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Haustiere Haustiere: Ratten - Fidele Freunde

Von PHILIPP LAAGE 03.05.2011, 14:05

Halle (Saale)/MZ. - Dabei ist sie in dieser Rolle weit fideler als etwa ein Hamster oder Kaninchen. Putzige Nager zum Anschauen sind Farbratten - so heißen die Zuchtverwandten der Wanderratte - also nicht. Sie brauchen Auslauf, suchen anspruchsvolles Terrain und wollen sich ihr Futter erstöbern. Dafür werden sie echte Freunde.

Farbratten sind anhängliche Tiere. "Sie zeigen ein viel größeres Interesse am Menschen als beispielsweise Meerschweinchen", sagt Henriette Mackensen vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. "Sie können ganz zahm werden und krabbeln dann zum Beispiel auch auf der Schulter herum." Vor allem, wenn Eltern ein Tier suchen, zu dem ihr Kind eine echte Beziehung aufbauen kann, sei eine Farbratte geeignet. Aber am besten nicht nur eine, denn Ratten sind Rudeltiere: "Es sollten mindestens zwei gehalten werden. Besser sind drei bis sechs Tiere."

Der Käfig der Tiere sollte mindestens 100 mal 60 Zentimeter Grundfläche haben und nicht unter 90 Zentimeter hoch sein, rät Klaus Kutschmann vom Kleintierausschuss der Bundestierärztekammer in Berlin. Das Material muss dem ausgesprochenen Nagebedürfnis der Ratte widerstehen. Auch Kletter- und Versteckmöglichkeiten, am besten in Form von Etagen, gehörten in den Käfig. "Als Einstreu sind Hobelspäne, Heu und Papierschnitzel empfehlenswert."

Die Ratten einfach in den Käfig stecken und fertig - das reicht nicht: "Die Tiere wollen beschäftigt werden", erklärt Mackensen. Sie brauchen Auslauf im Zimmer und immer mal wieder kleine Änderungen. Der Streifzug sollte nicht zu eintönig sein. Besser ist ein echter Abenteuerspielplatz: "Dafür eignen sich zum Beispiel bepflanzte Blumenkübel mit Katzengras, Kisten mit Papierschnipseln und Schachteln mit Tannenzapfen. Das Futter versteckt der Besitzer am besten immer an unterschiedlichen Orten." Und im Auslaufterrain liegen besser keine Stromkabel - sie könnten das Letzte sein, was die Ratte annagt.

Die Haltung der Nager mit den stetig nachwachsenden Zähnen ist nicht nur wegen ihres ausgeprägten Erkundungsdrangs zeitintensiv. Ihr Urin rieche sehr streng, deshalb sollte der Käfig wenigstens zweimal die Woche gereinigt werden, empfiehlt Mackensen. Nur einmal am Tag Futter in den Käfig zu legen, geht ebenfalls nicht. "In der Regel fressen Ratten zwölfmal am Tag, und davon neunmal in der Nacht. Der Halter legt also am besten mehrmals am Tag nach."

Ratten sind Gemischtköstler - "oder eben Allesfresser, wenn man so will", erläutert die Expertin vom Tierschutzbund. Fertiges Körnerfutter sei die Basis, aber zu einem Drittel sollten die Tiere Obst, Gemüse und Grünzeug bekommen. "Da geht alles Heimische. Ein bisschen Eiweiß in Form von Quark oder gekochten Eiern ist auch wichtig." Heu nehmen die Tiere aber meist nicht als Mahlzeit, sondern um sich damit die Schlafhöhlen auszupolstern.

Wenn möglich, sollten Ratten bei einem privaten Züchter gekauft werden, empfiehlt Tina Hölscher vom Verein aktion tier in Berlin. "Hobbyzüchter kümmern sich mit Liebe und Inbrunst um die Tiere", erklärt die Tierärztin. Sie seien nach dem Kauf die besten Ansprechpartner, wenn etwas mit dem Tier nicht stimmt. Ratten vom Züchter hätten außerdem keine langen Transportwege hinter sich, dadurch sind sie weniger anfällig für Krankheiten.

Der Weg kann alternativ auch ins Tierheim oder die Zoohandlung führen, sagt Mackensen. Der Verein der Rattenliebhaber und -halter in Deutschland (VdRD) bietet außerdem eine Notfallvermittlung an: Interessierte finden auf der Internetseite herrenlose Tiere in ganz Deutschland, die ein neues Zuhause suchen. Eine Ratte auf anderen Wegen im Netz zu kaufen, sei keine gute Idee: "Da weiß ich dann nicht, woher die Nager kommen."

Um den Gesundheitszustand der Ratte beim Kauf beurteilen zu können, sollte man sich das Tier genau anschauen, rät Hölscher. Denn für eine Farbratte gebe es keine medizinische Ausweiskarte oder Ähnliches. "Gesunde Ratten haben ein glänzendes Fell, einen birnenförmigen Körper und keine Schrammen. Die können auf Parasiten hindeuten. Außerdem dürfen die Hüftknochen nicht ertastbar sein." Auch Augenausfluss könne auf ein Leiden hinweisen.

Als Zuchttiere sind Ratten nicht unhygienischer als Hamster oder Meerschweinchen. "Sie haben in der Regel keine wilde Natur gesehen. Entgegen vieler Vorurteile tragen sie deshalb auch keine Parasiten oder Krankheitserreger im Fell", sagt Mackensen. Anfällig sind die Tiere höchstens für Atemwegserkrankungen und Tumore. "Aber das ist nur schade für die Tiere selbst." Ratten werden etwa zwei bis drei Jahre alt.