Im Wandel: Vom Schriftsetzer zum Mediengestalter
Stuttgart/dpa. - Jedes Jahr entstehen neue Berufe, alte werden gestrichen. Überraschenderweise schrumpft die Gesamtzahl, weil viele traditionelle Berufsbilder wegen des technologischen Wandels in einem einzigen neuen zusammengefasst werden.
Als Paradebeispiel nennt die Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart die Schriftsetzer, Repro-, Medienvorlagenhersteller und Fotogravurzeichner, die in dem komplexen Beruf Mediengestalter für Digital- und Printmedien aufgegangen sind.
Warum gibt es neue Berufe?
Neue Berufe entstehen aufgrund von technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen. So hat die wachsende Zahl von Fitnessstudios 2007 das neue Ausbildungsprofil Sport- und Fitnesskaufmann nach sich gezogen. Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen ist Ursache für die 2008 erstmals angebotene Ausbildung zur Servicekraft für Schutz und Sicherheit. Die Zeitarbeitsfirmen können bald auf Fachpersonal zurückgreifen, denn seit vergangenem Jahr werden die ersten Personaldienstleistungskaufleute ausgebildet. Mit den neuen Berufen werden Potenziale in den Unternehmen ausgeschöpft, neue Ausbildungsplätze geschaffen und jungen Menschen zusätzliche Qualifikationsmöglichkeiten geboten.
Wie viele neue Ausbildungsberufe gibt es ?
Seit 1996 wurden insgesamt 82 Ausbildungsberufe neu geschaffen und 219 modernisiert. Dabei lag das Jahr 1997 mit 14 neuen und 35 modernisierten Berufen an der Spitze. Die Gesamtzahl der Ausbildungsberufe beträgt derzeit 348. Vor 40 Jahren waren es noch 606. Grund: Heute wird vor jeder Neuordnung eines Einzelberufs die Zusammenführung mit anderen Berufen und Berufsgruppen geprüft.
Welche neuen Berufe gibt es in diesem Jahr?
Zum 1. August sind die neuen Ausbildungsordnungen für den Industrieelektriker, den Bergbautechnologen, den Musikfachhändler, den Technischen Modellbauer und den Werkfeuerwehrmann in Kraft getreten.
Auf wessen Initiative werden neue Berufe geschaffen?
Ausgangspunkt ist der Bedarf nach bestimmten Qualifikationen in der Wirtschaft. Die Initiative geht dabei von Fachverbänden, von Arbeitgeberorganisationen, Gewerkschaften oder vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus. Beantragt werden die neuen Berufsbilder in der Regel beim Bundeswirtschaftsministerium. Die Eckpunkte der Ausbildung werden dann im Einvernehmen mit dem Bundesbildungsministerium und den Spitzenorganisation der Arbeitgeber und -nehmer festgelegt. Auf dieser Grundlage erarbeitet das BIBB federführend den Entwurf einer Ausbildungsordnung. Von den Bundesländern ernannte Sachverständige stellen den Rahmenlehrplan für die beruflichen Schulen zusammen. Das letzte Wort über die Richtlinien hat die Kultusministerkonferenz.
Wie werden die jungen Menschen auf neue Berufe aufmerksam gemacht?
Die Industrie- und Handelskammern werben bei den Betrieben mit Info-Veranstaltungen, in Printmedien und mittels persönlicher Ansprache durch Ausbildungsberater und Lehrstellenwerber. An Schulen werden potenzielle Interessenten bei Berufsinformationsmessen, Berufsbildungstagen, Lehrstellenbörsen oder über Broschüren informiert. Im Einzelfall werden auch gezielt Schulklassen angesprochen. Im Internet können die jungen Menschen auf den Seiten ihrer jeweiligen Kammern fündig werden oder im Internet.
Bundesinstitut für Berufsbildung: www.bibb.de