Studie Studie: Mit Viagra gegen lebensbedrohlichen Lungenhochdruck

Gießen/dpa. - Das Potenzmittel Viagra kann einer Gießener Studiezufolge Patienten mit lebensbedrohlichem Lungenhochdruck helfen. Beieiner Untersuchung auf dem Mount Everest haben die Forschernachgewiesen, dass der Wirkstoff Sildenafil den Druck in denLungengefäßen senkt und die Sauerstoffaufnahme verbessert. Der neueBehandlungsansatz könne Belastbarkeit und Lebensqualität derBetroffenen deutlich steigern, sagte Studienleiter Prof. FriedrichGrimminger am Montag. Die Höhenstudie mit 14 Bergsteigern ist in derFachzeitschrift «Annals of Internal Medicine» veröffentlicht.
Die Wirkung beruht auf einer biochemischen Ähnlichkeit von Penisund Lunge: In beiden Organen - und fast nur dort - findet sich dasEnzym Phosphodiesterase in hohen Dosen. Im Penis kann es eineErektion abschwächen, in der Lunge zur Verengung der Blutgefäßebeitragen. Sildenafil hemmt gezielt dieses Enzym und verhilft damitMännern mit Potenzstörungen zu dauerhaften Erektionen und - nach denGießener Ergebnissen - Patienten mit Lungenhochdruck zu einerbesseren Lungendurchblutung. Das Mittel könne aber erst nachAbschluss einer weltweiten Studie zur Behandlung von Lungenhochdruckzugelassen werden, berichtete Grimminger.
Im Frühjahr 2003 hatten die Lungenforscher 14 freiwillige, gesundeLeistungssportler in der Höhenluft am Mount Everest untersucht.«Während sich die Umbauprozesse der Lungengefäße bei Kranken überJahre oder Jahrzehnte entwickeln, geschieht das im Hochgebirge inwenigen Wochen wie im Zeitraffer», erklärte Grimminger. DieErgebnisse der Höhenstudie hätten Voruntersuchungen von GießenerWissenschaftlern und weiteren Arbeitsgruppen bestätigt.
Der Viagra-Wirkstoff senke den Lungenhochdruck, ohne den Blutdruckim Körperkreislauf zu beeinflussen, betonte Oberarzt ArdeschirGhofrani. Bei bisherigen Therapien gelten starke Blutdruckabfälle bishin zum Kreislaufkollaps als eine gefürchtete Komplikation.
In Deutschland leiden bis zu zehn Prozent der Bevölkerung anLungenhochdruck, medizinisch pulmonale Hypertonie genannt. Patientenklagen unter anderem über Atemnot bei körperlicher Belastung,Brustenge und Herzrasen. Weil die Lungengefäße bei der Erkrankungstark verengt sind, muss das Herz erhebliche Kraft aufwenden, um dasBlut durch die Lunge zu pumpen. Wird die Störung nicht rechtzeitigerkannt und behandelt, können Betroffene an Herzversagen sterben.