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Volkskrankheit COPD Volkskrankheit COPD: Schleichender Niedergang der Lunge

Von Arnd Petry 08.03.2006, 10:14

Ulm/Regensburg/dpa. - Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird diese Krankheit schon 2020 weltweit die dritthäufigste Todesursache sein. «Hinweise aus Studien deuten darauf hin, dass 20 Prozent der Bevölkerung behandlungsbedürftig sind. In Behandlung sind jedoch weniger als 10 Prozent», sagt der Lungenfacharzt Michael Barczok aus Ulm, Vorstandsmitglied im Bundesverband der Pneumologen (BdP). Das Tückische ist, dass die Einschränkung der Lungenfunktion bei COPD nur langsam fortschreitet und erst nach vielen Jahren wahrgenommen wird.

COPD – Abkürzung für «Chronic Obstructive Pulmonary Disease», auf Deutsch: «chronisch obstruktive Lungenerkrankung» - bezeichnet zwei Krankheitsbilder: die chronisch-obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem. Der Hauptunterschied zur einfachen Bronchitis ist die Einengung der Atemwege durch das dauerhafte Anschwellen der Schleimhäute - Obstruktion bedeutet Behinderung. Der Abbau von Lungengewebe – das Lungenemphysem – unterscheidet COPD vom Asthma.

Kennzeichen von COPD ist eine abnormale Entzündung der Bronchien als Antwort auf äußere schädliche Einflüsse, erklärt Prof. Michael Pfeifer von der Uniklinik Regensburg, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP). «Und das ist in der Regel der Zigarettenrauch.» Abnormal bedeute aber, dass eine gewisse genetische Anfälligkeit vorliegen muss. «Grundsätzlich kann jede Form der Vergiftung der Schleimhaut zu einer COPD führen», erklärt Barczok.

Je eher sie erkannt wird, desto besser sind die Möglichkeiten, den Verlauf zu beeinflussen. Wer keine Treppe mehr ohne rasenden Puls hoch kommt, sollte sofort zum Arzt gehen: «Atemnot bei Belastung ist eines der Frühsymptome», sagt Barczok. Gesellt sich Reizhusten dazu, der länger als acht Wochen anhält, ist das bereits das erste Zeichen einer übermäßigen Schleimproduktion und des kommenden Lungenverfalls.

Bis heute kann jedoch keine Therapie die Lunge wieder aufbauen. «Was zerstört ist, ist zerstört», sagt Pfeifer. Ziele sind der Deutschen Atemwegsliga in Bad Lippspringe (Nordrhein-Westfalen) zufolge, Husten und Auswurf zu lindern, die Einengung der Atemwege zu vermindern und die körperliche Belastbarkeit zu steigern.

Insgesamt geht es darum, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebenserwartung der Betroffenen zu steigern. Arzneimittel sollen vor allem die Atemwege erweitern, Entzündungen hemmen und den Schleim lösen. Zudem werden COPD-Patienten laut der Atemwegsliga Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken empfohlen. Bei schweren Formen verbessern zudem Sauerstoffgaben die Situation.

«Wir haben uns Jahre lang zu sehr auf Medikamente konzentriert», sagt Michael Pfeifer. Ein weiteres Therapie-Standbein sei daher nun körperliches Training. Entscheidend ist jedoch, dass die Betroffenen das Rauchen aufgeben. Qualmt ein Patient weiter, hat die Gabe von Bronchien erweiternden Medikamenten den gegenteiligen Effekt: Kommt Rauch statt frischer Luft in die Lunge, beschleunigt das den Verfall.

Informationen: Einen Fragebogen zur Einschätzung des eigenen COPD-Risikos gibt es auf der BdP-Webseite www.pneumologenverband.de. Eine Patientenbroschüre bietet die Atemwegsliga, Burgstraße 12, 33175 Bad Lippspringe (Tel.: 05252/933 615, Fax: 05252/933 616)