmung der Eltern hochlädt“. Zum Beispiel die Tante oder der Nachbar. Ob ein Töpfchenbild deswegen weniger bedenklich ist? „Eltern sollten bedenken, dass das, was sie im Netz hochladen erst einmal da ist – und auch bleibt“, sagt Solmecke.

Die französische Gendarmerie warnte jüngst bei Facebook vor einem Spiel, bei dem Eltern aufgefordert wurden, Kinderfotos hochzu sollten. Daer Aufruf lautete folgendermaßen: „Wenn Sie stolz auf ihre Kinder sind, dann posten Sie drei Fotos und bitten zehn Freunde es ihnen gleich zu tun.“

Die Polizei schrieb dazu: „Seien Sie gern stolz, Mutter oder Vater zu sein, aber bitte seien Sie vorsichtig, Bilder ihrer Kinder im Netz hochzuladen, denn im Netz sind sie nicht sicher.“

Auch die Polizei Hagen hat im Oktober des letzten Jahres einen Appell an Eltern geschrieben und bei Facebook veröffentlicht. „Hören Sie bitte auf, Bilder ihrer Kinder für jedermann sichtbar bei Facebook und Co. zu posten. Danke!“ Der Spruch wurde bis heute über 275.000mal geteilt, was zeigt: Eltern machen sich hierzulande auch ohne drohende Geld- und Gefängnisstrafen Gedanken über das Für und Wider von Kinderfotos im Netz. Und das ist zumindest ein guter Anfang.

(lha)

Ein Facebook-Post der Polizei Hagen.
Ein Facebook-Post der Polizei Hagen.
dpa