1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Tourismus: Tourismus: Anzeichen ernst nehmen

Tourismus Tourismus: Anzeichen ernst nehmen

13.08.2003, 10:41
Symptome nicht auf die leichte Schulter nehmen und vorbeugen, beispielsweise durch Impfen - Krankheiten als Mitbringsel drohen nach dem Urlaub in den Tropen ebenso wie nach der Mittelmeerreise. (Foto: dpa)
Symptome nicht auf die leichte Schulter nehmen und vorbeugen, beispielsweise durch Impfen - Krankheiten als Mitbringsel drohen nach dem Urlaub in den Tropen ebenso wie nach der Mittelmeerreise. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Das schönste am Urlaub sind mitunter die Erinnerungen. Diese werden jedoch schnell getrübt, wenn nach der Reise Schmerzen oder Ausschläge auftreten und der zurückgekehrte Urlauber dann mit hohem Fieber das Bett hüten muss. «Gefährliche Urlaubskrankheiten haben viele Gesichter und melden sich oft erst, wenn der Reisende schon längst wieder zu Hause ist», weiß Hans Dieter Nothdurft, Wissenschaftler und Tropenmediziner an der Universität München. Anzeichen auf Krankheiten sollten - nicht nur nach Reisen in tropische Länder - ernst genommen werden.

«Besonders verdächtig ist es, wenn nach einer Reise Übelkeit, Durchfall, Fieber oder Hautveränderungen auftreten», warnt Nothdurft. Dahinter können sich gefährliche Krankheiten verbergen. Experten wissen: Die hoch ansteckende Hepatitis A und Malaria tropica zählen zu den häufigsten unerwünschten Urlaubsmitbringseln. Je 1000 Fälle werden Jahr für Jahr in Deutschland gemeldet. Auch das Dengue-Fieber werde zu einem immer größeren Problem, so Nothdurft. Selbst Typhus sei keine Seltenheit: «Im Schnitt erkrankt einer von 3000 Reisenden daran», weiß Professor Gerd Burchard vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.

Gemeinsam sind den Krankheiten ihre langen Inkubationszeiten. «Während der Hepatitis-A-Virus bereits nach acht bis zehn Tagen ausbricht, kann es bei Malaria schon einmal bis zu drei Monaten dauern», erklärt Burchard. Auch wer sich Typhus eingefangen habe, bekomme dies erst nach zehn bis 14 Tagen zu spüren. Neben Erkrankungen durch Viren und Parasiten können auch tropische Durchfälle zu Hause für böse Überraschungen sorgen: «Keime wie Salmonellen, Amöben und Lamblien benötigen bis zu zwei Wochen, bevor sie sich im Körper einnisten», sagt Burkhard Rieke, Internist und Tropenmediziner am Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf.

Wer sich nach einem Auslandsaufenthalt krank fühlt, muss die Symptome daher genau beobachten: «Fieber und Blut im Stuhl sind Alarmzeichen für eine ernste Tropenerkrankung», warnt Rieke. Dringender Rat der Spezialisten: «Der Betroffene muss umgehend seinen Arzt aufsuchen.» Wichtig ist dabei, dass der Patient den Arzt über seinen Urlaub aufklärt und ihm nichts verschweigt.

«Tropische Infektionen können lebensbedrohliche Komplikationen mit sich bringen wie Bauchfellentzündung, akuten Darmverschluss, Herz-Kreislauf-Störungen und Entzündungen der inneren Organe», erklärt Burchard. Auch Todesfälle sind keine Seltenheit. Vor allem ältere Urlauber müssen auf der Hut sein: «Für einen über 50-Jährigen kann eine Hepatitis-A-Erkrankung tödlich sein.»

Zudem besteht die Gefahr, dass erkrankte Urlaubsrückkehrer, die nicht rechzeitig zum Arzt gehen, andere anstecken: Gründliches Händewaschen sei besonders wichtig, rät Rieke. Generell sollte nach Aussage der Experten besonders auf Hygiene geachtet werden, um Angehörige zu schützen: Benutzte Handtücher, Waschlappen, Bett- und Unterwäsche sicherheitshalber immer auskochen, auch die Toilette täglich desinfizieren.

Berufstätige müssen dagegen nach Burchards Worten dagegen keine Angst vor erkrankten Kollegen haben: «Eine Ansteckung kommt hier so gut wie nie vor.» Ausnahmen sieht er jedoch für einige Berufsgruppen: «Mitarbeiter aus der Lebensmittelbranche und in der Gastronomie müssen vorsichtig sein.»

Grundsätzlich sollten Urlauber schon vor der Reise vorbeugen: Neben Impfschutz sind ausreichende Informationen über das Reiseziel wichtig. Laut Nothdurft erfolgen zum Beispiel viele Infektionen mit Hepatitis-A-Viren in Mittelmeerländern, für die laut Veranstalterkatalog gar kein Impfschutz nötig ist. Dazu zählten Tunesien, Marokko, Ägypten und die Türkei. Ebenso wüssten nur wenige, dass in Thailand das Dengue-Fieber grassiert und durch eine Mücke übertragen wird. «Da helfen nur Mückenschutz und lange Ärmel.» Veranstalter verschwiegen solche Informationen, um ihr Angebot besser zu verkaufen, kritisiert Nothdurft.

Dass der Happy-Hour-Drink - wie hin und wieder behauptet - vor Durchfall schützt, sei ein Märchen, sagen die Experten. Studien hätten bei Scotch zwar eine besonders desinfizierende Wirkung nachgewiesen, erklärt Rieke. Bis diese sich entfalte, müssten jedoch Mengen getrunken werden, die eine tödliche Alkoholvergiftung nach sich ziehen. Langzeitschäden ziehen die typischen Urlaubskrankheiten nicht nach sich. Die von Burchard genannten übrig bleibenden Alternativen klingen allerdings nicht hundertprozentig beruhigend: «Entweder man kuriert es aus oder man stirbt daran.»

Informationen: Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG), c/o Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg (Tel.: 040/42 81 84 78).