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Jährlicher Zahnarztbesuch Was ist bei Zahn- und Mundhygiene zu beachten?

12.04.2021, 14:44

Halle (Saale) - Auch wenn viele an manchem Abend wenig Lust dazu verspüren: Das regelmäßige Zähneputzen ist enorm wichtig. Denn die Mundhygiene beeinflusst den gesamten Körper. Es gibt unter anderem deutliche Hinweise darauf, dass Parodontitis die Ausbildung von Demenzerkrankungen befördert.

Fragen zu Zähnen und Mundhygiene haben die Zahnärzte Matthias Tamm aus Dessau-Roßlau und Kay-Olaf Hellmuth aus Welsleben (Salzlandkreis) am MZ-Lesertelefon beantwortet.

Zahnfleisch-Probleme nicht auf die leichte Schulter nehmen

Andrea A., Bernburg:Ist es erforderlich, vor dem Besuch beim Zahnarzt einen Schnelltest auf eine Corona-Infektion zu machen?

Nein, das ist nicht notwendig. Corona-Schnelltests beziehungsweise die PCR-Analysen sind keine Voraussetzung für den Besuch in der Zahnarztpraxis. Wer jedoch unter auffälligen Symptomen wie einem akuten Husten, Fieber und Verlust des Geschmackssinns leidet, sollte von einem Zahnarztbesuch absehen und einen bereits geplanten Termin telefonisch absagen. Bei zahnärztlichen Notfällen können sich Patienten in Quarantäne oder solche mit positivem Corona-Test oder Erkältungssymptomen ebenfalls an ihre Praxis wenden. Sie werden dann weitervermittelt.

Georg F., Halle:Mein Zahnfleisch ist entzündet, und es blutet manchmal beim Zähneputzen. Kann ich das mit weicheren Zahnbürsten oder einer anderen Zahnpasta selbst in den Griff bekommen? Ich bin aus Sorge vor einer Infektion mit dem Corona-Virus schon seit einem Jahr nicht bei meiner Zahnärztin gewesen.

Zahnfleischentzündungen können zu Zahnfleischschwund und Zahnausfall führen. Eine Parodontitis erfordert eine Behandlung, in deren Rahmen die Zahnbeläge in den tieferen Zahnfleischtaschen entfernt werden. Sie sollten wieder zu Ihrer Zahnärztin gehen. In den Zahnarztpraxen werden alle erforderlichen Hygienemaßnahmen ergriffen. Das Risiko, sich in der Zahnarztpraxis mit dem Corona-Virus zu infizieren, ist überaus gering.

Birgit P., Naumburg:Beim Blick in den Spiegel scheinen meine Zähne heute länger zu sein als noch vor zehn Jahren. Ich bin 62 Jahre alt. Können Zähne im Alter noch wachsen?

Nein. Der Eindruck entsteht durch den Rückzug des Zahnfleisches. Auslöser sind bakterielle Zahnbeläge. Sie führen zunächst zu Entzündungen des Zahnfleisches. Ein Symptom kann häufiges Zahnfleischbluten beim Putzen sein. Schreitet die Parodontitis fort, zieht sich das Zahnfleisch zurück. Die Zahnhälse werden sichtbar und das erzeugt den Eindruck längerer Zähne. Parodontitis schädigt Bindegewebe und Knochen, führt zu Zahnverlust und erhöht das Risiko von Herzkreislauferkrankungen und Diabetes. Bitte gehen Sie zum Zahnarzt, denn ohne Behandlung schreitet eine Parodontitis voran.

Sandra M., Eisleben:Wie sinnvoll ist das Spülen mit Öl, um Entzündungen des Zahnfleisches und Aphten zu verhindern?

Es gibt Patienten, die auf Mundspüllösungen schwören und sich gut dabei fühlen. Wissenschaftlich bewiesen ist der Nutzen nicht. Auf keinen Fall sind Mundspüllösungen ein Ersatz für das tägliche Zähneputzen.

Wann zahlt die Krankenkasse bei Zahnproblemen - und wann nicht?

Ralf D., Halle:Muss ich für eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt zuzahlen? Sollte ich auch Zahnkronen machen lassen?

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Wurzelbehandlungen, wenn der Zahn als erhaltungswürdig eingestuft wird. In manchen Fällen, bei einem erhöhten Aufwand, können die Kosten darüber liegen. Der Zahnarzt muss Sie darüber aufklären und einen Kostenvoranschlag machen, den Sie unterschreiben, wenn Sie einverstanden sind. Sie bezahlen erst, wenn die Leistung erbracht wurde. Wenn Sie nicht einverstanden sind oder Zweifel haben, können Sie eine zweite Meinung bei der Patientenberatung der Zahnärztekammer einholen. Eine Überkronung vorgeschädigter Zähne kann dazu beitragen, deren Haltbarkeit zu verlängern. Die Krankenkassen zahlen für Zahnkronen Festzuschüsse. Einen kleinen Teil bezahlen Sie zusätzlich aus der eigenen Tasche.

Ulf B., Dessau: Ich habe nicht mehr viele gesunde Zähne und denke deshalb über den Einsatz von Implantaten nach. Allerdings ist mein Zahnkiefer recht schmal. Deshalb hat meine Zahnärztin mir zu einem Knochenaufbau geraten. Sie sagte, dass die Implantate und der Kieferknochenaufbau nicht von der Krankenkasse gezahlt werden. Stimmt das?

Das ist richtig! Die Zahnimplantat-Behandlungen sind prothetische Behandlungen, die nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen gehören. Das gilt prinzipiell auch für Maßnahmen zum Kieferknochenaufbau. Ausnahmen kann es nur unter bestimmten Umständen geben, zum Beispiel bei einer schweren Unfallschädigung des Kausystems oder nach einer Tumoroperation im Zahnkieferbereich. ?Beschränkte Handlungsmöglichkeit: Probleme im Schlaf

Trockener Mund, Zähneknirschen - Was tun?

Gisela R., Quedlinburg:Im Schlaf bekomme ich oft einen trockenen Mund. Was kann ich dagegen tun?

Im Seniorenalter ist Mundtrockenheit relativ häufig. Auslöser für einen geringeren Speichelfluss im Alter sind oftmals Nebenwirkungen von Medikamenten. Dazu zählen unter anderen Blutdrucksenker, Antidepressiva oder Parkinson-Medikamente. Der Speichel besitzt eine natürliche Schutzfunktion für die Zähne. Ist der Speichelfluss gestört, können Mundbakterien sich leichter vermehren. Durch Absonderung von Säuren zerstören sie den Zahnschmelz. Die Folgen sind Karies und Zahnschäden.

Den betroffenen Patienten wird daher geraten, möglichst viel zu trinken, aber keine zuckerhaltigen Getränke. Zu empfehlen ist stilles Mineralwasser oder Mineralwasser mit wenig Kohlensäure. Zuckerfreier Kaugummi kann helfen, die Speichelproduktion anzuregen. Ein geringer Speichelfluss begünstigt auch die Entstehung von Zungenbelägen. Mit einem Zungenschaber kann man diese Beläge beim Zähneputzen entfernen.

Tina H., Wittenberg:Mein Freund knirscht im Schlaf mit den Zähnen. Er hat deshalb eine spezielle Schiene bekommen. Das Tragen der Schiene empfindet er als unangenehm. Kann man das nächtliche Knirschen irgendwie abtrainieren?

Die Ursachen für das Zähneknirschen (Bruxismus) sind vielfältig. Sie reichen von übermäßigem Kaffee-, Nikotin- und Alkoholgenuss über Stress und neurologische Ursachen bis zu kieferorthopädischen Fehlstellungen oder Schlafstörungen. Auch nicht optimal sitzender Zahnersatz kann das Knirschen und Pressen der Zähne begünstigen. Bruxismus kann zu Kieferschmerzen und zu bleibenden Schäden an der Zahnsubstanz und am Zahnhalteapparat führen.

Okklusionsschienen können die Folgeschäden verhindern. Ergänzend stehen Medikamente zur Verfügung, die die Kaumuskulatur entspannen. Zudem gibt es Biofeedbackverfahren, um das Knirschen zu reduzieren, wie etwa vibrierende oder summende Schienen. Ihr Freund sollte darüber mit seinem Zahnarzt sprechen. Die optimale Behandlung muss individuell gefunden werden.

Zahngesundheit und Zahnarztbesuche im Alter

Gerhardt S., Könnern:Ich bin 72?Jahre alt und noch recht rüstig. Aber meine alte Zahnbrücke hat wegen des Zahnausfalls keinen Halt mehr. Meine Zahnärztin hat mir den Vorschlag gemacht, Zahnimplantate zu setzen. Ist das in meinem Alter noch sinnvoll?

Es ist nicht das kalendarische Alter, das über den Einsatz von Implantaten entscheidet. Sofern andere zahnprothetische Versorgungen nicht möglich oder sinnvoll sind, können Implantate einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit im Alter leisten. Implantate ermöglichen nach Zahnausfällen weiterhin eine normale, feste Ernährung. Allerdings können verschiedene Grunderkrankungen, zum Beispiel Osteoporose oder ein schlecht eingestellter Diabetes, ein schlechter Knochenzustand und Wundheilungsstörungen den festen Sitz der Implantate beeinträchtigen. Auch starke Raucher und Menschen, die Probleme mit der täglichen Mundpflege haben, müssen mit Implantat-Problemen rechnen.

Siegfried L., Halle:Ich bin ein älterer Linkshänder. Meine linke Hand kann ich nach einem Schlaganfall nicht mehr richtig bewegen. Mit der rechten Hand fällt mir allerdings das Zähneputzen sehr schwer. Mir wurde deshalb eine elektrische Zahnbürste empfohlen. Was ist davon zu halten?

Elektrische Zahnbürsten mit rotierendem Kopf sind durchaus auch für ältere Menschen mit körperlichen Einschränkungen geeignet. Auch Zahnbürsten mit Griffverbreiterungen können die Mundhygiene körperlich eingeschränkter Patienten mit nachlassender Geschicklichkeit der Hände erleichtern. Sie sind bequemer in der Handhabung. Lassen Sie sich in der Zahnarztpraxis beraten.

Frieda G., Bitterfeld-Wolfen: Ich lebe seit einem halben Jahr in einem Alten- und Pflegeheim und bin auf einen Rollstuhl angewiesen. Mein früherer Zahnarzt ist inzwischen auch im Ruhestand. Wie komme ich zu einem Arzt?

Sie sollten zunächst mit Ihrer Heimleitung sprechen. Viele Alten- und Pflegeheime haben inzwischen Kooperationsvereinbarungen mit Zahnarztpraxen geschlossen. Alternativ können Sie auch von der Patientenberatung der Zahnärztekammer erfahren (in Halle und Dessau), welcher Zahnarzt in Ihrer Wohnnähe Sie weiterhin behandeln kann.

Anika Würz notierte die Fragen und Antworten. (mz)