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Was ist die Norm? Sexuelle Fantasien wissenschaftlich untersucht

03.11.2014, 15:38
Die Fantasie kennt keine Grenzen. Das gilt auch für den Sex. Eine neue Studie macht Sexfantasien zum Gegenstand der Wissenschaft.
Die Fantasie kennt keine Grenzen. Das gilt auch für den Sex. Eine neue Studie macht Sexfantasien zum Gegenstand der Wissenschaft. imago/Medicimage (Symbolbild) Lizenz

Seitensprünge, Sex zu dritt oder sadomasochistische Szenen? Welche sexuellen Fantasien sind eigentlich üblich beziehungsweise normal? Welche dagegen schon krankhaft? Wissenschaftler der Université du Québec à Montréal haben sich kürzlich in einer Studie mit dem sexuellen Kopf-Kino beschäftigt. Hintergrund ist, dass sexuelle Fantasien bei der Diagnose psychischer Störungen eine Rolle spielen. Obwohl es viele Theorien zu abnormen sexuellen Fantasien gebe, beschreibe die Fachliteratur diese sogenannte Paraphilien nicht näher, schreiben die Wissenschaftler auf der Internetseite der Universität Montréal.

„Klinisch gesehen wissen wir natürlich, was pathologische Fantasien sind“, so Studienleiter Christian Joyal. Sie hätten etwa damit zu tun, Schmerz auszuüben, oder jemanden zum Sex zu zwingen. Aber was ist in der Bevölkerung generell abnorm oder atypisch?, fragten sich die Forscher. Um das herauszufinden, befragten sie mehr als 1500 Erwachsene (davon etwa 800 Männer und 700 Frauen) im Alter von durchschnittlich 30 Jahren. Die Probanden sollten in einem Fragebogen zu 55 sexuellen Fantasien angeben, ob sie diese schon einmal hatten, und ihren Favorit im Detail beschreiben.

Nur wenig ist tatsächlich „unnormal“

„Unser Hauptziel war es, Normen von sexuellen Fantasien zu spezifizieren - ein essenzieller Schritt, um Pathologien zu definieren“, so Joyal, dessen Erkenntnisse kürzlich im „Journal of Sexual Medicine“ veröffentlicht wurden. „Und wie wir vermuteten, gibt es deutlich mehr übliche Fantasien als atypische.“ Nur sehr wenige Sexfantasien sind tatsächlich selten, also unnormal: 2,3 Prozent der Probanden stellten sich Sex mit einem Kind oder einem Tier vor. Diese Fantasien fallen also auch dieser empirischen Untersuchung zufolge in die Kategorie „unnormal“.

Frauen haben häufig Unterwerfungs-Fantasien

Als „unüblich“ kategorisierten die Forscher Fantasien, in denen Urin eine Rolle spielte, außerdem Sex mit Prostituierten oder einer benommenen Person. Weniger als 16 Prozent der Teilnehmer erklärten, solche Vorstellungen zu haben.

30 der 55 Sexfantasien hatten sich allerdings mehr als die Hälfte der Probanden schon vorgestellt: etwa Sex in der Öffentlichkeit oder das Dominiert-Werden durch den Partner.

Gerade Frauen haben der Studie zufolge häufig Unterwerfungs-Fantasien. Allerdings: Sie unterscheiden sehr deutlich zwischen Fantasie und tatsächlichem Verlangen. Dementsprechend wünschten sich viele Frauen mit Unterwerfungs-Fantasien nicht, dass diese Realität werden. Im Gegensatz dazu hofften viele Männer, dass ihre Sexträume sich erfüllen.

Männer träumen oft vom Sex mit zwei Frauen

„Typische“ Fantasien von Frauen (etwa 85 Prozent der Frauen) beinhalteten Sex an romantischen Orten. Männer träumten typischerweise vom Sex mit zwei Frauen (etwa 85 Prozent der Männer). Der Partner spielte in den sexuellen Vorstellungen von Frauen eine viel größere Rolle als die Partnerin bei den Männern. Generell fantasierten deutlich mehr Männer über Seitensprünge als Frauen. Männer stellten sich der Untersuchung zufolge auch gerne Analsex mit einer Frau vor. Sie fantasierten außerdem, wie ihre Partnerin mit einem anderen Mann schläft. Evolutionär seien diese typischen Sehnsüchte von Männern nicht zu erklären, analysierten die Wissenschaftler. (rer)

Nur wenige Sexfantasien sind einer Studie zufolge tatsächlich selten.
Nur wenige Sexfantasien sind einer Studie zufolge tatsächlich selten.
dpa (Symbolbild) Lizenz