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Studie zeigt Studie Uniklinik Düsseldorf: Noch immer rauchen viel zu viele Deutsche

06.04.2018, 10:54
Der Rauchkonsum ist in Deutschland noch immer auf einem hohen Niveau,
Der Rauchkonsum ist in Deutschland noch immer auf einem hohen Niveau, picture alliance / Patrick Seege

Düsseldorf - Die Zahlen sind erschreckend: Deutschland ist noch immer eine Rauchernation. Fast jeder dritte Mann und fast jede vierte Frau greift regelmäßig zum Glimmstengel.

Vergleich zu europäischen Nachbarn richtig hoch

Die Folgen sind gravierend. Eine Studie der Universität Düsseldorf ist nun zu der Erkenntnis gekommen: Im Vergleich zu den europäischen Nachbarn ist der Konsum hierzulande noch immer viel zu hoch.

Deutschland, du Raucherland: Trotz Warnhinweise aller Orten, zugekleisterter Zigarettenverpackung und Werbeverbot in TV und Kino, gehört Rauchen noch immer zum großen Laster der Deutschen.

Das ist das Ergebnis der Studie unter der Leitung von Professor Daniel Kotz. Der Suchtforscher hat mit Melanie Böckmann und Sabrina Kastaun die Nutzung von Tabak und E-Zigaretten untersucht (hier geht es zur Studie). 12.200 Menschen wurden über zwei Jahre hinweg befragt. Das Ergebnis: 32 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen rauchen.

Rauchen hat schlimme Folgen 

Die Folgen des Rauchens sind gravierend. Jedes Jahr sterben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit rund sechs Millionen Menschen nur an den Folgen des Rauchens. In Deutschland sind es 125000 im Jahr – das sind rund 342 pro Tag. 13 Prozent aller Todesfälle in Deutschland sind aufs Rauchen zurückzuführen. Besonders erschreckend ist die Zahl der jungen Raucher: 35 Prozent der Teilnehmer zwischen 18 und 24 greifen zum Glimmstengel - die zweitgrößte Gruppe.

Im Durchschnitt pafft der Deutsche 14 Zigaretten pro Tag. Doch es gibt Ausschläge - nach oben und unten. Einige Probanden gaben weniger an, manche sogar bis zu 80 Stück am Tag. 13,3 Prozent greifen in den ersten fünf Minuten nach dem Wachwerden sofort zur Kippe, 35,5 Prozent sind es zwischen der 6. und 30. Minute. 

Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern

Zwischen den Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede: Nordrhein-Westfalen liegt mit 30 Prozent im oberen Drittel, Spitzenreiter beim Tabakkonsum ist Brandenburg mit 42,6 Prozent und mit 18,1 Prozent wird in Hessen am wenigsten geraucht. 28,1 Prozent der Rauchenden hatten im letzten Jahr den Versuch unternommen, mit dem Rauchen aufzuhören. Häufigste Methode war die E-Zigarette (9,1 Prozent).

Doch wer jetzt mit den Deutschen hart ins Gericht geht, sollte einmal einen Blick in andere Länder in Europa werfen. Vor allem in Griechenland sind die Zahlen erschreckend. 37 Prozent aller Hellenen greifen regelmäßig zur Kippe. In Deutschland sind es 28,3 Prozent. Vorbildlicher geht es vor allen Dingen in den Niederlande (19%), Belgien (19%) und den baltischen Staaten zu. In Schweden liegt der Anteil der Raucher bei nur sieben Prozent.

Nichtraucherschutz hat viel zur schlechten Situation beigetragen

Laut Studie hat auch der weniger strenge Nichtraucherschutz hierzulande dazu beitragen. Denn während in Italien, Irland oder Finnland sogar Rauchverbote in Autos eingeführt wurde, darf in Deutschland noch offen für Tabak geworben werden. Mediziner Kotz: „In Deutschland gibt es eine mangelhafte Umsetzung der Tabakkontrolle“. Er empfiehlt die Erhöhung der Tabaksteuer, das Verbot von Tabakwerbung. Doch bis dahin sei es ein langer Weg, befürchtet Kotz. Die Tabak-Lobby habe einen hohen Einfluss auf die Politik. „Die Tabak-Industrie setzt Milliarden um“, so Kotz.

Der Mediziner ist sich sicher: Die Sucht fängt früh an. „Die Tabakplakate auf der Straße sprechen die jungen Leute an, die eh schon anfällig sind. Es fängt in den frühen Jahren an. Ich würde mal sagen: 90 Prozent aller Erwachsenen die rauchen, haben im jugendlichen Alter angefangen.“

Jugendliche sind Tabakwerbung ausgeliefert

Generell ließe sich aber sagen, das „Rauchen in den letzten Jahren bei den Jugendlichen eher abgenommen hat“, sagt Kotz. Vor allem die zahlreichen Präventionsmaßnahmen an Schulen wie „Smart, don’t start“ seien ein Erfolg. Problem bei der Sache: „Wenn die Jugendlichen dann die Schule verlassen, sehen sie im Kiosk eine Tabakwand und drei Tabakplakate auf dem Weg nach Hause.“

Übrigens: Einen höheren Konsum führen die Suchtforscher auf geringes Einkommen und einen niedrigeren Schulabschluss zurück, ist sich Kotz sicher: „Da gibt es lineare Verbindungen. Je geringer das Einkommen und niedriger der Abschluss, desto mehr wird geraucht“.

E-Zigarette immer mehr auf dem Vormarsch

Die neue Fluppe ist die, die keine Glut braucht. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Raucher, die nicht mehr zum Glimmstengel,aber dafür zur E-Zigarette greifen, drastisch zugenommen. Jeder Zehnte hat schon einmal eine E-Zigarette probiert. Auch hier sagt die Studie ganz klar: Es sind die Raucher, die zur E-Zigarette greifen. Jeder fünfte Teilnehmer der Umfrage gab an, auch E-Zigaretten neben den normalen Tabakzigaretten zu konsumieren.

Bei der neuen Kippenform spielt vor allem die Variation der Duftstoffe eine große Rolle (35,9 Prozent). Der Versuch, weniger Tabak zu konsumieren, ist ebenfalls ein wichtiger Grund (33,5 Prozent). Bedenklich: Vor allem für Teenager ist die E-Zigarette der Einstieg ins Raucherbusiness. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) birgt das eine ganz besondere Gefahr. „Es gilt ganz klar zu verhindern, dass junge Menschen durch den Konsum von E-Zigaretten und E-Shishas zum Tabakrauchen angeregt werden“, sagt Heidrun Thaiss, die Leiterin der BZgA.