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Grüner wird's nicht Darum lohnt sich eine Zugreise - und das sind die besten Bahnfahr-Tipps und -Tricks

Anika Würz will das Klima retten. Aber nicht, indem sie Autofahrer diskreditiert und im Zeichen veganer Ernährung missioniert. Vielmehr glaubt sie, dass Interesse und Dialog die Schlüssel zur Weltrettung sind. Anstöße für beides gibt’s jede Woche an dieser Stelle.

Von Anika Würz 16.07.2022, 09:00
Seit Einführung des Neun-Euro-Tickets sind die Bahnsteige voller - und die Straßen leerer.
Seit Einführung des Neun-Euro-Tickets sind die Bahnsteige voller - und die Straßen leerer. Foto: DPA

Bundesweit mobil zum Schnäppchenpreis: Rund 21 Millionen Mal hat sich das Neun-Euro-Ticket im Juni verkauft. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht sich bereits Forderungen ausgesetzt, das Billet nie wieder abzuschaffen. Kein Wunder, wenn das Reisen in Regionalzügen damit monatlich weniger kostet als fünf Liter Super bleifrei an der Tankstelle!

Der perfekte Anlass jedenfalls, im Namen des Klimaschutzes und des Portemonnaies den Privatwagen stehenzulassen. Wer jetzt noch immer nicht überzeugt ist, dem möchte ich als autolose Bahnerfahrene die Zugreise schmackhaft machen - und zugleich meine besten Bahnfahr-Tipps und -Tricks verraten.

An alle, die bei ihrer letzten Zugfahrt in einen Waggon mit der Aufschrift „Deutsche Reichsbahn“ gestiegen sind: Es hat sich viel verändert. Die Mitropa heißt jetzt zum Beispiel Bordrestaurant. Das gibt es aber eh nur im Fernverkehr, der nicht im Neun-Euro-Ticket inbegriffen ist.

Wer mit der Regionalbahn von Halle nach Westerland auf Sylt fahren möchte - knapp neun Stunden Fahrtzeit, vier Umstiege - bringt sich also besser Verpflegung mit. Hinweis: Der von gekochten Eiern ausgehende Schwefelgeruch ist bei Mitfahrenden äußerst unbeliebt.

Zurücklehnen und entspannen

Ein Bahnfahrender muss weder nach einem Parkplatz suchen, noch lenken, schalten, kuppeln. Es gilt, sich zurückzulehnen, mit „Wifi@DB“ zu verbinden oder das DB-mobil-Heft durchzublättern. Ach ja, eine Promillegrenze gibt es für Zugreisende natürlich auch nicht.

Ob Piccolöchen oder nicht: Auf der Fahrt von Zeitz nach Konstanz am Bodensee - fast zehn Stunden, sieben Umstiege - ist eine Toilettenpause einzuplanen. Die stillen Örtchen sind oft gepflegt und sauber. Wer klug ist, prüft dennoch die Funktion des Wasserhahns, bevor er sich die Hände einseift.

Mit dem Rad in der Bahn

Neun-Euro-Reisende, die die nähere Umgebung erkunden wollen, haben einen riesigen Vorteil: Die kostenlose Fahrradmitnahme in Sachsen-Anhalts Nahverkehr, falls Platz ist! Wer von Wernigerode nach Wittenberg reisen möchte - drei Stunden, zwei Umstiege - kann in der Lutherstadt also gleich auf dem Elberadweg weiterradeln.

Doch egal woher und wohin: Das Wichtigste beim Bahnfahren ist es, sich gut zu fühlen, beinahe überlegen ob des eingesparten CO2. Das nennt sich Zugstolz und ist das Gegenteil von Flugscham. Wer zugstolz ist, nimmt die längere Reisezeit in Kauf und bleibt bei geänderter Wagenreihung, Gleiswechsel und Verspätung ganz relaxed.

Bevor ich’s vergesse, ein allerletzter Tipp: Verlassen Sie sich nie, niemals auf einen Umstieg in Bitterfeld. Und damit gute Fahrt!