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Tiergestützte Behandlung Tiergestützte Behandlung: Therapie mit Alpakas

Von SIGRID REHAK 31.05.2011, 13:42

Halle (Saale)/MZ. - Seit 2007 bietet die Lehrerin Veronika Sprenger aus Coswig (Sachsen) eine solche tiergestützte Behandlung nebenberuflich an. Sprenger hält fünf Alpakas privat und therapiert psychisch gestörte Schüler der Mittelschule Coswig-Kötitz.

Die Kinder werden meist zwischen einem und drei Jahren betreut. Sprengers fünf Alpakas Debbie, Apachi, Pago, Hanami und Cheyenne sind wegen ihres sanftmütigen und geduldigen Wesens und des knuddeligen Aussehens bestens geeignet. Sie bauen Vertrauen bei Kindern auf, öffnen deren Seele für Therapiezwecke und schaffen Abstand von alltäglichen Problemen.

"Ich hatte Kinder, die fast nie zum Unterricht kamen wegen Brechreiz oder Erbrechen", berichtet Sprenger. Einige galten als "nicht beschulbar", störten den Unterricht permanent und überforderten Lehrer, Mitschüler und Eltern. Sprenger wollte professionell helfen, absolvierte eine Ausbildung am Institut für soziales Lernen mit Tieren in Wedemark und absolvierte Praktika bei Einrichtungen, die bereits seit Jahren mit Alpakas therapieren.

Ist der erste Kontakt der Kinder zu den Tieren aufgebaut, führen die Kinder die Alpakas selbstständig am Halfter spazieren oder über einen Parcours mit Hindernissen. Nur wenn sie die Tiere richtig ansprechen, folgen diese auch. "Cheyenne tut sich leichter, wenn du mit ihm klar und deutlich sprichst, Jaqueline", fordert die Lehrerin die Elfjährige auf. Diese wirkt zaghaft und ängstlich. Ihre Kommandos an das Alpaka kommen zunächst leise und kaum hörbar.

Minuten später spricht Jaqueline lautere und klarere Aufforderungen: "Links! Rechts!" Alpaka Cheyenne macht mit und das Mädchen lächelt. Sie hat eine sehr schwere Kindheit, erklärt Sprenger, war bis vor Kurzem in einem Kinderheim und kaum ansprechbar. "Langsam finden wir einen gemeinsamen Zugang."

Der 13-jährige Johann neigt hingegen zu Aggressionen und Wutausbrüchen. Der Junge leidet unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADHS) und wird seit Monaten therapiert. "Meine Eltern sagen immer, dass ich schon ruhiger geworden bin." Das spürt auch die Therapeutin. Johann musste im Umgang mit den Tieren Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Verantwortung entwickeln.

"Es gibt eine positive Bestätigung durch die Tiere", sagt die Lehrerin. Sonst bekämen die Schüler immer nur durch negative Sachverhalte Aufmerksamkeit. "Diese Bestätigung verändert das Selbstbewusstsein der Kinder", berichtet Sprenger. Sie freut sich über jedes Dankeschön. Das schönste bisher stand mit krakeliger Schrift auf einem Zettel: "Vielen Dank, dass Sie mich wieder mutig und stark gemacht haben."

Die tiergestützte Therapie mit Alpakas von Veronika Sprenger richtet sich nicht nur an die Schüler ihrer Schule in Coswig, sondern an alle Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten;