Unfallgefahr: Schmuck beim Sport besser ablegen
Hannover/dpa. - Ohrringe, Halsketten und Co. sind zwar schön anzusehen, beim Sport jedoch oft fehl am Platze. Denn wenn man mit dem Schmuck am Trikot des Gegners hängenbleibt, darauf fällt oder einen Ball abbekommt, kann es äußerst schmerzhaft werden.
«Generell kann man sagen, dass Schmuck bei Sportarten wie Jogging, Walking oder Radfahren kaum ein Problem ist», erläutert Stefan Hussy von der Präventionsabteilung des Gemeindeunfallversicherungsverbandes Hannover. Bei allen Sportarten mit Körperkontakt oder mit technischen Hilfsmitteln und Geräten sei die Gefahr, sich selbst oder andere zu verletzen hingegen sehr hoch - also beim Ballsport, beim Kampfsport oder beim Turnen.
Mit Ketten, Armreifen oder auch langen Ohrringen bleiben Sportbegeisterte schnell hängen. «Besonders bei hoher Geschwindigkeit kann das dramatisch enden», warnt der Sportwissenschaftler Theodor Stemper von der Universität Wuppertal. Wenn sich das Armband beim schwungvollen Inline-Skaten am Gartenzaun verhakt, ist die Gefahr eines Sturzes oder einer schweren Hautabschürfung am Unterarm groß. Verheddert sich die Halskette beim Turnen an den Ringen oder in der Sprossenwand, kann es sogar zur Strangulation kommen.
Auch wenn Schmuck mit hohem Druck auf den Körper gepresst wird, hat das Folgen: «Wenn etwa ein Ball mit voller Wucht auf den Anhänger einer Kette, ein Piercing, eine spitze Haarspange oder einen Ohrstecker trifft, so ist der Schmerz mehr als unangenehm», sagt Stemper. Nicht selten entstehen durch spitze Teile auch Schnitt- oder Stichwunden - sowohl am eigenen Körper als auch bei anderen Sportlern. Kleine Kanten oder Spitzen, aber auch Armbanduhren können sich zudem im Trikot des Mitspielers verhaken, so dass im Extremfall das eigene Ohrläppchen oder der Finger abgerissen wird.
Piercings sind auch aus dermatologischer Sicht nicht ungefährlich: Die Wunde ist sehr empfindlich. «Die Heilung dauert wesentlich länger als beispielsweise bei einem kleinen Schnitt in der obersten Hautschicht», erklärt Detlef Becker, Oberarzt an der Universitätshautklinik Mainz. «Der Stichkanal ist deutlich länger und die Heilungsbedingungen sind alles andere als ideal.»
Was für Piercings gilt, lässt sich auch für gestochene Ohrringe sagen: Bis das Gewebe von beiden Seiten in den Stichkanal gewachsen ist, sollte der Wundbereich penibel sauber gehalten und jede Irritation wie Druck oder Reibung vermieden werden. «Mit einem frisch gestochenen Bauchnabelpiercing Ballsport zu betreiben, wo man auch mal einen Ball frontal abbekommt, oder mit einem neuen Brustwarzenpiercing eine halbe Stunde zu joggen, wo ständig die Kleidung reibt, halte ich für keine gute Idee», sagt Becker.
Hinzu kommt, dass viele Piercings, aber auch andere Schmuckstücke Nickel enthalten. Dieses Metall wird durch Feuchtigkeit, also auch durch Schwitzen beim Sport, freigesetzt. Bei Personen, die unter einer Nickelallergie leiden, kann dies ein allergisches Ekzem auslösen. Auch Leder ist problematisch: Unter einem eng anliegenden Uhrarmband oder einem Lederschutz für die Handgelenke vermehren sich im warmfeuchten Schweißklima Bakterien. Reiben Ketten oder Bänder, kann das von unangenehmem Jucken bis zur Entzündung führen.
Angesichts dieser Liste von Gefährdungen rät Sportwissenschaftler Stemper: «Prinzipiell sollten alle Schmuckstücke, die abgelegt oder herausgenommen werden können, vor dem Sport beiseitegelegt werden.» Schwer zu entfernende Ohrringe und vor allem Piercings müssten unbedingt abgeklebt werden, ergänzt Hussy. So kann das Risiko, hängen zu bleiben, zumindest reduzieren werden.