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Jugend Jugend: Pubertät verursacht Chaos im Kopf

Von Carina Frey 09.08.2006, 08:35
Wenn die Gefühle Achterbahn fahren: Pubertierende sind für ihre Eltern manchmal anstrengend. Nach Experteneinschätzung ist meist dennoch Gelassenheit angebracht. (Foto: dpa)
Wenn die Gefühle Achterbahn fahren: Pubertierende sind für ihre Eltern manchmal anstrengend. Nach Experteneinschätzung ist meist dennoch Gelassenheit angebracht. (Foto: dpa) dpa

Berlin/Jena/dpa. - Für Eltern istdas oftmals schwer zu ertragen. Experten raten aber zu Gelassenheit:Die meisten Jugendlichen überstehen die Pubertät unbeschadet. Nureins sollten Eltern nicht tun: die Kinder tatsächlich in Ruhe lassen.

Wann die Pubertät einsetzt, hängt von der individuellenEntwicklung des Kindes ab. In der Regel beginnen dieVeränderungsprozesse zwischen dem 10. und 12. Geburtstag, bei Mädchenfrüher als bei Jungen, erläutert Kurt Kreppner, Psychologe am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Dann fangenBrust und Bart an zu wachsen, und der Körper schießt in die Höhe.

In der Pubertät kommt es zu gravierenden Veränderungen im Gehirn,erklärt Karina Weichold, Entwicklungspsychologin an der UniversitätJena. Daher gehört die Pubertät zu einer der wichtigsten Phasen imLeben. «Das intensive Nervenzellwachstum ist ein wenig zu vergleichenmit der Zeit im ersten Lebensjahr nach der Geburt», sagt Kreppner.

Körper und Gehirn sind also in einem massiven Umbauprozess - eineErkenntnis, die es Eltern vielleicht einfacher macht, Verständnis zuentwickeln. «Wenn Kinder spinnen, ist das nicht die Schuld derEltern», sagt Peer Wüschner, Buchautor und Pädagoge aus BadReichenhall. Was nicht heißt, dass die Erziehung unwichtig ist:«Gerade in der Pubertät brauchen Kinder ihre Eltern, auch wenn siesich von ihnen abzustoßen scheinen», erklärt Kreppner.

Denn Eltern bleiben auch während der Pubertät die wichtigstenBezugspersonen, an denen sich Kinder orientieren, aber auch reibenkönnen. Daher ist es wichtig, dass Mütter und Väter diese Elternrolleausfüllen und nicht zu «besten Freunden» ihrer Kinder werden wollen.Experten befürworten einen klaren Erziehungsstil: «Darunter verstehtman, dass Eltern ihren Kindern Zuneigung geben, aber auch klareRegeln setzen», erklärt Weichold. Die persönlichen Überzeugungen, diedahinter stehen, seien wichtig für die Jugendlichen. Denn in derAuseinandersetzung damit könnten sie eigene Lebensmaximen ausbilden.

Wichtig ist aber auch, dass Regeln veränderbar sind und Elternbereit sind, sie zu begründen. Jugendliche lernten dabei, wie sieKonflikte lösen können, so Wüschner. Hält sich der Jugendliche nichtan Absprachen, muss das Konsequenzen haben. Sie sollten transparent,klar und nachvollziehbar sein. So wichtig wie Kritik ist Lob. «Elternsuchen häufig nach Fehlern ihrer Kinder und hacken darauf herum», soWeichold. Stattdessen sollten sie auch hervorheben, was gut läuft.

Konflikte werden dadurch zwar nicht vermieden. Nach Ansicht derExperten sollten sich Eltern aber nicht zu viele Sorgen machen, wennihr Kind sie mal anschreit. «Befragt man Jugendliche, erklären diemeisten, dass sie ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben», sagtWeichold. Auch Kreppner rät zu Gelassenheit: «Wenn Eltern die Kinderunbeschadet durch die bisherigen Entwicklungsphasen gebracht haben,werden sie dies auch während der Pubertät schaffen.»