Zahnersatz Zahnersatz: Gebiss ohne Lücken
Halle/MZ. - Wenn es um Zahnersatz geht, wird häufig über Implantate diskutiert. Allerdings tragen zurzeit nur 2,6 Prozent der deutschen Bevölkerung solche Hilfsmittel.
"Ein Implantat bleibt die Ausnahme", sagt Professor Dr. Klaus Böning, Oberarzt am Zentrum für Mund-, Zahn- und Kieferheilkunde des Universitätsklinikums in Dresden. Nach seinen Worten gibt es viele Alternativen zur Therapie des Lückengebisses. Viele Patienten beschäftigten sich aber zu wenig damit.
"Es ist nicht wahr, dass man die soziale Herkunft eines Menschen an seinem Gebiss sehen muss." Dr. Thomas Breyer, Sprecher der Landeszahnärztekammer Sachsen, tritt vehement der verbreiteten Meinung gegenüber, das deutsche Gesundheitswesen mache Zahnersatz für arme Menschen unerreichbar. "Das stimmt nicht", sagt Breyer und zählt Persönlichkeiten "mit richtig schlimmen Zähnen" auf, die sich eine Sanierung bestimmt leisten könnten. Andererseits ermöglichten der Festzuschuss der Krankenkassen und Härtefallregelungen, "dass eine ordentliche Versorgung mit Zahnersatz nicht am fehlenden Geld scheitern muss."
Aber manche Menschen ignorierten einfach bewusst oder unbewusst die Folgen hässlicher Zähne für ihre Gesundheit, für das Selbstwertgefühl und die Wirkung auf ihre Umgebung. Nur bei ganz wenigen Menschen sei eine Zahnarzt-Phobie der Grund für "Kraterlandschaften" im Mund.
Für welchen Zahnersatz man sich entscheidet, dafür sind unterschiedliche Kriterien ausschlaggebend. Ob eine Versorgung mit festsitzender oder herausnehmbarer Prothese, Brücke oder Krone möglich ist, hängt natürlich für viele in erster Linie vom Geldbeutel ab. Breyer spricht vom Spagat zwischen "Ethik und Monetik", den sowohl die Zahnärzte als auch die Patienten machen müssten. Andere Kriterien für die Wahl des Zahnersatzes sind die Anzahl der zu ersetzenden Zähne, die Beschaffenheit der Restzähne, des Kieferknochens, des Weichgewebes und des Zahnbettes. Auch die Ursache des Zahnverlustes kann eine Rolle spielen: Karies oder Unfall?
Schließlich muss jeder Ersatzzahn nicht nur eine Lücke ästhetisch schließen, sondern bestimmten Kräften und Einwirkungsrichtungen standhalten. Diese Faktoren fallen für Schneidezähne anders aus als für Backenzähne und sind auch verschieden für Lücken mitten in der Gebissreihe oder an deren Ende.
Festsitzender Zahnersatz
Festsitzender Zahnersatz wird dauerhaft in den Mund eingegliedert und ist während seiner Funktionsdauer nicht zu entfernen. Möglich ist eine Krone aus einem Metallgerüst, die auf einem beschliffenen Zahnstumpf sitzt und zahnfarben verblendet wird. Die einfachste Form ist die Gusskrone im Seitenzahngebiet. Besonders ästhetisch und natürlich wirken Kronen, die als äußere Schicht eine Keramikhülle haben. Neben reinen Keramikkronen gibt es verschiedene Verbundsysteme.
Beim eigentlichen festsitzenden Zahnersatz geht es meist um eine Brückenprothetik, die größere Lücken schließt. Als Brückenpfeiler dienen lückenbegrenzende Zähne, die die Garantie bieten, den erhöhten Belastungen gewachsen zu sein.
Eine Brücke verlangt im klassischen Fall, dass die Pfeilerzähne überkront werden, da das Brückenglied, also die zu ersetzenden Zähne, mit diesen Kronen verbunden ist. Bei Ein-Zahn-Lücken ist zur Schonung der Restzähne häufig auch eine Klebebrücke möglich. Sie erspart - ebenso wie das Einsetzen eines Einzelimplantates - das Beschleifen der gesunden Nachbarzähne, die die Kronen für das Brückenglied tragen. Als Faustregel für festsitzenden Zahnersatz sagt Zahnarzt Böning: "Die Indikationsgrenzen sind erreicht, wenn die Anzahl der zu ersetzenden Zähne die Anzahl der vorhandenen übersteigt." Anderenfalls sei meist nur noch herausnehmbarer Ersatz möglich.
Herausnehmbarer Zahnersatz
Ist die Zahl der noch vorhandenen Zähne stark reduziert, ihr Zahnhalteapparat zusätzlichen Belastungen nicht gewachsen oder die Verteilung der Lücken im Kiefer ungünstig, muss auf herausnehmbaren Zahnersatz zurückgegriffen werden. "Die meisten Patienten haben damit psychologische Probleme, weil sie glauben, es geht bergab", gibt Professor Böning zu.
Eine herausnehmbare Teilprothese besteht aus einem Metallgerüst, welches aus einer sehr harten Legierung gefertigt wird. Auf ihr sind im Bereich der Lücken zahnfleischfarbene Kunststoffsattel befestigt, die die zu ersetzenden Zähne tragen. Um den Halt zu gewährleisten, umfassen Klammern einige Zähne.
Möglich sind auch Verbindungselemente, mit denen kombinierter Zahnersatz eingegliedert und die ungeliebten Klammern ersetzt werden können. Es werden diejenigen eigenen Zähne überkront, die den Verbund zur herausnehmbare Prothese herstellen sollen. In Frage kommt entweder die Teleskop-Prothese. Sie bezieht ihren Halt aus der hohen Passgenauigkeit einer glatten Metallkrone auf dem natürlichen Zahn und der entsprechenden Hülse in der Prothese, die unter einem Prothesenzahn verschwindet. Eine andere Möglichkeit ist die Geschiebeprothese. Sie bekommt Halt durch ein Präzisionsbauteil, das zwischen Krone und Prothese vermittelt.
Totalprothese
Wenn vollständige Zahnlosigkeit vorliegt, bleibt - ohne Implantate - nur die herausnehmbare Totalprothese. "Sie ersetzt nicht nur die Zähne, sondern stabilisiert auch den Kiefer", sagt Professor Klaus Böning. Das sei wichtig, damit das Gesicht seine Form behält und nicht eingefallen wirkt.