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Karneval Karneval: Einmal aussehen wie «Harry Potter»

Von Britta Schmeis 26.01.2006, 12:37
Einmal jemand anders sein - Kinder verkleiden sich gerne als Piraten, Prinzessinnen oder Zauberer. (Foto: dpa)
Einmal jemand anders sein - Kinder verkleiden sich gerne als Piraten, Prinzessinnen oder Zauberer. (Foto: dpa) ZB

Rüthen/München/dpa. - Unter Erwachsenen finden sich immerwieder Karnevalsmuffel - doch für Kinder ist die närrische Zeit dasGrößte. Den Kleinen geht es dabei in allererster Linie um dieKostüme. «Verkleiden finden fast alle Kinder toll, weil sie dann inihre Wunschrolle schlüpfen können», sagt Cordula Pertler, Dozentin ander Städtischen Fachakademie für Sozialpädagogik in München. Genaudeswegen sind Karnevalspartys bei den Kindern so beliebt und oft weitweniger aufwendig als gedacht.

«Hilfreich ist es immer ein Motto zu wählen», rät die BuchautorinIngrid Biermann aus Rüthen (Nordrhein-Westfalen). Ein festes Themamache die Vorbereitung für die Eltern leichter. Besonders beliebtseien Themen wie «Unter Wasser», «Dschungel», «Märchenwald», «Auf demMond» und «Zirkus». «Oft orientieren sich die Kinder auch anaktuellen Filmen oder Serien», sagt die frühere Erzieherin. Derabsolute Renner zur Zeit ist daher «Harry Potter», da ist für jedenKindergeschmack etwas dabei.

Denn die wohl wichtigste Voraussetzung für eine gelungeneKarnevalsparty ist nach Ansicht der Erzieherinnen, die Kinder in dieAuswahl und die Planung miteinzubeziehen. «Selbst sehr kleine Kinderhaben oft schon sehr genaue Vorstellungen von dem Fest und vor allemvon ihrem Kostüm», sagt Biermann. Kinder im Vorschulalter seien inder «magischen Phase», sagt Pertler. Die Mädchen wählten daher oftschöne Figuren wie Feen oder Prinzessinnen, die Jungen mutige, wildeVorbilder wie Zauberer oder Ritter - auch wenn sie grundsätzlich eherweniger geschlechtsspezifisch erzogen würden.

Allerdings sollte insbesondere die Frage nach der Verkleidungnicht in Stress ausarten und vor allem nicht den ungezügelten Ehrgeizder Mütter anstacheln. «Manch eine Mutter will sich in dem Kostümdann selbst verwirklichen», kritisiert Biermann. Kostümprämierungenseien da in der Regel keine gute Idee, weil sie vor allem die Elternunter Druck setzten.

Wer Neid und Konkurrenz ausweichen will, bastelt die Kostüme mitden Kindern während der Party gemeinsam. «Entweder alle bringen alteSachen mit und es gibt Fantasiekostüme, oder man macht einen sogenannten Tütenball», schlägt Biermann vor. Dafür nimmt man riesigeMülltüten, schneidet entsprechende Löcher für Kopf und Arme, und dieKinder können sie dann selber verzieren. «Sehr beliebt ist auch eineModenschau, gerade wenn die Kostüme gemeinsam erarbeitet wurden»,erzählt Yvonne Pabst, Kindergartenleiterin im rheinischen Hilden.

Beim Schminken ist nach Erfahrung der Erzieherinnen Vorsichtangesagt. «Viele Kinder mögen es überhaupt nicht, wenn man ihnen mitFarbe im Gesicht herummalt», warnt Pabst. Oft reichten eine rote Naseoder eine Blume auf der Backe. «Buntes Haarspray kommt bei denmeisten Kindern auch sehr gut an», weiß Biermann aus ihrer Zeit alsLeiterin einer Kindertagesstätte. Für ältere Kinder bietet es sichan, die Schminke selbst herzustellen. «Mit den entsprechenden Zutatenaus Bioläden, Apotheke oder Reformhaus haben die Kinder dann auchnoch etwas, was sie mit nach Hause nehmen können - und sie sindbeschäftigt», sagt Pertler.

Überhaupt gilt es die Kinder bei der Faschingsparty zubeschäftigen, was allerdings gar nicht so schwer ist. «Spiele sindSpiele - und die unterscheiden sich wenig, egal ob es eineGeburtstags- oder Karnevalsfeier ist», gibt Biermann zu bedenken. Daskann Eierlauf, Sackhüpfen oder Topfschlagen sein. Beliebt sindaußerdem jegliche Tanz- und Singspiele. «Wir machen immerLuftballon-, den Enten- und Zeitungstanz - und die Polonaise mussimmer dabei sein», erzählt Yvonne Pabst.

Pädagogikdozentin und Buchautorin Pertler rät außerdem,verschiedene Elemente während der Party abzuwechseln. «Nach einemwilderen Spiel sollte immer etwas Ruhigeres kommen», empfiehlt sie.Auch müssten die Kinder nicht die ganze Zeit beschäftigt werden,sondern können auch mal für sich bleiben oder frei spielen.

Als ruhigeren Programmpunkt schlägt Pertler für eine Mottopartyetwa das Vorlesen einer passenden Geschichte vor. Möglich ist auchdas Verzieren eines Kuchentörtchens oder das gemeinsame Belegen derPizza für später. «Popcorn machen, kommt auch immer gut an und dakann man vorher mit den Kindern die Tüten basteln und bemalen.»Aufwendiges Essen bei Kinderpartys ist nach Ansicht von Biermannohnehin vergebene Liebesmüh. «Denen reichen oft ganz einfach Sachenwie Waffeln - und abends Bockwürste.»

Bei einer Karnevalsparty für Kinder ist es laut Biermann wichtig, zusammen mit den Kindern zu planen, ihre Wünsche zu akzeptieren undsich Zeit zu nehmen. Das merkten die Kinder und wüssten es zuschätzen. «So eine Feier ist zwar anstrengend für die Eltern, aberauch sehr leicht mit einfachen Mitteln zu einem Erfolg zu machen»,sagt die Pädagogin. Und Kindergartenleiterin Yvonne Pabst weiß ausErfahrung: «Das perfekte Fest für Kinder ist, wenn überall Konfettiund Luftschlangen herumliegen und die Spaghetti mal mit der Scheredurchgeschnitten und mit den Fingern gegessen werden dürfen.»

Literatur: Ingrid Biermann, Faschingspartys für Kids,Urania-Verlag, ISBN 3-332-01449-8, 9,90 Euro; Cordula Pertler und EvaReuys, Kinder feiern Fasching, Don Bosco Medien, ISBN 3-7698-1271-9,9,90 Euro.