Katze, lass das Mausen sein! - Tricks gegen den Jagderfolg
Berlin/dpa. - Viele Katzenhalter kennen das grausige Schauspiel am Morgen: Noch nicht ganz wach, öffnen sie die Haustür, um die Zeitung hereinzuholen - und der Blick fällt auf die tote Maus auf der Fußmatte.
Und daneben liegt womöglich ein weiterer Kadaver: Junge Kaninchen, Fische, Vögel bis zur Größe von Elstern, Frösche und Kröten - es gibt wenige Kleintiere, die vor dem Jagdtrieb von Katzen sicher sind. Was also tun, wenn die Mieze Morgen für Morgen eine neue Jagdstrecke präsentiert?
«Den Jagdtrieb einer Katze kann der Mensch kaum beeinflussen, dieses Verhalten ist angeboren», erklärt Brigitte Noltze von der Vereinigung der Katzenfreunde Deutschlands in Berlin. Auch wenn eine Katze über Jahre in der Wohnung gehalten wurde, ist der Trieb nicht geschwächt. «Der Drang zur Jagd geht nicht verschütt.» Das muss aber nicht bedeuten, dass jede Katze mit Freigang automatisch viel jagt. «Es ist auch eine Charaktersache. Die Intensität des Jagdtriebs variiert stark.»
Tiere, die im Herbst geboren werden und die ersten Lebensmonate in der Wohnung verbringen, haben oft einen geringeren Drang, sich ein großes Revier zu erobern und viel zu jagen, erklärt Heidi Bernauer-Münz, Tierverhaltenstherapeutin aus Wetzlar. Auch die Rasse macht einen Unterschied: Langhaarige und vergleichsweise schwere Katzen wie Perser haben kaum Jagdinstinkt, sagt Anneliese Hackmann, Präsidentin der World Cat Federation und des Vereins Deutsche Edelkatze in Essen.
Sehr ursprüngliche Rassen wie Bengal- oder Savannenkatzen drängt es dafür umso mehr, andere Tiere zu erlegen. «Auch Abessinier- und Somali-Katzen haben starke Instinkte», sagt Anneliese Hackmann. Die weit verbreitete Europäische Kurzhaar zählt ebenfalls zu den besonders flinken und emsigen Jägern.
Manche Halter kommen auf die Idee, ihrer Katze ein Halsband mit Glocke umzulegen, die Beutetiere vor dem Angreifer warnt. Fachleute raten aber davon ab. Denn das Halsband kann zur gefährlichen Fessel werden, wenn sich die Katze damit während der Jagd im Gestrüpp oder auf einem Baum verfängt. «Außerdem warnt die Glocke nicht wirklich, da sich die Katze vor dem Zugreifen zu lange still verhält, als dass das Beutetier gewarnt wird», sagt Brigitte Noltze.
Schleichen und Lauern, immer ein Stück näher an die Beute heran, und dann ein Sprung - so jagen alle Hauskatzen. «Die meisten Katzen beherrschen nur diese Technik», sagt Heidi Bernauer-Münz. «Nur eine Minderheit schafft es, die Beute zu verfolgen und aus größerer Distanz anzugreifen.» Solche Katzen sind die gewieftesten Jäger und erwischen sogar Vögel.
«Wer den Jagderfolg insgesamt vermindern will, sollte die Katze dann im Haus halten, wenn sie gerne jagt: über Nacht», erläutert Anneliese Hackmann. Ein leicht gefundenes Fressen sind Jungvögel in der Brutzeit. «Wer Rücksicht auf Singvögel nehmen will, sollte seine Katze dann verstärkt drinnen halten», empfiehlt Brigitte Noltze.
Viele Katzenbesitzer haben Mitleid mit den kleinen Opfern, die ihr Tier zur Strecke gebracht hat. «Man sollte aber daran denken, dass hier eine natürliche Auslese stattfindet», sagt Heidi Bernauer-Münz. «Katzen fangen meist kranke oder schwache Tiere.» Das sieht auch Brigitte Noltze nicht anders. «Der Mensch muss es deshalb einfach akzeptieren. Er kann zwar den Jagderfolg, nicht aber den Trieb seines Tieres beeinflussen.»