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Hausboot Hausboot: Aufs Wasser bauen

Von CORNELIA WOLTER 28.01.2011, 08:51

HAMBURG/DPA. - Blauer Himmel und Sonnenschein, das Wasser plätschert gegen die Planken, irgendwo schnattert eine Ente: Viele Hausbootbewohner schätzen besonders die Nähe zur Natur. Seit einigen Jahren gibt es in deutschen Großstädten wie Hamburg oder Berlin und auch in ländlichen Gegenden wie in Brandenburg Bestrebungen, Liegeflächen für Hausboote und sogenannte Floating Homes einzurichten. Während es sich bei Hausbooten meist um umgebaute ausrangierte Schiffe handelt, sind Floating Homes komfortable Häuser, die auf einem schwimmbaren Untergrund gebaut werden.

Noch ist der Markt für Hausboote in Deutschland überschaubar. Vor einigen Jahren beschloss man in Hamburg, 75 Liegeplätze für Hausboote freizugeben und nach und nach zu erschließen. Das Vorzeigeobjekt sind zehn schwimmende Häuser am Eilbekkanal. Sie wurden von unterschiedlichen Architekten entworfen und sehen dementsprechend vielfältig aus.

In Bremen gibt es bislang noch keine bewohnten Boote, aber in der mittelfristigen Stadtentwicklungsplanung könnten sie auch eine Rolle spielen. "Wohnboote sind in einer Stadt mit begrenzter Fläche wie Bremen eine gute Möglichkeit, exklusive Domizile zu schaffen", sagt Andreas Jordan vom Verein Öko-Stadt Bremen.

Er kann sich sogar vorstellen, einen schwimmenden Stadtteil mit 100 bis 150 Stellplätzen zu schaffen - etwa an der kleinen Weser, wo es keinen Unterschied zwischen Ebbe und Flut gibt. Bei einer gewissen Vereinheitlichung der Bauweise können laut Jordan die schwimmenden Häuser auch preiswert angeboten werden. Ein 100 Quadratmeter großes Wohnschiff gäbe es dann schon für rund 150 000 Euro. Die meisten von Architekten entworfenen Häuser, etwa in Hamburg, kosten mehr als das Doppelte. Hausboote sind eine kulturelle Bereicherung - die etwa in dem für seine Wasser-Behausungen bekannten Niederlanden auch Touristen anlockt. Das möchte man auch in der Lausitz zwischen Berlin und Dresden haben - und so sind dort bereits riesige Brachflächen, die der stillgelegte DDR-Braunkohletagebau zurückgelassen hat, in den vergangenen zehn Jahren geflutet worden. Nach abgeschlossener Flutung werden es einiges Tages rund 14 000 Hektar Wasserlandschaft sein.

Touristen versucht man jetzt schon mit schwimmender Architektur zu beeindrucken. Im Moment gibt es vier Häuser auf dem Wasser. Eines davon ist eine Tauchschule, die anderen sind Ferienunterkünfte. "Wir wollten, dass die Uferzone frei bleibt", erklärt Michael Feiler, der ehemalige Experte für Schwimmende Architektur bei der Internationalen Bauaustellung Fürst-Pückler-Land. Deshalb sind die Hausboote über meterlange Stege erreichbar.

Auf dem Geierswalder See, zwischen Sachsen und Brandenburg gelegen, sollen demnächst 20 weitere schwimmende Häuser zum Wohnen und Arbeiten entstehen. Auch das erste manövrierfähige Wohnhaus soll in diesem Jahr zu Wasser gelassen werden. Das Boot mit einer Grundfläche von 75 Quadratmetern soll sich elektrisch angetrieben auf den schiffbaren Kanälen zwischen den gefluteten Seen vorwärts bewegen können.

Für Bauten auf dem Wasser gilt in der Regel nicht das übliche Baurecht. Wegen der fehlenden Richtlinien dauern Genehmigungen durch die Behörden deshalb unter Umständen sehr lange, wie Feiler weiß.