Sehprobleme Sehprobleme: Haarscharf sehen ohne Brille
Halle/MZ. - Voraussetzung ist, dass sich Interessierte wegen der individuellen Anpassung an einen Fachmann wenden. Das ist der Augenarzt oder ein spezialisierter Augenoptiker. "Auch Optikermeister oder studierte Augenoptiker sind befähigt, Kontaktlinsen fachmännisch anzupassen", sagt Dietrich Kloevekorn-Norgall, Inhaber von Trothe-Optik in Halle. Selbstverständlich rate jeder verantwortungsbewusste Optiker dann zu einer Vorstellung beim Augenarzt, wenn ganz spezifische Erkrankungen vorliegen.
Die Fachleute untersuchen die Augen gründlich und informieren über die verschiedenen Kontaktlinsenmaterialien und -typen. Es gibt formstabile, im allgemeinen Sprachgebrauch "harte Linsen" genannt, und flexible, auch "weiche Linsen" genannt. Diese wiederum unterscheiden sich in ihrem Wasseraufnahmevermögen und damit in ihrer Durchlässigkeit für Sauerstoff. Es gibt Linsen mit hohem oder niederem Wassergehalt.
Oft fehlt Feuchtigkeit
A und O für die Akzeptanz einer Kontaktlinse ist der Tragekomfort. Etwa die Hälfte aller Kontaktlinsen-Aussteiger gibt ein ungutes Gefühl im Auge als Grund für den erneuten Griff zur Brille an, etwa 40 Prozent davon klagen über Trockenheitssymptome. "Viele meiner Patienten tragen ihre Kontaktlinsen länger als acht oder zehn Stunden", weiß Dr. Gudrun Bischoff, Augenärztin und Vorsitzende der Augenärztlichen Kontaktlinsengesellschaft, aus ihrem Praxis-Alltag.
"Mit der Entwicklung eines integrierten Feuchtigkeitsspeichers sind nun Silikon-Hydrogel-Linsen verfügbar, die eine optimale Sauerstoff-Versorgung des Auges gewährleisten und darüber hinaus sehr angenehm zu tragen sind."
Zwar wurde bereits mit der Entwicklung der Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen das Tragen weicher Kontaktlinsen unter anderem wegen ihrer höheren Sauerstoffdurchlässigkeit "gesünder", doch aufgrund ihres Silikonanteils sind sie bis zu sechs Mal steifer und fester als herkömmliche Hydrogel-Linsen - und damit natürlich auch unbequemer zu tragen. Das heißt, mit Silikonhydrogel-Materialien gibt es nun zwar Linsen, die man aus gesundheitlicher Sicht bedenkenlos wochenlang ununterbrochen tragen könnte, doch sind sie meist unbequemer als ihre Vorgängermodelle.
Hinzu kommt, dass Silikon ein wasserabweisendes Material ist, so dass auf einer Silikon-Linse Wasser sofort abperlt und kein Feuchtigkeits-Film gebildet werden kann, auf dem das Augenlid gleiten könnte.
"Darüber hinaus sind Kontaktlinsen, die eine schlechte Benetzbarkeit aufweisen, laut Studien deutlich anfälliger für Protein-Ablagerungen", sagt Bischoff. Daher würden herkömmliche Silikon-Hydrogellinsen nunmehr einer Oberflächenbehandlung unterzogen, um zumindest die Kontaktfläche von Linse und Auge wasseranziehend zu machen. Ein solcher Nachbehandlungsschritt birgt laut Bischoff zwei gravierende Nachteile: Zum einen wird die feine Oberflächenstruktur durch die nachträgliche Plasma-Auflagerung rauer, was sich negativ auf den Tragekomfort auswirkt. Gleichzeitig begünstigt eine raue Oberfläche die Ablagerung von Proteinen. Zum anderen speichert eine Linse, die im Inneren nach wie vor wasserabweisend ist, auch nur wenig Feuchtigkeit und ist daher recht unflexibel - ein weiterer Faktor, der das Fremdkörper-Gefühl im Auge verstärkt.
Neue Linse entwickelt
Abhilfe soll eine Neuentwicklung schaffen, bei der ein Feuchtigkeit bindendes Molekül integriert wird: die so genannte Hydraclear-Technologie. "Dahinter verbirgt sich die Kombination der Silikonhydrogel-Matrix mit einem speziellen Polymer, einem langkettigen Molekül, das chemisch zur PVP-Familie gehört", erklärt die Augenärztin.
Dieses Polymer ist ein Benetzungsmittel, das schnell Wasser bindet und Feuchtigkeit lange speichert. Da es in der gesamten Kontaktlinsen-Matrix vorhanden ist und Eigenschaften eines Gleitmittels besitzt, sei die Kontaktlinse geschmeidig, benetzbar und resistent gegen Proteinablagerungen - ohne nachträgliche Oberflächenbehandlung, erklärt Dr. Gudrun Bischoff. Untersuchungen an der ersten Kontaktlinse mit Hydraclear-Technologie hätten ergeben, dass diese Linse drei Mal sauerstoffdurchlässiger und nur anderthalb mal fester ist als herkömmliche Hydrogel-Linsen. Kontaktlinsen mit Hydraclear-Technologie sind nach Auskunft der Augenärztlichen Kontaktlinsengesellschaft seit einigen Monaten auch zum Ausgleich der häufig auftretenden Hornhautverkrümmung erhältlich.
Kristian Kloevekorn-Norgall, Diplomingenieur für internationale Augenoptik, empfiehlt die Hydra- clear-Linse vor allem für Menschen, die Sport treiben, oder für Sehgestörte, die in Büros mit trockener Luft oder Klimaanlage arbeiten. Kloevekorn-Norgall erklärt, die Linse müsse etwa alle zwei Wochen ausgetauscht werden. Die reinen Materialkosten für zwei solcher Linsen für ein Vierteljahr beliefen sich auf etwa 65 Euro.