Schwefelbäder Schwefelbäder: Muskeln entspannen sich
Halle/MZ. - Die wohltuende, schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung beruht auf mehreren Faktoren. "Wie bei allen Thermalbädern wirkt zunächst die Wärme des Wassers", erläutert Chefarzt Wolfgang Brückle von der Rheuma-Klinik in Bad Nenndorf. Die Wärmewirkung wird durch den Schwefelwasserstoff zusätzlich erhöht. "Das ist an der Rötung der Haut gut sichtbar."
Blutgefäße werden erweitert
Die Muskeln im ganzen Körper entspannen sich. Das Bindegewebe wird besser dehnbar. Blutgefäße erweitern sich, Herzschlag und Stoffwechsel nehmen zu. Die Durchblutung der Haut wird verstärkt. Das führt zu einer verbesserten Aufnahme von Sauerstoff und Mineralien.
Durch die Haut gelangt der Schwefelwasserstoff ins Blut. An Stellen, wo er gebraucht wird, trägt er dann zur Heilung bei, hemmt etwa Gelenkentzündungen oder hilft, Gelenkknorpel wieder aufzubauen. Damit sind thermale Schwefelbäder gut geeignet zur Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates. "Wir sehen sehr gute Erfolge bei Patienten mit degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen einschließlich Bandscheibenleiden, bei Morbus Bechterew, Weichteilrheumatismus, entzündlichen rheumatischen Erkrankungen und Muskelschmerzen", zählt Rheumatologe Brückle auf.
Verordnungen im Rahmen einer Kur
Schwefelbäder werden vor allem im Rahmen von Kuren verordnet. In Deutschland gibt es 31 anerkannte Kurorte mit schwefelhaltigen Heilquellen. Jede Schwefelheilquelle ist in ihrer Zusammensetzung ein Original. Mindestens ein Gramm Schwefel muss pro Liter Wasser enthalten sein, sonst darf die Quelle nicht als Heilquelle bezeichnet werden. Darüber hinaus ist der Schwefelgehalt jedoch unterschiedlich hoch. "Doch dieser Faktor sollte in seiner Gewichtigkeit zu weiteren Wirkfaktoren nicht überschätzt werden", sagt Prof. Jürgen Kleinschmidt vom Institut für Gesundheits- und Rehabilitations-Wissenschaften der Universität München. "Wichtiger als die Quantität des Schwefels ist das Know-how vor Ort im Umgang mit der Schwefelquelle und weiteren Kurortgegebenheiten." Den medizinischen Nutzen eines einmaligen Bades in einer Thermalquelle im Ausland, im Freizeitbad oder auch in der eigenen Wanne sehen Bäderkundler skeptisch. "Das kann jeweils nicht mehr sein als höchstens ein kurzes Wellness-Erlebnis zum ersten Kennenlernen", sagt Kleinschmidt. Egal, wo das Schwefelbad stattfindet: "Es sollte zehn bis 20 Minuten dauern", sagt Günter Till vom Deutschen Wellness Verband. "Dabei liegt die Wassertemperatur bei 37 bis 39 Grad."