Test Opels Frontera ist ein preiswerter Stromer
Für 28.990 Euro bietet Opel das elektrische SUV Frontera mit 113 PS an. Die Reichweite liegt bei 305 Kilometern. Auf Wunsch gibt es sieben Sitze.

Halle / Saale - Der Name wird altgedienten Opel-Fans bekannt vorkommen: Frontera. Unter diesen Namen schickte die Marke mit dem Blitz von 1991 bis 2004 einen rustikalen Geländewagen ins Rennen. Der Frontera war 1993 und 1994 in Europa der meistverkaufte Geländewagen, klassisch ausgerüstet mit Diesel- und Benzinmotoren. Sogar einen Sechszylinder-Ottomotor gab es, als noch kaum wer über Elektroautos sprach. Zwanzig Jahre später kommt kein Hersteller mehr um E-Angebote herum, auch Opel nicht. Die Marke hat es 2024 geschafft, dass nun in jeder derzeit produzierten Modellreihe elektrische und elektrisierte Autos gekauft werden können.
Mit dem Frontera will Opel über den Preis Kunden locken, die aber dennoch Vorzüge der Elektromobilität nutzen möchten, sei es mit einem rein elektrisches Modell (113 PS) oder als Mildhybrid (100 oder 136 PS). Diesel gibt es gar nicht mehr. Opel ruft für den reinelektrischen Frontera 29.990 Euro auf (Hybridversion ab 23. 900 Euro). Von einem billigen Auto spricht der Hersteller beim Frontera Electric nicht, öfter aber von einem „einfachen“, „simplen“, „robustem“ Fahrzeug. Der Stromer wie auch der Hybrid sind auf das Nötigste reduziert, um abgasfrei bzw. mit weniger Abgas von A nach B zu kommen. Sehr stark vereinfacht könnte man es auch so sagen: Mehr Auto braucht keine Mensch - wenn da nicht die Träume wären.
Der Elektromotor im Frontera Electric leistet 113 PS. Die Kraft liefert eine Batterie mit 44 kWh, die wie üblich bei E-Autos flach im Fahrzeugboden verbaut ist. Bei den Fahrleistungen und der Reichweite reißt der rein elektrische Frontera keine Bäume aus, wie bei den Testfahrten erlebbar war. Der Norm-Verbrauch liegt bei 18,2 kWh pro 100 Kilometer. Den brachialen Anzug, den man von reinen Elektroautos gewöhnt ist, gibt es beim Frontera Electic nicht, eher schiebt dieser Stromer sanft an. Es geht zügig voran, aber nicht so, dass man in die Sitze gedrückt wird. Die Datenliste nennt knapp über 12 Sekunden für den Sprit von 0 auf 100 km/h. Untermotorisiert kommt man sich damit aber im alltägliche Verkehr, auf Bergstrecken und Autobahnen, nicht vor - man muss sich nur darauf einstellen, beim Überholen etwa, was natürlich ausreichend zügig und sicher absolviert wird.
Das Fahrwerk ist weich und angenehm, um Bodenwellen, Schlaglöcher und Bordsteinkanten zu überrollen. Die Lenkung reagiert präzise genug und eher direkt, um auch schnelle Kurven gut in Angriff nehmen zu können. Dann sind kaum Wankneigungen des Aufbaus spürbar. Der Blick auf den Tacho des Elektrikers wird bei „Vollgas“ ernüchtern, ist aber Teil dieser Frontera-Strategie. Bei 140 km/h ist nach gutem Anlauf Schluss. Wenn man das nicht immer ausschöpft, verspricht Opel eine Reichweite von 305 Kilometer, realistischerweise ist eher mit 270 - 280 Kilometern zu rechnen. Auf der Autobahn wird man wohl kurz nach der 200er-Marke anfangen, nach Lademöglichkeiten zu suchen. Dank Schnellladefunktion lässt sich die Batterie des Frontera Electric in weniger als 30 Minuten auf 80 Prozent laden. Wer mehr Reichweite will, kann diese nun bestellen: Der Frontera Electric „Extended Range“ ist leistungsstärker, schafft mit neuer 54 kWh-Batterie bis zu 408 Kilometer (Norm) ohne Ladestopp. Die Version mit größerem Akku ist ab 31.190 Euro erhältlich,
Das Platzangebot im Frontera Electric ist sehr gut, viel Ablagen, viel Platz für die Hinterbänkler, bequemes Einsteigen im Fonds. Der Kofferraum fasst 460 Liter, mit umgelegten Rücklehnen werden es 1.600 Liter eben Ladefläche, gut erreichbar über eine niedrige Ladekante (77 Zentimeter). Als originelles Extra macht Opel im Zubehör der Kundschaft gleich noch ein Dachzelt schmackhaft. Das Cockpit wird von zwei Zehn-Zoll-Bildschirmen dominiert, es gibt sich modern und aufgeräumt. Entscheidet man sich für die Einstiegsvariante, läuft dann alles über das kompatible Smartphone, ohne Mulitfunktionszentral, steuerbar aber auch über das Lenkrad. Dazu kommen ausreichend viele USB-Anschlüsse und eine induktive Ladeschale.
Wo merkt man, dass Opel bei Stromer gespart hat? Innen natürlich, wo das überaus schicke, gelungene Design ins Auge fällt, aber überall Hartplastik eingesetzt wurde. Chrom sucht man vergeblich am Auto. Die Felgen sind aus lackieretem Stahl und es wird veganes Leder eingesetzt. Darüber hinaus ist das Auto zu 85 Prozent recycelbar und 95 Prozent der Materialien sind wiederverwendbar. Angeboten werden nur zwei Ausstattungslinien. Und klar, technische Möglichkeiten beim Antrieb wurden nicht ausgereizt. Die Batterie etwa ist eine Lithium-Eisen-Batterien, preiswerter als die Lithium-Ionen-Batterie, aber nicht so ausdauernd. Und ein Unikum gibt es noch: Der Zündschlüssel ist wie anno dunnemals ein mechanischer Zündschlüssel, den man ins Zündschloss steckt.
Na und? Auf diese Opel-Konzept kann man sich einlassen, weil man für den Preise eine ansehnliche Menge Elektromobilität erhält. Da müssen sich Konkurrenten strecken. Freilich, nicht alles, was möglich ist, wird angeboten, sondern das, was für diesen Preis sinnvoll und machbar ist. Das ist den Opel-Leuten beim neuen Frontera eindrucksvoll gelungen. Wer mehr Leistung und Komfort will, kann bei anderen Modellen der Marke oder auf dem Markt jede Menge mehr Geld auszugeben.
Technische Daten Frontera Electric:
Antrieb: Elektromotor mit 113 PS
Ladezeit: an Schnellladesäulen 80 Prozent Ladung in 30 Minuten
Reichweite: max. 305 km
Höchsttempo: 140 km/h
Länge: 4,39 m
Kofferraum: 460 l
Preis: ab 28. 990 Euro